Die richtigen Worte für ein heikles Thema findenWenn Alkohol zum Problem wird: Wie sage ich jemandem, dass er zu viel trinkt?

Feuchtfröhlich! Zu feuchtfröhlich?
Wo dieser eine Kumpel ist, da ist das Feierabend-Bier nicht weit. Trefft ihr euch mit dieser einen Freundin , ist garantiert Alkohol im Spiel - gerade im Sommer dürften viele von uns diese Situationen kennen. Hier ein Glas Wein beim Grillabend, da beim Treffen im Park zwei (oder drei? Oder vier?) Gläschen Aperol Spritz. Tatsächlich ist Alkoholkonsum ein schmaler Grat - wann wird aus Genuss Gewohnheit und aus Gewohnheit Sucht? Wann es brenzlig wird und ihr das Gespräch suchen solltet.
„Ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben” - wirklich?
Freitagabend, Grillen mit Freunden steht an. Das Essen ist vorbereitet, der Wein steht kalt. Mehrere Flaschen - sicher ist sicher! Die perfekten Voraussetzungen für einen guten Abend, oder? Schnell stellt sich heraus: Die beste Freundin ist in Trinklaune. Eigentlich hat sie sich vorgenommen, nur ein Glas (okay, vielleicht auch zwei Gläser) Wein zu trinken, schließlich will sie am nächsten Tag einiges erledigen und dementsprechend nicht in den Seilen hängen.
Stunden später sind aus zwei Gläsern gefühlt drölfzig geworden, die beste Freundin ist betrunken. Ab und an mal einen über den Durst trinken - geschenkt. Doch ausgerechnet diese Freundin fällt immer wieder mit ihrem Alkoholkonsum auf. Ein Konsum, der über das Normale hinauszugehen scheint. Wie damit umgehen?
„Ein sehr heikles Thema, das auf jeden Fall angesprochen werden sollte, je früher, desto besser”, empfiehlt die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Gespräch.
Wie immer gelte für das heikle Gespräch:
Sprecht am besten unter vier Augen - und am besten natürlich nüchtern.
Sprich von dir und deinen konkreten Beobachtungen.
Formuliere deine Gedanken in Ich-Botschaften: „Ich mache mir Sorgen um dich.”
Suche immer wieder Gespräch, auch wenn dein Gegenüber abblockt.
Versuche, die Finger von Schuldzuweisungen und Vorwürfen zu lassen!
Signalisiere (immer wieder) Unterstützung und dass du für dein Gegenüber da bist.
Achtung: „Es könnte durchaus sein, dass deine beste Freundin, dein Kumpel, dein Partner oder das Familienmitglied, um das ihr euch sorgt, das Thema herunterspielt. Er findet vielleicht gute Ausreden oder Erklärungen. Hier ist wichtig zu verstehen, dass Alkohol - egal welcher Alkohol, sprich auch das Feierabend-Bier - eine wichtige Rolle spielt. Deswegen wäre es gut, sich schon vorher zu informieren, was zu viel ist und ab wann es sich um ein Suchtverhalten handelt”, erklärt die Expertin.
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Wenn Alkohol die Partnerschaft gefährdet
Besonders schwierig sei das Thema Alkohol in einer bestehenden Partnerschaft.
Schließlich liebt man seinen Partner, man ist füreinander da, möchte gemeinsam wachsen und sich unterstützen. Aber: „Alkohol ist in seiner Wirkung ein wirklich mieser Gegner, da er auf Dauer die Persönlichkeit verändert. Menschen, die regelmäßig trinken, neigen sogar oft zu Gewalt. Wenn man hier gar nicht weiterkommt, empfehle ich eine Suchtberatung. Alkohol ist eine Droge, eine Sucht. Das erfordert eine besondere Behandlung”, rät Marquardt.
Bemerke man, dass der Partner sich nicht nur in einer „Phase” befindet, sondern ernsthaftes Suchtverhalten aufzeigt, braucht es einen Experten an der Seite. „Ein begleiteter Entzug ist bei der Krankheit Alkoholkonsum letztlich das einzige, das hilft und den Feind aus der Beziehung entfernt.”
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Ist es wirklich kurz vor zwölf, brauche man auch als Angehöriger Unterstützung und Hilfe für das eigene Wohlbefinden und um die Situation (richtig) einschätzen zu können.
Vor dem Phänomen der Co-Abhängigkeit warnt die Familienberaterin: „Oft bleiben Partner in der Beziehung und hoffen, auch über viele Jahre, den Partner doch noch bekehren zu können. Dabei opfern sie aber sich selbst auf.” Daher sei es für Angehörige wichtig, so früh wie möglich eigene Grenzen zu kennen und zu setzen.
Egal ob beste Freundin, Partner oder Familienmitglied - am Ende gilt, dass „ein Ausstieg aus dem Thema Alkohol immer von der Person, die trinkt, selbst kommen muss. Nur eine innere Erkenntnis, die Einsicht, dass der Alkohol alles zerstören kann, hilft.”
Die Expertin fasst zusammen: „Wer diese Einsicht nicht hat, wird sich nicht vom Alkohol befreien. Stattdessen wird er oder sie vom Alkohol beherrscht.”
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