DAS rät der PsychologeSmartphone gefährdet Beziehung? Was ihr tun solltet, wenn’s gar nicht mehr geht!

Ein Paar liegt im Bett. Der Mann spielt an seinem Smartphone, seine Partnerin liegt nachdenklich daneben und wirkt genervt.
Ihr fühlt euch durch Smartphone-Nutzung, als ob ihr zu dritt in einer Beziehung wärt? Das muss nicht sein!
iStock: David-Prado

Telefonieren, Nachrichten schreiben, daddeln, auf Social Media scrollen.
Unser Smartphone hilft uns dank Kalender, Mail und Co. dabei, im Alltag durchzublicken und nicht den Überblick zu verlieren. Vor allem nutzen wir es aber zu Entertainment-Zwecken. Es ist einfach zu schön, sich nach Feierabend berieseln zu lassen. Doch aufgepasst! Der Partner sollte dabei nicht vernachlässigt werden. Klingt selbstverständlich – ist es in vielen Beziehungen aber gar nicht.

„Dauerbrenner-Thema” Handynutzung in der Partnerschaft – ab dann wird’s kritisch

Ein Leben ohne Smartphone ist im heutigen Zeitalter eigentlich gar nicht mehr möglich. Es ist unser treuer und vor allem ständiger Begleiter, eigentlich bei allem. Auf der Arbeit, wenn wir Termine wahrnehmen, wenn wir abends im Bett liegen oder sogar wenn wir auf der Toilette sitzen.

Was für uns schon ganz normal ist, kann allerdings schnell in eine andere, eher ungesunde Richtung umschwenken. Insbesondere dann, wenn man anfängt, den Blick für das Wesentliche zu verlieren.

Zum Beispiel den für die Beziehung. Wir alle kennen es vermutlich: Wenn der Partner beim gemeinsamen Filme-Abend auf der Couch das Handy einfach nicht aus der Hand legt. Was kann denn jetzt wichtiger sein, als die gemeinsame Zeit zu genießen!? Doofe Videos auf Social Media zu durchzuscrollen kann man schließlich auch wann anders! Wenn man genau das anspricht und beim daddelnden Partner auf Unverständnis („Stell dich doch nicht so an!”) stößt, wird aus Quality Time schnell ein großes Anzicken – und der gemütliche Filme-Abend ist dahin.

Kein Wunder, dass Psychologe Michael Thiel im RTL-Interview sagt: „Das ist wirklich ein Dauerbrenner-Thema. Hier geht es vor allem um die Vernachlässigung der Partner-Kommunikation. Denn wenn einer zu viel Zeit am Handy verbringt, geschieht das stets auf Kosten von echten Gesprächen und gemeinsamen Erlebnissen.”

Aus psychologischer Sicht werde die sichere Bindung, „die man ja hoffentlich in einer Partnerschaft hat,” durch ein solches Verhalten geschwächt. Und genau DAS sorge für emotionale Distanz, wo spätestens dann die Alarmglocken läuten sollten.

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Partner hängt nur noch am Smartphone? Nutzt das BANK-Modell!

„Es gibt schon Studien zum sogenannten ‘Phubbing’, dass das Ignorieren des Partners aufgrund der Tatsache, dass das Smartphone wichtiger scheint, für Unzufriedenheit sorgt und zu Konflikten führt. Denn der andere Partner fühlt sich dadurch weniger wertgeschätzt und weniger wichtig”, so der Experte.

Videos reinziehen, durch Instagram und Co. scrollen, sinnlos auf den Bildschirm starren, teils über Stunden, weil man die Zeit verliert: Das sei wie bei einem Spielautomaten, sagt Thiel. „Auch das ist nachgewiesen. Dass wir ständig aufs Smartphone schauen wollen und müssen, liegt daran, dass das Belohnungszentrum im Hirn dadurch aktiviert und angesprochen wird. ‘Ich will doch nur nochmal kurz gucken!’ Und das ist gefährlich.”

Wer genau das bei seinem Partner beobachtet, sollte auf das sogenannte BANK-Modell zurückgreifen, was der Psychologe auch in seiner Paarberatung nutzt. Denn: „Manche Menschen merken gar nicht, dass sie so viel am Handy hängen. Aber derjenige, der sich vernachlässigt fühlt, sollte das auf jeden Fall ansprechen. Dafür ist es aber wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu wählen und das nicht zwischen Tür und Angel zu machen. Damit die Gefühle nicht zu sehr hochkochen, sollte man für eine möglichst entspannte Atmosphäre sorgen.”

Das Modell funktioniere wie folgt:

  • B: Beschreibe das Verhalten deines Partners, das dich stört! Zum Beispiel: „Du bist ständig abgelenkt. Ich merke, dass ich dich nur noch mit dem Handy sehe. Ich fühle mich zurückgesetzt, nicht geliebt oder unwichtig.”

  • A: Erzähl, wie sich die Handynutzung auf euch auswirkt.

  • N: Nenne Veränderungswünsche! Überlegt, was ihr euch von eurem Partner wünscht. Was sollte er ändern, damit es dir besser geht. Vielleicht helfen handyfreie Zonen oder handyfreie Zeit?

  • K: Konsequenz: Beispiel: „Wenn du das machen würdest, wäre ich viel entspannter und nicht mehr so gereizt. Dann habe ich das Gefühl, dass du mich doch noch lieb hast.”

Ebenfalls helfen könne es, wenn attraktive Alternativen vorgeschlagen werden. Geht ins Kino oder ins Restaurant – und lasst das Handy dort mal ausgeschaltet. Da schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe, weil man direkt mal wieder eine wichtige Date Night in die Partnerschaft integriert hat!

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Handynutzung nimmt Überhand? Bei diesen Warnsignalen solltet ihr hellhörig werden

Bei diesen Verhaltensweisen am Smartphone solltet ihr hellhörig werden!
Bei diesen Verhaltensweisen am Smartphone solltet ihr hellhörig werden!
Helena Dolderer/dpa/dpa-tmn

Das sei laut Thiel vor allem wichtig, weil genau DAS Entspannung bringe! „Viele sind ja der Meinung, dass das abendliche Daddeln am Handy den gewünschten Entspannungszustand bringt. Doch das stimmt nicht, das Gehirn ist eigentlich im Arbeitsmodus, weil so viel gleichzeitig passiert.”

Warnsignale sind vor allem: „Wenn das Handy wichtiger wird als die reale Beziehung und Unsicherheiten oder gar Eifersucht zum Thema werden, Vertrauensprobleme auftreten, es zu einer verminderten Intimität und körperliche Nähe kommt, sind das Anzeichen, die man ernst nehmen sollte.”

Professionelle Hilfe sollte man sich laut des Psychologen holen, wenn Anzeichen einer Sucht vorliegen und es sogar zu Entzugserscheinungen kommt: „Wenn der Partner sauer und gereizt wird, weil er sein Handy nicht nutzen darf, wenn man anfängt, sein Handy heimlich zu nutzen und den Verlauf löscht, soziale Kontakte und Pflichten vernachlässigen, es nur noch zu Streit kommt, dann ist es ernst.”

Denn manchmal könne eine solche Smartphone-Sucht auch der Deckmantel für etwas Gravierendes sein, dass man etwas kompensieren muss, weiß Thiel.

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