Unangenehmes Thema? Das muss nicht sein!

Lass uns über Geld sprechen! Warum Paare die Dreier-Regel kennen sollten

Ein junges Paar spricht über Geld und wirft Bargeld in ihr Sparschwein.
Macht wenig Spaß, muss aber sein, da sinnvoll: mit dem Partner über Geld sprechen. Wir erklären, wie das am besten gelingen kann
iStock: Hispanolistic

Die Beziehung wird ernst, man zieht zusammen und plötzlich ist da ein gemeinsames Konto.
Glückwunsch, das hört sich nach einer Partnerschaft an, die auf Dauer angelegt ist. Allerdings kann das Thema Geld viel Konfliktpotenzial mit sich bringen. Wie sorgt man für eine gerechte Aufteilung? Wer bezahlt was? Und wie soll gemeinsam für die Zukunft vorgesorgt werden? Wenn es plötzlich ZU ernst wird und Themen auf dem Tisch landen, die noch gar nicht so genau besprochen wurden – wir haben wichtige Tipps und Tricks für euch, mit denen nicht unangenehm wird. Versprochen!

Dreier-Regel etablieren – Psychotherapeut erklärt, was es damit auf sich hat

Fangen wir ganz vorne an. Viele Menschen sind sich einig: Beim Thema Geld in der Partnerschaft verhält es sich ähnlich wie beim Thema Kinder. Ist man sich uneinig, ist eine gemeinsame Zukunft mehr als unrealistisch. Denn an manchen Dingen lässt sich einfach nicht rütteln, oder?

Falsch gedacht, erklärte Psychotherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger bereits 2022 im RTL-Interview: „Geld an sich muss kein Trennungsgrund sein – auch wenn die Ansichten unterschiedlich sind. Man kann versuchen, das zu klären.”

Eine gute Hilfestellung leistet dabei die Dreier-Regel: Mein Geld, dein Geld, unser Geld. Diese Regel sei sinnvoll, um in Partnerschaften einen gewissen Spielraum zu ermöglichen. Jeder gibt sein eigenes Geld für die Dinge aus, die ihm gefallen und jeder legt so viel Geld auf sein eigenes Konto zurück, wie er möchte. Vom gemeinsamen Konto können dann gemeinsame Ausgaben getätigt oder aber auch gespart werden. So weit, so logisch.

Um die Dreier-Regel zu etablieren, braucht es jedoch erst einmal ein Gespräch. Krüger erklärt: „Es muss über Geld gesprochen werden.” Problem: Ein solches Gespräch finde nicht oft genug statt – oder nicht ausreichend genug. Doch das brauche es, um ein neues Gleichgewicht herstellen zu können: „Besonders in langfristigen Partnerschaften müssen die Karten auf den Tisch gelegt werden.”

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Warum Geld in Beziehungen oft zum Problem-Thema wird

Doch warum ist Geld eigentlich so ein heikles Thema in Partnerschaften? Krüger erklärt: „Geld ist Charaktersache und hat eine psychologische Grundlage, ist teilweise immer noch ein Tabuthema. Auch wenn die Kommunikation zwar offener geworden ist, hört man nach wie vor häufig den Spruch „Über Geld spricht man nicht”.

Und: „Geld ausgeben ist etwas, was zutiefst mit unserer Persönlichkeit zu tun hat, mit unseren Lebensprägungen und unserer Kindheit. Es ist daher ausgesprochen schwierig, die Geldeinstellung eines anderen Menschen zu verändern“, so Krüger. Deswegen wäre es eigentlich wichtig, von Anfang an zu schauen, welche Geldhaltung der Partner hat – sonst würde das Thema Geld zu Dauerproblemen führen.

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Schwierig wird es auch, wenn beide die Geldgewohnheiten des jeweils anderen als Bedrohung wahrnehmen, dann könne es keine Annäherung geben. Wichtig sei daher zu schauen: Wie wurde zu Hause, in der Kindheit, über Geld gesprochen? Welche Rolle spielte es? Denn dahinter stecken Prägungen, die uns noch heute begleiten.

Krüger sagt: „Es ist wichtig, dass wir den anderen erst einmal verstehen, bevor wir ihn ändern wollen. In manchen Familien ist Geld eine Art Beziehungsersatz gewesen: Gab es gute Noten, winkte das Extra-Taschengeld. Oder aber man war an wenig Geld gewöhnt und jeder Penny musste umgedreht werden, sodass auch im Erwachsenenalter eine Angst vor Armut mitschwingt.“ Dies könnte in Beziehungen zum Thema werden.

  • Der Tipp des Psychotherapeuten lautet daher: „Findet einen Einstieg und lasst euren Partner erzählen, was er erlebt hat. Wenn wir eine Änderung wollen, müssen wir unser Gegenüber emotional erreichen. Wenn es sich dann verstanden fühlt, lässt sich leichter über Geld sprechen. Dann kann man sagen: ‘Hey, bei mir war es anders, wie kriegen wir nun einen guten Kompromiss hin?’”

Mehr Klartext sprechen! So können wir voneinander profitieren

Ebenfalls problematisch: Viele Paare wissen gar nicht genau, wie viel der andere verdient. „Meist redet man von ungefähren Beträgen, man macht da immer noch viel zu häufig ein Geheimnis drum. Wenn mehr Klartext gesprochen wird, von wegen ‘Ich habe so und so viel Geld, mir gehört das und das’ – dann ist das ein guter Schritt in die richtige Richtung“, erklärt Krüger. Geht man offener mit seiner Finanzlage um, könne man auch das Thema Sparen ganz anders angehen.

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Trotzdem: Bestimmte Differenzen, dass der eine eher sparsam lebt und der andere sich gerne Dinge gönnt, müssen gar nicht immer nur schlecht sein. „Wenn man sich auf die Mitte einigt, dann ist das wunderbar. Beide können so durchaus voneinander profitieren: Der eine von der Sparsamkeit, der andere von der Lebensfreude.“

Krüger erklärt, dass es genau solche Anpassungsprozesse seien, die eine gute Partnerschaft ausmachen. „Man lernt voneinander, entwickelt sich gemeinsam weiter und die Lebens- sowie Geldgewohnheiten gleichen sich dann an.“

Das Thema Geld richtig ansprechen – diese Tipps helfen

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Wenn Frauen in Partnerschaften mehr Geld verdienen, verunsichert das noch immer viele Männer.
picture alliance / Zoonar | Seva Levitsky

Die Frage aller Fragen: Wie redet man überhaupt am besten über Geld? „Noch bevor eine Konversation stattfindet, sollte man seine eigene Geldeinstellung verstehen lernen“, erklärt Krüger.

Und: Wir alle seien beim Thema Geld zu zögerlich. „Oft heißt es: ‘Ich müsste mich eigentlich mal mit Aktien oder mit Anlagen beschäftigen.’ Doch am Ende tun wir es nicht, weil wir uns nicht gerne mit Geld auseinandersetzen. Wir müssen Lust darauf bekommen. Leider sind wir Menschen oft nicht so mutig, dass wir entschlossen Lebensziele umsetzen – das gilt auch für den Job oder sonstige Veränderungen.“ Das müsse man laut Krüger ändern.

Vor allem auch in Bezug auf die Zukunft: „Die Leute betreiben generell zu wenig Vorsorge.“ Krüger sagt, dass hier Geschlechterrollen noch immer ein Problem darstellen: „Oft sind es noch immer die Männer, die sich intensiver mit solchen Themen auseinandersetzen.“

Zudem steige momentan die Zahl der Frauen, die mehr verdienen als ihr Partner. „Das bringt zwei Probleme mit sich: Männer können damit schlecht umgehen und sind oft gekränkt, was die Frauen wissen. Wenn Männer mehr Geld verdienen, sprechen sie von ‘meinem Geld’. Wenn Frauen mehr verdienen, sprechen sie von ‘unserem Geld’. Während Männer oft mit vor Stolz geschwellter Brust durch die Gegend laufen, nehmen Frauen die Empfindlichkeit der Männer, die beim Thema Geld aufkommt, wahr und verstecken sich oder verheimlichen, wie viel sie wirklich haben. Das muss nicht sein.“

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Wichtiger Spar-Tipp: Legt euch ein Haushaltsbuch an!

Ein wichtiger Tipp, den sowohl Paare als auch Singles befolgen sollten: „Legt euch ein Haushaltsbuch zu und checkt regelmäßig eure Ausgaben. Das hat ein hohes Sparpotenzial und stellt auf den Prüfstand, wie viel Geld wirklich ausgegeben wird. Manchmal kommt hier das Motto ‘Weniger ist mehr’ ins Spiel, denn vielleicht lässt sich dieselbe Lebensqualität mit weniger Geld behalten. Besonders in der aktuellen Zeit.“

Geld ist wichtig – aber im Leben zählen vor allem diese Dinge, die uns glücklich machen

Geldsorgen können dazu führen, dass nicht nur das Lebensglück bedroht ist – sondern sie können uns sogar krank machen. Der Psychotherapeut erklärt: „Das betrifft besonders diejenigen, die unter die Armutsgrenze fallen. Aber auch in der Mittelschicht herrscht aktuell Verunsicherung, was die Zukunft bringen wird. Wir müssen daher lernen, mit weniger Geld auszukommen.“ Denn eigentlich könnten wir auch mit weniger zufrieden sein.

Denkt immer dran: „Die meisten schönen und wichtigen Dinge im Leben, die wir brauchen, kosten eigentlich nichts. Die Gesundheit, die Liebe, die Freundschaften, die Werte, die wir vertreten, der Sinn des Lebens, den wir haben – all das sind Dinge, die letztendlich zentraler sind als das Geld“, sagt Krüger.

Erst, wenn wir wissen: Das Geld steht im Leben an zweiter Stelle, bekommen wir eine gute Grundeinstellung. „Das Geld darf nur dazu da sein, dass wir uns Lebensziele verwirklichen, quasi wie ein Treibstoff. Trotz der völlig legitimen Sorgen, die wir vielleicht haben, sollten wir uns vor Augen führen, dass Geld wichtig ist – aber eben nicht das Allerwichtigste.“