Den richtigen Ton finden - so gelingts Wie sage ich meinem Partner, dass er zu dick ist und besser abnehmen sollte?

Couple Fat man and thin woman standing together, wrapped in tape measure. Diet, family weight loss and healthcare concept
Wenn der Partner zunimmt, kann das die Beziehung beeinträchtigen. Wie spricht man die Dinge am besten an, ohne die Beziehung dabei aufs Spiel zu setzen?
Evgeniia Medvedeva
von Vera Dünnwald

All bodies are beautiful!
Das sollte im Jahr 2024 allen klar sein. Doch was tun, wenn ihr bei Menschen, die euch nahestehen, beobachtet, dass sie „sich gehen lassen“, weil sie vielleicht gerade eine schwere Zeit durchmachen? Oder wenn ihr bemerkt, dass euer Partner zugelegt hat und ihr euch infolgedessen nicht mehr wirklich zu ihm hingezogen fühlt? Wir haben mit einer Expertin gesprochen, wie ihr am besten mit einer solch heiklen Situation umgeht.

Familienberaterin erklärt: Diese Formulierungen können bei einem heiklen Thema helfen

Dank der Ernährungsmedizin wissen wir: Übergewicht kann krank machen. Schuld ist meist das Viszeralfett, das innere Fett, das eingelagert wird und somit eine Gefahr für die Organe darstellt. In der Regel nehmen Menschen zu, weil sie sich falsch ernähren und sich gleichzeitig zu wenig bewegen. Es geht also nicht immer um das Gewicht allein, sondern vielmehr auch um die Gesundheit jedes Einzelnen.

Zunächst ist festzuhalten: Menschen, die zugenommen haben, sind sich dessen selbst bewusst – und häufig auch unglücklich darüber.

Deswegen sei ein Satz wie „Na, du hast aber ordentlich zugelegt“ wenig hilfreich. „Diese Tatsache noch einmal so zu hören, kann sehr verletzend sein“, erklärt die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt im Gespräch mit RTL.

Besser eignen sich folgende Formulieren, um sich nach dem Wohlergehen seines Gegenübers zu erkundigen:

  • „Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit zugenommen hast. Ich mache mir Sorgen und dachte, ich frage einfach mal nach.“

  • „Geht es dir gut?“

  • „Wolltest du das mit der Zunahme so?“

  • „Belastet dich gerade etwas?“

  • „Ist etwas vorgefallen?“

  • „Hast du gerade besonders viel Stress im Job?“

  • „Gibt es Herausforderungen in deiner Beziehung?“

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Die einen essen zu wenig, die anderen zu viel: Gewichtszunahme ist oft an Gefühlszustand geknüpft

Essen und Emotionen sind eng miteinander verknüpft. „Unsere größten Belohnungssysteme im Gehirn sind die Areale für Sex – und für Essen. (...) Bei beidem wird enorm viel Dopamin ausgeschüttet. Es macht uns ein bisschen high, wir fühlen uns kurzfristig glücklich“, erklärt die Expertin

Wenn wir uns ungeliebt fühlen, Stress haben oder vor besonders herausfordernden Situationen im Leben stehen, sei Essen oft ein Thema, sagt Marquardt. „Die einen kriegen dann keinen Bissen runter und essen gar nichts, die anderen essen aus Frust und zu viel.“

Das Thema Gewicht und Gewichtszunahme kann dementsprechend ein guter Aufhänger sein, offen über Dinge zu sprechen, die einem gerade schwerfallen und einen beschäftigen – vor allem in einer Partnerschaft.

„Du wünschst dir, dass dein Partner weniger wiegt? Dann solltest du dich zunächst einmal fragen, was dahintersteckt. Hast du die Vermutung, er achtet nicht mehr so viel auf sich? Er lässt sich gehen und gibt sich nicht mehr so viel Mühe in eurer Beziehung? Dann solltet ihr auf jeden Fall in einen offenen Austausch gehen“, rät die Familienberaterin.

  • Vertraut euch einander an, ohne Bewertung. Redet dabei über eure Bedürfnisse, aber auch über die Partnerschaft. Fehlt euch etwas? Habt ihr Sorgen?

  • Seid liebevoll im Austausch und nachsichtig. Wenn uns etwas stört, schauen wir meist wie mit der Lupe darauf. Es fallen uns dann mehrheitlich noch mehr Dinge auf, die uns an unserem Partner stören.

  • Hört euch gut genug zu.

Das Ergebnis nach einem solchen Gespräch kann eine neue Form von Nähe und Verbundenheit sein. Und das kann sich wiederum positiv auf das Thema Attraktivität auswirken.

„Wenn du als Partner hörst, was alles hinter dem Frustessen, der Gewichtszunahme oder dem Mangel an Bewegung deines geliebten Menschen steckt, kannst du ihn in einem neuen Licht sehen und viel verständnisvoller mit ihm umgehen“, weiß die Expertin.

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„Wer sich in einer Partnerschaft gesehen fühlt, ist eher bereit, etwas an sich zu verändern.“

Unabdingbar sei aber auch, bei sich selbst zu schauen: Was ist bei mir los? Wieso triggert mich die Zunahme meines Partners überhaupt, wieso stört mich das? Und was genau stört mich? Was wünsche ich mir? Habe ich vielleicht in den vergangenen Jahren selbst an Gewicht zugenommen?

Ein Tipp der Expertin für die Zeit nach dem heiklen Gespräch: Geht das Ganze gemeinsam an!

„Zeig deinem Partner, dass du dich ebenfalls gerne gesünder ernähren würdest. Motiviert euch gegenseitig, überlegt, welche Gewohnheiten ihr in Sachen Lifestyle und Ernährung weglassen und verändern wollt“, so Marquardt.

Am Ende des Tages gilt: Wer mit sich selbst zufrieden ist und sich in seiner Haut wohlfühlt, kann besser eine Beziehung auf Augenhöhe führen.

Das sagt auch die Familienberaterin: „Wer sich in einer Partnerschaft gesehen und verstanden fühlt, ist eher bereit, etwas an sich zu verändern.“

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