Expertin gibt Tipps im Umgang mit Energie-RäubernWie sage ich einer Freundin, dass sie nervt?

Immer wieder dieselbe Leier!
Zum hundertsten Mal muss man mit der Freundin die gleiche Nummer durchkauen, sich anhören, was der Freund wieder alles falsch gemacht hat, wie nervig es auf der Arbeit ist oder wie sehr man immer noch am Ex hängt. Eigentlich hört man sich das geklagte Leid gerne an und gibt Tipps und Ratschläge – aber am Ende ändert sowieso nichts. Und man selbst kann irgendwann nicht mehr. Was tun?
Expertin erklärt, wann der richtige Zeitpunkt fürs Klärungsgespräch ist
Diese Situation kennt wohl jeder von uns kennt: Man möchte einerseits eine gute Freundin und für die andere Person da sein – aber manchmal macht es die besagte Person einem wirklich schwer. Denn zum 101. Mal kann man sich das ausgelutschte Problem wirklich nicht mehr anhören!
Besonders schlimm wird es, wenn die Freundin oder der Kumpel einem so sehr auf den Geist geht, dass man sich nach einem besonders anstrengenden Treffen der eigenen Energie beraubt fühlt (Stichwort „Energie-Räuber“).
Die Konsequenz? Erstmal nicht mehr treffen. Aber kann das die Lösung sein? Irgendwann holt einen das schlechte Gewissen doch wieder ein.
Die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt erklärt im RTL-Interview, was zu tun ist: „Wenn Freunde jammern und klagen und wir uns das anhören – dann ist das erstmal in Ordnung. Dafür sind Freunde da. Ihr könnt es aber irgendwann nicht mehr hören und ihr merkt, wie so langsam die Wut in euch hochkocht? Dann ist DAS definitiv nicht der richtige Augenblick, um mit der Person zu sprechen.“
Die Emotionen sollten also in jedem Fall erst einmal wieder herunterkochen.
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Unangenehme Dinge in der Freundschaft ansprechen - das solltet ihr beachten!
Falls ihr das Gefühl habt, eure Freundin ist ein echter Energie-Räuber, solltet ihr euch laut der Expertin folgende Fragen stellen:
Muss ich mich so häufig mit dieser Person treffen?
Was genau ärgert und nervt mich?
Wie kann ich es ihr sagen?
Muss ich die Freundschaft generell überdenken?
Bevor ihr alles hinschmeißt, sei es zudem gut, sich folgende Dinge durch den Kopf gehen zu lassen:
Was hält dich?
Ihr kennt euch schon so lange und habt viel miteinander erlebt?
Dir fällt auf, dass sie sich verändert hat?
Dann wird es Zeit für ein ruhiges Gespräch! Wichtig dafür: Nehmt euch Zeit, sendet Ich-Botschaften aus, bleibt einfühlsam – aber drückt euch klar und deutlich aus.
Demonstriert:
Um was genau geht es?
Was macht es mit dir?
Sag auch, wie sehr du die andere Person magst, schätzt und wie wichtig sie dir ist.
Du sagst, was du am liebsten tun würdest – (dich nicht mehr so häufig treffen) – aber du tust es nicht, weil du sie eben so gerne hast.
Du sagst, dass du gerne etwas verändern würdest. Und zwar mit ihr gemeinsam!
„Dies sind die fünf Stufen der sogenannten Lösungsformel für schwierige Gespräche“, erklärt Marquardt. Eine Formel, die die Expertin auch während Paarberatungsgesprächen anwendet.
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Klärungsgespräch bringt nichts? Lasst Freunde gehen
Damit euer Klärungsgespräch nicht unangenehm wird, solltet ihr laut Ruth Marquardt auch diese Dinge beherzigen:
Achtet auf eine positive, friedliche innere Grundhaltung sowie auf Gestik und Mimik!
Bleibt vorwurfsfrei und lösungsorientiert.
Sprecht mit Augenkontakt.
Sprecht nicht zu viel! Denn: „Meist schalten Menschen nach rund 15 Sekunden innerlich zum ersten Mal ab.“
Sprecht ehrlich über die eigenen Gefühle.
Macht Pausen und gebt dem Gegenüber Zeit für die Antwort.
Sorgt dafür, dass ihr ausreden könnt.
Nehmt euch selbst wichtig! „Genau das kann übrigens eine Möglichkeit sein, mit einem Energie-Räuber besser zurechtzukommen: Indem du dir selbst genug Raum gibst.“
Sollte all das nicht funktionieren und ihr habt während des Gesprächs und auch insgesamt das Gefühl, dass ihr nicht gehört werdet, dann stellt euch ruhig die Frage: Ist das (noch) eine Freundschaft, die zu mir passt?
Sollte die Antwort „Nein“ lauten, dann sei das auch in Ordnung, weiß die Expertin. Sprecht es ehrlich an – auch wenn das viel Mut kostet. Es sei okay, Menschen gehen zu lassen sowie selbst zu gehen.
„Dein Leben ist wie ein Zug. Manche Menschen fahren ein Stück mit dir, manche steigen aus, andere steigen zu. Irgendwann steigst du aus“, sagt die Familienberaterin.
Am Ende des Tages sollte eine gute Freundschaft beide bereichern. Freunde dürfen unterschiedliche Meinungen haben und streiten. Aber insgesamt brauche es ein Gefühl von Vertrauen und der Möglichkeit zu Wachstum.
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