Vor Gericht die große WendungPolizisten schlagen Mert K. (28) krankenhausreif - doch DAMIT haben sie nicht gerechnet

„Wenn heute ein Polizeiauto mit Sirenen an mir vorbeifährt, bekomme ich einen Schock.”
Der eine Polizist hält den mit Handschellen gefesselten Mert K. fest, der andere schlägt immer wieder mit der Faust zu. Es sind grausame Szenen, die auch das Landgericht Kiel überzeugen: Der Trockenbauer wurde von den Beamten krankenhausreif geprügelt.
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Mert K. trifft sich am 2. Januar letzten Jahres mit einem Kumpel in einer Bar, sie schauen gemeinsam ein Fußballspiel. Als er sich auf den Heimweg macht, soll er in der Schöneberger Straße in Kiel plötzlich von der Polizei abgegriffen worden sein. Den Beamten soll gegen 18:45 Uhr von einer Schlägerei mit zehn Personen berichtet worden sein. Doch die finden sie nicht vor – sondern Mert und seinen Freund. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich damit nichts zu tun habe”, sagt Mert K. im Gespräch mit RTL. Der Handwerker soll seinen Ausweis vorgezeigt haben. Trotzdem wollen die Beamten den türkischstämmigen Mann durchsuchen und sollen ihn direkt an der Schulter gepackt haben.
Weil Mert sich verbal gegen die Durchsuchung gewehrt haben soll, sei den Polizisten offenbar der Kragen geplatzt. „Ich habe erst realisiert, was passiert, als ich am Boden lag.” Die Beamten sollen so heftig auf den 28-Jährigen eingeschlagen haben, dass seine Augen und Nase anfangen zu bluten. „Da hat er mir dann gesagt, zappel nicht so viel, sonst kriegst du noch eine rein”, erinnert sich Mert K. Neben Schürfwunden, stellen die Einsatzkräfte später auch eine Nasenbeinfraktur fest. Der 28-Jährige versteht die Welt nicht mehr. Erst recht nicht, als er hört, dass die Beamten Anzeige gegen ihn erstatten. Aber mit diesem Urteil, haben sie sicherlich nicht gerechnet.
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Richterin überführt Polizisten
Mert K. muss sich also vor dem Kieler Amtsgericht verantworten. Die Aussagen der Polizisten stellen ihn in kein gutes Licht. Doch der Rechtsanwalt des Handwerkers, Dr. Friedrich Fülscher, hat ein Ass im Ärmel. Er legt der Richterin Dr. Elisabeth Bellmann das Video eines Anwohners vor, das beweisen soll, dass die Beamten zuerst zugeschlagen haben. „Ein Freund von mir hat mich auf der Straße erkannt und alles gefilmt”, berichtet Mert K. Das bringt die Wendung in dem Prozess. In ihrer Urteilsbegründung erklärt die Richterin, dass Mert K. zu unrecht durchsucht wurde. Er wurde „geschlagen und malträtiert in einer Weise, die der Darstellung der Polizeibeamten in geradezu erschreckender Weise widerspricht und diametral gegenübersteht”, erklärt sie vor Gericht.
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Jetzt ermittelt die Oberstaatsanwaltschaft nicht mehr gegen den Handwerker, sondern gegen die Polizeibeamten wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung im Amt. Auf RTL Anfrage will sich die Polizei nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. „Wir möchten darauf hinweisen, dass wie in jedem Strafverfahren auch in diesem Fall bis zum Abschluss die Unschuldsvermutung gilt”, schreiben sie.
Das Vertrauen in die Polizei hat Mert K. nach dem schrecklichen Erlebnis dennoch nicht verloren: „Nicht jeder Polizist ist so. Es gibt bestimmt auch nette”, sagt er.