Heikle Themen endlich richtig ansprechen!
Wie sage ich meiner besten Freundin, dass sie sich peinlich verhält?

In einer Freundschaft sollte man sich alles sagen können – oder?
Man ist eigentlich gut befreundet, doch auf Dauer wird es echt schwer, DIESE eine Freundin zu verteidigen: Im Restaurant ist sie unverschämt dem Personal gegenüber, unausstehlich laut, und generell wirkt es, als könnte sie sich plötzlich nicht mehr benehmen. Was tun? Ansprechen oder ignorieren?
„Jede gute und solide Freundschaft sollte Kritik aushalten können“
Hinter verschlossenen Türen ist alles super. Man ist bereits seit vielen Jahren gut befreundet – doch sobald ihr mit dieser einen Freundin das Haus verlässt, ändert sich alles: Eure beste Freundin glänzt plötzlich mit negativem, unmöglichen Verhalten - und ja, ist schlichtweg einfach peinlich! Nicht immer. Aber es kann schon vorkommen.
Was ist die logische Konsequenz? Besser nur noch in den eigenen vier Wänden treffen, Cafés, Restaurants und Co. meiden und lieber mit anderen Freunden aufsuchen?
Die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt hält für uns ein weises Sprichwort bereit: „Kritik unter vier Augen – Lob vor der Mannschaft! So lautet zwar vor allem eine Lebensweisheit im Berufsleben, aber das lässt sich auch gut auf private Fälle übertragen.“
Die Expertin ist also ganz klar dafür, ein ehrliches Gespräch aufzusuchen. Im RTL-Interview erklärt sie: „Bleibt stark und seid ehrlich! Klare Kritik kann helfen, um klarzumachen, dass dieses Verhalten unangenehm und teils vielleicht sogar respektlos war. Jede gute und solide Freundschaft sollte Kritik aushalten können.“
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Mit diesen Tipps führt ihr in Zukunft ein unangenehmes Gespräch mit links
„Wichtig ist dabei aber, dass ihr die Kritik in der Ich-Form äußert und nicht anklagend klingt. Du-Botschaften hingegen wirken wie Giftpfeile, mit ihnen wird eine sachliche oder ruhige Argumentation eher schwierig, denn deine beste Freundin wird sich sofort verteidigen wollen“, so Marquardt.
No-Gos sind zum Beispiel:
„Du hast dich gestern unmöglich verhalten! Das ging echt gar nicht.“
Andere Leute mit ins Boot holen: „Dass du gestern gar kein Trinkgeld gegeben hast, war unmöglich. Das sehen Tina und Julian übrigens genauso!“
Besser:
„Ich muss dir etwas sagen, was mich gestern Abend irritiert hat. Hast du mal einen Moment?“
Folgende Regeln solltet ihr beachten, wenn ihr ein Gespräch auf Augenhöhe führen wollt:
Schaut, ob eure Freundin oder euer Kumpel überhaupt bereit ist, das Gespräch zu führen.
Plant genug Zeit für das Gespräch ein.
Sprecht unter vier Augen miteinander und in einer angenehmen Atmosphäre, in der ihr nicht so leicht von äußeren Einflüssen gestört werden könnt.
Beschreibt konkret, was ihr erlebt habt, wie die Situation für euch war. Kommt dabei kurz und knackig auf den Punkt!
Bleibt ruhig! Häufig sind wir selbst aufgebracht, wenn das Verhalten der Freundin uns getriggert hat.
Formuliert einen Wunsch für die Zukunft, wie es besser sein könnte.
Außerdem solltet ihr nicht zu viel Zeit verstreichen lassen: „Bitte teilt der Freundin oder dem Freund die Kritik auch möglichst innerhalb von 24 Stunden mit. Warum? Weil wir Menschen solch vermeintlich belanglose Situationen schnell vergessen. Es wäre also unangebracht, die Person erst zwei Wochen oder gar Monate später mit der Situation, die einem selbst unangenehm war, zu konfrontieren“, so Marquardt.
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Mit Mitgefühl in das unangenehme Gespräch starten
Man dürfe nicht vergessen: „Häufig fällt es einem selbst ja nicht einmal auf, dass man sich danebenbenommen hat. Wir sind sehr oft mit uns selbst beschäftigt – und handeln so, wie wir handeln, weil wir es in dem Moment völlig in Ordnung finden.“
Versucht außerdem ein bisschen Gnade walten zu lassen. Die Expertin erklärt: „Vielleicht hatte eure Freundin einen stressigen Tag, ist daher eher aggressiv, weil sie etwas wütend gemacht hat und ist mit den Gedanken vielleicht ganz woanders. Wenn ihr so gut befreundet seid und du ein solches Verhalten an ihr nicht kennst, sag ihr das ruhig.“
Auch dies könne ein sehr guter Einstieg in das Gespräch sein:
Zum Beispiel:
„Mensch, das hat mich aber gestern Abend irritiert, wie du dich verhalten hast. So kenne ich dich gar nicht. Ist alles okay bei dir?“
Warum? Marquardt sagt: „Mit einer solchen Formulierung transportieren wir Mitgefühl. Und das kommt in der Regel besser an als klare, direkte Kritik.“
Also: Traut euch, seid mutig und bleibt freundlich! Eine gute Freundschaft wird ein solches Gespräch überstehen – und daran wachsen können.
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