Ausgrabungen offenbaren leere Gräber
Leichen von NS-Opfern in Gedenkstätte verschwunden

Es ist eine schockierende Entdeckung!
Die „Euthanasie”-Gedenkstätte in Lüneburg sucht nach bestatteten Opfern des NS-Regimes. Eigentlich vermutete die Gedenkstättenleiterin Carola Rudnick, dass einige Gräber des Friedhofs doppelt oder dreifach belegt seien. Doch als sie mit den Ausgrabungen beginnen, ist sie fassungslos.
Die Familien sind traumatisiert
Jahrelang sind Angehörige der NS-Opfer zu den Gräbern der „Euthanasie”-Gedenkstätte gekommen, um der Verstorbenen zu gedenken. Bei der Ausgrabung diese Woche dann der Schock: Dutzende Gräber sind leer! „Für die Familien ist das total traumatisierend. Sie hatten gehofft, ihre Angehörigen gefunden zu haben und hatten einen Ort der Trauer. Das ist ihnen jetzt genommen worden“, erzählt Gedenkstättenleiterin Carola Rudnick im Gespräch mit RTL. „Wir haben Kontakt zu Familienmitgliedern der Opfer und wir müssen denen jetzt sagen, dass die Gräber ihrer Angehörigen leer sind“, so Rudnick weiter. Dabei war die Gedenkstätte auf der Suche nach etwas ganz anderem.
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Friedhofsunterlagen offensichtlich gefälscht
Die Gedenkstätte vermisst insgesamt 75 Skelette von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die dem NS-Regime zum Opfer fielen. Außerdem fehlen die Überreste vier der damals ermordeten Kinder. Um diese zu finden, soll die Ausgrabung, die diese Woche stattfand, helfen. 35 der vermissten Überreste habe man dann auch gefunden, doch die lassen sich nicht zuordnen. Carola Rudnick vermutet, dass die Friedhofsunterlagen gefälscht waren. Doch wo sind die anderen Skelette?
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Grabungen sollen fortgesetzt werden
Die sterblichen Überreste sollen jetzt gefunden und die Ausgrabung fortgesetzt werden. „Wir müssen Zeitzeugen finden, die bei der Anlage der Gräber schon lebten“, erklärt Carola Rudnick. Außerdem sollen Luftbilder des Friedhofs und ein Bodenradar bei der Suche helfen. Doch dafür muss zunächst das Innenministerium in Hannover zustimmen, um die weiteren Untersuchungen finanziell zu unterstützen.

Die „Euthanasie”-Gedenkstätte war während der Zeit des Nationalsozialismus eine Tötungsanstalt für Kinder und Jugendliche, die aufgrund körperlicher und geistiger Behinderungen ermordet wurden. 1944 wurde die Heil- und Pflegeanstalt auch eine Sammelstelle für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die als geisteskrank galten. Insgesamt seien auf dem Friedhof 305 Kinder und 143 in der NS-Zeit ermordete Erwachsene bestattet.