Konkrete Tipps
Früh anfangen! Wie ich jetzt schon mit meinem Hund für Silvester trainiere

Schon wieder fast ein Jahr vorbei!
In etwas mehr als einem Monat ist Silvester. Viele Menschen freuen sich dann, das neue Jahr mit Feuerwerk zu begrüßen. Ich nicht. Denn ich bin Hundebesitzerin. Und wie so viele Tiere findet auch meine Hündin das Geböller an Silvester gruselig und erschreckend. Um ihr den Stress in diesem Jahr etwas zu nehmen, fange ich jetzt schon mit dem Training an.
Darum bedeutet Silvester für viele Hunde Stress
Manche Hunde zittern, andere trauen sich tagelang kaum noch aus dem Haus und wieder andere bellen aus Protest, so wie meine Hündin Luna: Silvester bedeutet für viele Tiere vor allem Stress. Die Gründe dafür sind einfach, wie die angehende Hundetrainerin Kamala von Erckert erklärt: „Viele Hunde können die lauten Geräusche nicht zuordnen und verfallen deshalb in Panik. Normalerweise merken Hunde z.B. durch Vibrationen am Boden, wenn etwas Lautes auf sie zukommt, etwa einen LKW. Das fällt bei Silvesterböllern aber weg. Was man auch berücksichtigen muss, ist, dass Hunde die Geräusche sehr viel lauter hören als wir Menschen.“
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Wie genau der Hund auf diese Situation reagiere, sei sehr unterschiedlich. Hier hilft es, wenn man sein Tier schon einmal an Silvester beobachten konnte. „Dann weiß man genau, worauf man in den folgenden Jahren achten sollte”, so von Erckert. Doch auch ohne eine genaue Verhaltensanalyse gibt es einige Dinge, die man schon im Vorfeld beachten kann, damit der Hund an Silvester entspannter ist.
Da ich bereits weiß, wie viel Druck der Feiertag auf meine Hündin ausübt, werde ich die folgenden Tipps schon jetzt umsetzen:
Tipp 1: Sicheren Rückzugsort für Silvester für den Hund schaffen
Einfach ist der erste Tipp: Einen sicheren Rückzugsort, einen „Safe Space“, für den Hund einrichten. Das kann entweder, wie in meinem Fall, eine Box sein oder aber eine Höhle oder ein Hunde-Tipi. Damit der Hund sich besonders geschützt fühlt, ist es wichtig, dass der Rückzugsort rundum Schutz bietet, also auch eine Decke hat. Wenn ihr, wie ich für Luna, eine Box habt, die oben geöffnet ist, könnt ihr an Silvester ein Tuch darüber legen.
Euer Hund hat bislang noch keinen Safe Space? Dann richtet ihm jetzt schon einen ein und übt mit eurem Hund. „Gebt ihm an diesem Platz Leckerchen oder eine Kaustange, damit der Hund positive Emotionen mit dem Rückzugsort verknüpft. Er sollte an Silvester bereits wissen: Hier bin ich sicher, hierhin kann ich mich zurückziehen”, so von Erckert.
Tipp 2: Manchmal hilft es, Silvester-Geräusche vorzuspielen
Ein Klassiker, von dem auch ich schon gehört und gelesen habe, ist, dem Hund bereits im Vorfeld Silvestergeräusche vorzuspielen. Was sagt die künftige Hundetrainerin dazu? „Eigentlich ist das sehr gut, man muss aber wissen, dass viele Hunde merken, dass es sich nicht um ‚echte‘ Geräusche handelt”, erklärt von Erckert. Als Vergleich nennt sie Schussgeräusche in Filmen. „Hier reagieren die meisten Hunde ja auch nicht.“ Das ist auch bei meiner Hündin so: Während sie an Silvester bei jedem Böller laut kläfft und sich aufregt, schläft sie entspannt weiter, als ich Silvestergeräusche vorspiele.
Es gibt aber auch Hunde, die auf den „künstlichen Lärm“ anspringen. Dann sollte man darauf achten, dass man die Lautstärke langsam hochschraubt und richtig belohnt. Wenn euer Tier zum Beispiel ängstlich auf ein Geräusch reagiert, solltet ihr es in diesem Moment nicht belohnen. Sonst bestärkt ihr es in dem Verhalten. Ignorieren und „sich selbst überlassen” ist aber auch keine Lösung! Stattdessen: „Loben und bestärken, wenn der Hund ruhig und aufmerksam ist. Wenn er ängstlich oder panisch ist: Schutz und Halt bieten“, so von Erckert.
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Tipp 3: Umgebung nutzen und gezielt loben
Aber was soll ich tun, wenn meine Hündin nicht auf die „falschen” Geräusche reagiert? Einfach auf echte Geräusche ausweichen! Denn auch im Alltag gibt es, wenn man aufmerksam ist, viele geeignete Übungssituationen. „Die Müllabfuhr fährt vorbei, eine Garage wird zugeknallt, der Deckel von der Mülltonne fällt zu: Wann immer eine solche Situation auftritt, die einen Hund erschrecken könnte, können wir üben”, erklärt die angehende Hundetrainerin.
Das versuche ich! Dabei soll ich darauf achten, dass ich eine entspannte Körpersprache habe und viel lobe. Alternativ kann ich auch mit Futter belohnen. Ab jetzt sind also Leckerlis bei jedem Spaziergang dabei. Denn wer damit jetzt schon anfängt, kann seinen Hund bis Silvester schon gut auf laute Geräusche vorbereiten und entsprechend den Stress verringern. „Durch das gezielte Training sagen wir dem Hund: Hey, das machst du richtig klasse. Da war ein lautes Geräusch, aber du bist cool geblieben.“
Im Video: Was ihr AN Silvester für eure Haustiere machen könnt
Tipp 4: Konditionierte Entspannung trainieren
Der beste Tipp, ist der letzte, den ich bekomme – gleichzeitig aber auch der aufwändigste. Ich soll mit meiner Hündin Entspannung trainieren. Wie soll DAS denn gehen? Tatsächlich erscheint es ganz logisch: Durch ein Signal soll meine Luna geistig in entspannte Situationen zurücktransportiert werden. „Das kann entweder durch ein Kommando (z.B. „eeeeasy”) oder durch einen Duft geschehen”, erklärt von Erckert. Ich entscheide mich für die Duftvariante. Dann wird mir genau erklärt, wie ich vorgehen sollte:
Zunächst braucht man einen Duft, der dem eigenen Tier gefällt und der für Hunde generell geeignet ist. Sie empfiehlt besondere, natürliche Duftsprays für Hunde, die es im Haustierbedarf gibt. Von Parfums oder anderen für Menschen konzipierte Düften rät sie ab, da sie zu stark für die empfindlichen Hundenasen sind.
Der Duft wird jetzt auf ein Halstuch oder Kuscheltuch für den Hund gesprüht. Das Tuch kommt dann in ein luftundurchlässiges Behältnis, beispielsweise ein Einmachglas.
Nur wenn der Hund entspannt ist, kommt das Tuch aus dem Glas und in die Nähe des Hunds. Zunächst nur kurz und in etwas weiterer Entfernung, dann zunehmend länger und näher. So verknüpft euer Hund den Geruch immer mehr mit dem Gefühl von Entspannung. Sobald der Hund aufsteht, wird das Tuch wieder weggenommen. Wichtig: Lasst euch hier wirklich Zeit. Dieser Prozess ist nicht nach ein paar Tagen getan, sondern sollte tatsächlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Wenn das Tuch über Wochen „positiv aufgeladen” wurde, kann es dann z.B. an Silvester eingesetzt werden, um den Hund in eine ruhige Stimmung zu versetzen. Wichtig: Legt das Tuch unbedingt schon vor Beginn des Feuerwerks raus. Es ist wichtig, dass der Hund noch in einem einigermaßen entspannten Zustand ist.
Im Anschluss muss das Tuch wieder neu „positiv aufgeladen“ werden. Heißt: Bevor ihr es eurem Hund nochmal in einer Stresssituation gebt, steht erst eine längere „Entspannungsphase“ an.
Es handelt sich also um eine wirklich zeit- und übungsintensive Variante. Ich werde sie aber dennoch mit meiner Hündin ausprobieren – und hoffe, dass ich ihr Silvester so entspannter gestalten kann. Damit das neue Jahr nicht nur für mich, sondern auch für sie gut beginnt.