Setzt der Chip dem Tierleid ein Ende?Jetzt kommt der Perso für Hund und Katz – was Besitzer wissen müssen

von Anna Skibowski

Auch euer Haustier muss sich bald ausweisen können!
Denn bald müssen alle Katzen und Hunde in Deutschland verpflichtend gechipt werden. Damit sollen vor allem der illegale Welpenhandel und Qualzuchten ein Ende finden. Welche Fristen jetzt für Halter gelten, verraten wir euch im Video.

Welche Tiere sind von dem neuen Chip betroffen?

Bürgerinnen und Bürger in der Europäischen Union besitzen offiziellen Angaben zufolge mehr als 72 Millionen Hunde und 83 Millionen Katzen. Beim Handel mit den beiden Tierarten werde Schätzungen zufolge jährlich ein Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro gemacht.

Für all diese Tiere, sowie Hunde und Katzen, die noch gar nicht registriert sind, gibt es bald eine Art Personalausweis. Unterhändler von Europaparlament und EU-Staaten einigten sich in Straßburg unter anderem darauf, dass alle in der EU gehaltenen Hunde und Katzen durch einen Mikrochip identifizierbar sein müssen.

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Für die Chip-Pflicht gibt es mehrjährige Übergangsfristen. Für Hunde greift sie nach Angaben des Parlaments nach 10 und für Katzen nach 15 Jahren. Die Einigung muss noch formell von Parlament und EU-Staaten bestätigt werden.

Chip soll der „Hundemafia” endlich das Handwerk legen

Die Einigung geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission von 2023 zurück. Die Behörde hatte ihren Vorschlag unter anderem damit begründet, dass hohe Preise und eine steigende Nachfrage Anreize für illegale Geschäftemacher seien. „Der illegale Handel hat durch die Online-Werbung und die Nutzung sozialer Medien stark zugenommen, da die Täter problemlos ein breites Publikum erreichen können”, so die Kommission.

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Die Behörde teilte damals auch mit, EU-Recht gelte bislang unter anderem nur für Hunde und Katzen, die für wissenschaftliche Zwecke bestimmt seien oder etwa zu gewerblichen Zwecken transportiert würden.

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Laut EU-Kommission fälschten Kriminelle Dokumente, einschließlich falscher Impfzeugnisse für schwere Seuchen wie die Tollwut. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese begrüßte den Vorschlag. „Es ist extrem wichtig, dass wir der Hundemafia das Handwerk legen und der Beschluss wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten”, teilte Liese mit.

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Der Perso für Hund und Katz’: So funktioniert der Mikrochip

Mit der verpflichtenden Kennzeichnung von Hunden und Katzen sollen Herkunft und Gesundheitsstatus verlässlich nachgeprüft werden können. Damit soll es schwieriger werden, Hunde und Katzen, die rechtswidrig gehalten oder in die EU gebracht wurden, weiterzuverkaufen. Für die luxemburgische Grünen-Abgeordnete Tilly Metz eine sinnvolle Maßnahme. „Diese kostengünstige Maßnahme ermöglicht die Rückverfolgung der Tiere, deckt kriminelle Netzwerke auf und entlastet die Kommunen“, so Metz.

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Der Deutsche Tierschutzbund fordert schon lange eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für jeden gehaltenen Hund und jede gehaltene Katze. Nicht nur erschwere dies den illegalen Handel mit Tieren, es helfe auch gegen das Aussetzen von Tieren. Zudem könnten entlaufene Tiere schneller zu ihren Besitzern gebracht und Tierheime entlastet werden. Der Tierschutzbund empfiehlt daher, die Übergangsfrist nicht auszusitzen, sondern sofort das eigene Tier kennzeichnen und registrieren zu lassen.

Das hat der Mikrochip mit Qualzuchten zu tun

Künftig müssen Zuchtbetriebe laut Metz sicherstellen, dass Katzen und Hunde erst ab einem bestimmten Alter zur Zucht eingesetzt werden. Außerdem brauche es ausreichend Platz, Beschäftigungsmöglichkeiten und Qualzuchten würden der Vergangenheit angehören, so die Abgeordnete.

Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes können bestimmte angezüchtete Merkmale bei Tieren zu einem Leben mit Schmerzen und Schäden führen. Der Großteil kurzköpfiger Hunde leide etwa unter Atemnot.

Für Katzen ist etwa vorgesehen, dass Tiere mit gesundheitlich belastenden Merkmalen künftig weder für Zucht noch für Wettbewerbe eingesetzt werden dürfen. „Damit setzen wir klare Grenzen gegenüber Praktiken, die zu unnötigem Tierleid führen”, so Liese.

Kupieren, Inzucht und Co. – auch das soll der neue Perso verhindern

Unter anderem wird es laut EU-Staaten verboten, Wildtiere mit Haustieren zu paaren. Laut dem deutschen Tierschutzbund bedeutet es beispielsweise für weibliche Katzen Schmerzen und Stress, wenn sie mit einem Wildkater zwangsverpaart werden. „Durch den Größenunterschied und den Nackenbiss wird sie dabei häufig verletzt”, heißt es.

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Zudem soll es weitere Einschränkungen für Inzucht und schmerzhafte Verstümmelungen – etwa das Abschneiden von Schwanz- oder Ohrenteilen – geben. Ausnahmen für medizinische Fälle sind laut EU-Staaten vorgesehen. In Deutschland ist es nach Angaben des Tierschutzbundes bereits grundsätzlich verboten, Tieren Körperteile zu amputieren. (dpa/jbü)

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, Deutsche Presse-Agentur, Facebook/Dr. Peter Liese, Enex, Instagram/bullbinos