Bestseller-Autorin Tara-Louise Wittwer weiß esTypisches Frauen-Problem! Wie schaffen wir es, uns weniger zu entschuldigen?

Bestseller-Autorin und Influencerin Tara-Louise Wittwer sitzt auf einem Stuhl.
Tara-Louisa Wittwer spricht vielen Frauen aus dem Herzen
Jan Kopetzkey/we are era/dpa
von Larissa Königs

Mehr Raum einnehmen, laut sein, den Finger in die Wunde legen - dafür steht diese Frau!
Tara-Louise Wittwer ist vielen Menschen auf Instagram und TikTok bekannt als „WasTarasagt”. Auf humorvolle Weise bietet sie in ihren Videos Männern die Stirn und spricht damit vielen Frauen aus der Seele. Denn: Für sich selbst einstehen, fällt vielen Frauen schwer. Doch warum eigentlich? Wieso entschuldigen für uns so oft für Dinge, die gar nicht schlimm sind? Und was können wir dagegen tun?

Unser Entschuldiungs-Problem fängt schon früh an

Wenn sich männliche Influencer über ihre Freundinnen oder Frauen generell lustig machen, fettfeindliche Kommentare ablassen oder wenn sich Prominente (zuletzt etwa Luke Mockridge) daneben benehmen, kommt Tara-Louise Wittwer auf den Plan. Dabei ist sie nicht nur in den sozialen Netzwerken aktiv, sondern auch Autorin. In ihrem aktuellen Buch „Sorry, aber ...“ spricht sie über ein Problem, das die meisten Frauen kennen: viel zu häufiges Entschuldigen.

Wie verbreitet dieses Phänomen ist, zeigt sich auch, als Wittwer eine Lesung des neuen Verlags „pola“ in Köln moderiert. Vorab fragt sie in die Runde: „Wer hat das Gefühl, sich zu oft zu entschuldigen?“ Fast alle Frauen zeigen auf - nur ein Mann ist anderer Meinung. „Das war ja mal wieder klar!“, scherzt Wittwer. Aber warum eigentlich?

Wir sind so sozialisiert, dass wir uns entschuldigen. Immer und immer wieder“, erklärt sie auf Nachfrage im RTL-Interview. Das fange schon in der Kindheit an.

Männliche und weibliche Energie? „Kompletter Bullshit”

„Uns wird immer wieder gesagt: Sei nicht so laut. Sei nicht so forsch. Eigenlob stinkt.“ Hier würden die Probleme beginnen. „Wir sollen leise sprechen, nicht diskutieren, immer ein sanftes Wesen sein. Frauen lernen, keinen Raum einzunehmen - und wenn wir es doch wagen, entschuldigen wir uns dafür”, sagt Wittwer.

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Wer glaubt, dass diese Ideologie im vergangenen Jahrtausend verblieben sei, irrt leider. Auch heutzutage werde jungen Menschen vieles in die Richtung in den sozialen Netzwerken gepredigt. „Da wird ganz viel von männlicher und weiblicher Energie geredet. Das ist kompletter Bullshit. Weibliche Energie heißt da immer in erster Linie: Klappe halten.“ Unterwürfigkeit sei ein großes Thema, und die gehe oft mit unnötigen Entschuldigungen einher. Wie kommt man da raus?

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Wie schaffe ich es, mich weniger zu entschuldigen?

Zunächst einmal sollten Frauen sich selbst reflektieren. Wie? „Indem man sich aktiv damit auseinandersetzt, wie oft man sich überhaupt entschuldigt“, erklärt Wittwer. Man könne Bücher oder Interviews lesen, darüber sprechen und müsse sich selbst hinterfragen. „Es hört sich blöd an, aber: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung!“

Doch das ist leichter gesagt, als getan. Denn im Alltag gibt es in der Regel ja auch ein Gegenüber - und das verfolgt nicht zwangsläufig die gleiche Agenda. Frauen, die sich nicht mehr entschuldigen, werden oft nicht gefeiert, sondern eher dafür verurteilt. Dann fallen Sprüche wie „die ist aber drüber“, „die ist eine Zicke“ oder „kein Wunder, dass niemand sie haben will“. Wie also damit umgehen?

„Natürlich ist es schön, wenn man einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen hat. Aber: Das ist gar nicht notwendig!”, weiß Wittwer. „Es gibt auch einen Mittelweg: einfach nicht entschuldigen.” Es könne natürlich sein, dass das Gegenüber dann wütend werde. Vor allem Männer würden oft aggressiv, „weil es oft ihre einzige Art ist, mit Frustration umzugehen”, sagt die Autorin.

Ihr Appell an alle Frauen: „Wir müssen lernen, das auszuhalten. Das ist wahnsinnig anstrengend, aber notwendig. Ich werde mich nicht mehr kleiner machen, damit sich andere Männer in meinem Umkreis komfortabel fühlen.”