Diskriminierung to go oder vertretbarer Verweis?
Wirt setzt ihn vor die Tür! Weil Schwerkranker zur eigenen Wasserflasche greift

Verdruss statt Kaffeegenuss!
Ein Ehepaar setzt sich in den Außenbereich eines Lokals. Pia B. bestellt für ihren schwerkranken Mann und sich selbst zwei Cappuccini. Doch diese werden nie zubereitet. Denn es folgt ein Missverständnis, das schnell hätte geklärt werden können. Doch es kommt anders.
Rauswurf ohne Diskussion
Vor wenigen Tagen ist Pia B. mit ihrem Mann in der Innenstadt in Darmstadt (Hessen) unterwegs. Seit 19 Jahren leidet der 65-Jährige an Parkinson. Weil er erschöpft ist, steuern die beiden ein Lokal an. Er setzt sich raus, sie bestellt drinnen Getränke. Als sie zurückkommt, sagt ihr Mann, dass er jetzt seine Medikamente braucht, erzählt Pia B. im RTL-Interview. „Die muss er bis zu zehn Mal am Tag einnehmen und relativ schnell, weil sonst kriegt er große Probleme mit der Bewegung.“
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Pia B. schenkt einen Schluck Wasser in einen Becher und reicht diesen ihrem Mann, damit damit seine Medizin einnimmt. „Er war noch nicht ganz fertig, da stand schon der Eigentümer des Bistros da und hat, ohne Rückfrage, ohne mal einen Hinweis zu geben, dass das hier nicht geht, uns des Lokals verwiesen.“
Klare Ansage und keine Widerworte?
Die 63-Jährige habe dann versucht, die Situation zu erklären. „Das wollte er alles gar nicht hören.“ Die beiden stehen auf und gehen. Ihr Mann habe sich diskriminiert gefühlt, berichtet Pia B. „Stress ist für ihn das Schlechteste, was passieren kann im Alltag.“
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Pia B. ruft kurz darauf nochmal im Lokal an und fragt den Wirt, ob ihm klar sei, dass er gerade einen schwerkranken Menschen des Lokals verwiesen hat, erzählt sie. Der Gastronom habe sich nicht darauf eingelassen, sagt die 63-Jährige. „Es wäre mein Fehler gewesen. Ich hätte Wasser bei ihm bestellen müssen und nicht eigenes auspacken. [...] Von Entschuldigung keine Spur.“
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Wirt klagt über zunehmenden Fremdverzehr
Als RTL den Wirt kontaktiert, gibt er an, einen Fehler gemacht zu haben. Er habe den Mann nicht als Parkinsonkranken erkannt, zudem sei dieser an jenem Tag schon der dritte Gast mit Fremdgetränk gewesen. „Deswegen ist meine Reaktion da schon mal ein bisschen schärfer ausgefallen.“ Er erklärt, die Ausreden und Lügen der vielen Fremdverzehrer leid zu sein und dass das Problem seit Monaten „dermaßen zugenommen hat“.
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Ob Gäste mitgebrachte Getränke oder Speisen in einem Lokal verzehren dürfen, entscheidet der Betreiber selbst. Hier greift nämlich das individuelle Hausrecht. Bei Pia B. habe sich der Wirt entschuldigt, als sie kurz nach dem Vorfall nochmal angerufen und ihn am Telefon angeschrien habe. Die 63-Jährige sieht das anders. Der Wirt hätte sich gewünscht, dass die Frau nach einem Glas Leitungswasser gefragt hätte, sagt er. Dieses hätte sie sofort bekommen.
Eine Geschichte, zwei Persketiven
Der Gastronom erklärt, aus der Situation gelernt zu haben und dass so eine Situation nicht mehr entstehen werde. Pia B. hofft, dass der nächste kranke Mensch in dem Lokal anders behandelt wird. „Dass man da einfach mal hinhört.“
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Letztlich steht es Aussage gegen Aussage. Beide Seiten fühlen sich ungerecht behandelt. Und gleichzeitig fordern sie beide das Gleiche: einen respektvollen Umgang.