Mit diesen Aufnahmen beginnt „Sean Combs, The Reckoning“, also „Die Abrechnung“. Sean Combs, so heißt Diddy mit bürgerlichem Namen. Man sieht, wie er telefoniert, mit seinem Anwalt, in einem Hotelzimmer in New York, kurz vor seiner Verhaftung: „Hör mir zu, ich lege jetzt auf und lasse euch Profis auf die Situation schauen. Und dann kommt ihr zu mir mit einer Lösung. Egal was. Egal was! Ihr arbeitet nicht richtig zusammen. Wir verlieren!“
Das Kamerateam, das hier filmt, hat Diddy selbst engagiert. Er wollte wohl seinen eigenen Film machen. Dass Szenen wie diese jetzt aber in der Netflix-Doku gelandet sind, geht Diddy offenbar gewaltig gegen den Strich, wie jetzt sein Anwalt erklärt: „Netflix setzt hier auf gestohlenes Material, das niemals zur Veröffentlichung freigegeben wurde. [...] Herr Combs hat Material angesammelt, seitdem er 19 war, um seine Geschichte auf seine eigene Weise zu erzählen.“
Die Macher der Doku-Serie, Regisseurin Alex Stapleton, und Rapper 50 Cent, betonen aber, dass sie das Material auf legalem Wege bekommen hätten. Stapleton: „Ich finde es auch wichtig zu erwähnen, dass die Serie nicht nur aus der Perspektive von Menschen besteht, die Sean nicht mochten.“
Im Oktober wurde Diddy ja zu vier Jahren Haft verurteilt, wegen Prostitution. Hier ist er im Gefängnis zu sehen. Eine große Rolle haben dabei auch seine Sex-Partys gespielt.
In der Doku erzählen Kindheitsfreunde jetzt, dass seine Mutter, Janice Combs, auch schon Sex-Partys organisiert haben soll, bei denen es angeblich auch Drogen gab. Und sie soll auch gewalttätig gewesen sein. Hat Diddy sich das alles also bei seiner Mama abgeschaut?
Sein Anwalt nennt die Doku jedenfalls „schändlichen Rufmord“, nicht zuletzt weil sie produziert wurde von Rapper 50 Cent. Der sagt, es gehe ihm um seine persönlichen Erfahrungen mit Diddy, bevor sie sich zerstritten haben.
50 Cent: „Ich habe mich unwohl mit ihm gefühlt. Wenn er mich gefragt hat, ob ich mit ihm einkaufen gehen will, dann habe ich das als Test empfunden. Als ob er sich dachte: 'Vielleicht wirst du mit mir spielen kommen?' Für mich ist diese Angelegenheit sehr persönlich.“
Es gehe ihm darum, Diddys wahres Gesicht zu zeigen. Wie hier, nachdem der Rapper Fans in New York getroffen hat. Diddy: „Ich brauche Desinfektionsmittel. Ich war draußen auf der Straße, bei den Leuten. Ich brauche ein Bad.“
50 Cent: „Es zeigt seinen Charakter. Das ist einer der Momente, in denen er vergessen hat, dass er gefilmt wird.“
Deswegen ärgert es Diddy wohl umso mehr, dass das jetzt alles Teil einer Doku ist, bei der nicht er das Ruder in der Hand hatte, sondern ausgerechnet sein Erzfeind...