Klima, Kriege und wirtschaftliche Unsicherheiten

Die Ängste der Kleinen werden immer größer

Klassenräte sollen als Gremium an Schulen eingeführt werden. (Symbolbild)
Ein tiefer Einschnitt, der Spuren hinterlassen hat – für viele Kinder bleibt die Lebensqualität auch nach Ende der Corona-Pandemie eingeschränkt. (Symbolbild)
Philipp Schulze/dpa

Ein tiefer Einschnitt, der Spuren hinterlassen hat!
Für viele Kinder bleibt die Lebensqualität auch nach Ende der Corona-Pandemie eingeschränkt. Das zeigt die aktuelle Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg. Zwar geht es wieder aufwärts, doch die Befragung zeigt: Jedes fünfte Kind hat Angst vor der Zukunft.

Junge Menschen mit vielen Krisen konfrontiert

Die Kriege in der Ukraine und Gaza, wirtschaftliche Unsicherheit und ganz allgemein die Klimakrise – nach der Corona-Pandemie sind es andere Krisen, die Kinder und Jugendliche belasten. Junge Menschen müssen heutzutage einiges aushalten. Das hat Auswirkungen auf ihr gesundheitliches Wohlbefinden, zeigt das Ergebnis der Hamburger Studie. Bei Kindern mit Sorgen sei das Risiko für psychische Auffälligkeit dreifach erhöht, erklärt Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der UKE-Forschungsgruppe.

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Im Herbst dieses Jahres gibt etwa jedes fünfte befragte Kind (21 Prozent) an, dass sein Wohlbefinden eher schlecht ist. Die Zahl ist damit noch immer deutlich höher als vor der Corona-Pandemie. Damals hatten rund 15 Prozent der Mädchen und Jungen von einer geminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität gesprochen.

Im Video: Wann ist die Belastung zu groß?

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Ungefilterter Medienkonsum fördert Angst

Fast die Hälfte der Befragten verbringe mehr als vier Stunden am Tag in den sozialen Medien, heißt es in der Auswertung. Das sei nicht hilfreich, um Sorgen zu verringern. Zudem würden sich viele junge Menschen zunehmend einsam fühlen, so Ravens-Sieberer: „Sich alleine zu fühlen, mit seinen Sorgen oder auch mit sich selbst, das ist extrem gestiegen, von 14 auf 21 Prozent.”

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Als besondere Risikogruppe gelten Kinder aus Familien mit niedrigem sozialem Status. Geringe Bildung der Eltern, Migrationshintergrund, wenig Geld, beengte Wohnverhältnisse – diese Faktoren würden ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten ergeben, sagte die Forschungsleiterin weiter.

Liebe und Struktur macht Kinder stärker

Was jungen Menschen zwischen all den Krisen helfe, sei, etwas zu haben, das sie schütze. Kinder, die sich daheim geliebt fühlten, Zeit mit ihren Eltern verbrächten und einen Tagesablauf mit Struktur erlebten, seien besser vor Sorgen und Ängsten geschützt. Zur Unterstützung plädiert die Forscherin für niedrigschwellige Unterstützung und psychologische Hilfe an Schulen.

Die Copsy-Studie sei in Deutschland einzigartig. Laut der Forschungsgruppe sollte durch die Studie ursprünglich vor allem die Auswirkungen der Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen auf die Psyche der jungen Generation erfasst werden. Inzwischen habe sich der Fokus jedoch dahin verändert, wie sich Jugendliche und Kinder von dieser Zeit erholen konnten und wie sie auf neue Herausforderungen reagieren. Bei der Befragung schätzten die jungen Teilnehmer ihr Befinden selbst ein. (okr)