Passant schaut nicht einfach weg

Jörg (52) bricht mit Hirnblutung auf der Straße zusammen - jetzt sucht er seinen liebevollen Helfer!

Jörg Uthmann sucht nach seinem Helfer. Vor vier Jahren brach er vor seiner Haustür zusammen.
„Dank ihm habe ich mich nicht alleine gefühlt.”
RTL
von Annika Redmer und Jule Jänsch

Von einem Moment auf den anderen sitzt er im Rollstuhl.
Jörg Uthmann ist als Manager der Deutschen Messe erfolgreich im Job und sportlich nahezu jeden Tag aktiv. Doch plötzlich verändert ein stechender Kopfschmerz sein ganzes Leben. Der 52-Jährige liegt ein Jahr im Koma, sitzt seitdem im Rollstuhl. Bis heute - vier Jahre nach dem Vorfall - denkt er immer wieder an einen ganz bestimmten Menschen: seinen Ersthelfer.

Rückblick

Jörg Uthmann aus Hannover beginnt den Tag des 24. Januars 2020 - wie so häufig - mit etwas Sport. Ein bisschen Bewegung, ein paar Liegestütze. Plötzlich wird er übermannt von einem Kopfschmerz. „Die waren so, wie ich sie noch nie in meinen Leben hatte. Das hat mich schon nervös gemacht. Aber ich dachte, ich nehme erstmal eine Kopfschmerztablette”, erzählt er im Gespräch mit RTL. Er ruft einen befreundeten Arzt aus Kiel an. Der nimmt seine Schmerzen ernst, ruft sofort den Notarzt und gibt ihm den Tipp schon mal unten an die Straße zu gehen.

Lese-Tipp: Sie schlagen die Scheiben ein und retten ein Kind (10): Ersthelfer werden zu Helden bei E-Auto-Unfall

Jörgs Kopfschmerzen werden immer schlimmer, er kann seine Augen kaum aufhalten. Gerade an der Straße angekommen, bricht er sogar zusammen. Heute weiß man, dass eine starke Hirnblutung dahinter steckt. Der 52-Jährige fühlt sich hilflos, bis er plötzlich eine beruhigende Männerstimme wahrnimmt: „Ein Passant kam zu mir und hat gefragt ob alles in Ordnung sei. Ich habe gesagt, ich würde mich freuen, wenn er bei mir bleiben könnte, damit ich dort nicht alleine sitze.” Und genau das tut der fremde Passant.

Im Video: Ersthelfer-Held rettet Mann das Leben bei Messerangriff

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Er will seinem Helfer Danke sagen

Der Ex-Manager weiß nicht mehr genau, worüber er mit seinem Ersthelfer gesprochen hat. Aber das sei auch nicht wichtig „So blöd sich das anhört, aber ich habe mich eben nicht alleine gefühlt und das war schon sehr hilfreich. Ich fand das super, dass er einfach gefragt hat, ob ich Hilfe brauche,” erzählt er weiter. An das gute Gefühl, dass ihm die Person in dieser Situation geben konnte, erinnert sich Jörg noch bis heute. An den Namen oder das Aussehen der Person leider nicht. Deshalb ist er inzwischen - vier Jahre nach dem Vorfall - auf der Suche nach genau diesem Mann mit der beruhigenden Stimme.

Lese-Tipp: Kinder brechen im Eis ein - diese Schutzengel retten sie

Interview Jörg.jpg
„Ich denke sehr häufig daran und ich möchte jetzt einfach Dankeschön sagen”, erzählt er im Gespräch mit RTL.
RTL Nord

Koma: Jörg verpasst ein ganzes Jahr seines Lebens

Sieben Stunden dauert Jörg Uthmanns Operation am Kleinhirn nach seinem Zusammenbruch auf der Straße - es geht um Leben und Tod. Der heute 52-Jährige überlebt die OP, liegt aber ein ganzes Jahr lang im Koma. Als er das erste Mal aufwacht, ist es Januar 2021. Dass inzwischen eine Pandemie ausgebrochen ist, hat ihn völlig überrascht: „Ich war total irritiert, als mir der Arzt nicht die Hand geben wollte. Die Politiker im Fernsehen haben sich mit Bodycheck begrüßt. Ich dachte machen die jetzt etwa einen auf jugendlich?”.

Lese-Tipp: „Papa ist jetzt ein Engel” - plötzliche Hirnblutung reißt Luises (2) Vater aus dem Leben

Jörgs Muskulatur hat sich fast komplett zurück gebildet. Er kann nicht mehr laufen, ist auf seinen Rollstuhl angewiesen. Und trotzdem will er weiter kämpfen und feiert immer wieder kleine gesundheitliche Erfolge. Sein großes Ziel: Wieder laufen lernen. Und auch wenn das noch ein bisschen Geduld erfordert, hat der 52-Jährige eins definitiv schon jetzt erreicht: Eine dicke Portion Optimismus. „Das Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Ich kann meinen alten Job nicht mehr ausführen. Aber es geht auch weiter. Es sind Türen zugefallen, aber andere Türen gehen dafür auf.” Und wer weiß - bald vielleicht ja sogar die Tür seines aufmerksamen Ersthelfers. (jjä)