Psychologin klärt auf

Einfach nur Angst oder doch eine Angststörung? Ab wann ihr hellhörig werden solltet

Angst haben wir alle mal – bei manchen Menschen stellen Ängste jedoch einen krankhaften Zustand dar - so wie bei Youtube-Star Julian Claßen, der jetzt gesteht, dass sich bei dem heute 31-Jährigen seine Schüchternheit in eine handfeste Angststörung entwickelt habe. Aber woran erkennt man, ob man einfach nur „normale“ Angst hat oder ob man an Panikattacken und einer krankhaften Angststörung leidet?

Diplom-Psychologin rät: „Man muss sich mit der Angst auseinandersetzen"

Im Video erklärt Diplom-Psychologin Janina Rogoll den Unterschied zwischen Phobien, Panikerkrankungen und einer generellen Angststörung. Außerdem erfahrt ihr, wer besonders von Angststörungen betroffen ist und warum Angst grundsätzlich etwas Positives und sogar überlebenswichtig ist. Im RTL-Interview hat Expertin Janina Rogoll außerdem weitere Fragen rund um das Thema Ängste und Angststörungen beantwortet.

Kann eine Angststörung wieder weggehen?

Zunächst sei es wichtig, sich klar zu machen, dass Angst per se nichts Schlechtes ist, so Janina Rogoll. „Wir überleben mit unserer Angst“, erklärt sie. Doch wenn man tatsächlich an einer Angsterkrankung leidet, so habe man gute Chancen, dass diese wieder weggeht. „Die Behandlungsmöglichkeiten sind zum Beispiel Psychotherapien. Da haben wir verschiedene Verfahren“, so die Verhaltenstherapeutin. In einer Behandlung lernen Angstpatienten mit ihren Symptomen umzugehen und sich den Situationen zu nähern, vor denen sie eine Angst entwickelt haben.

Phobie oder Angststörung – ein Unterschied in der Behandlung?

Wichtig ist: „Man muss sich mit der Angst auseinandersetzen.“ Da gebe es keinen Unterschied, ob es sich um eine Phobie, beispielsweise vor Spinnen, handle oder um eine Angststörung. Doch: „Wenn man weiß, ich habe Angst vor Spinnen, dann ist das natürlich einfacherer, den Menschen damit dann zu konfrontieren.“ Insgesamt sei jedoch jede Behandlung sehr individuell.

Außerdem sei entscheidend, dass man sich mit dem eigenen Körper auseinandersetzt und versteht, warum habe ich die Symptome?

Im Video: Diagnose Angststörung - Mutter verlässt eineinhalb Jahre nicht das Haus

Eine gesunde Work-Life-Balance ist wichtig für die Psyche

Wie lange kann ein Angstzustand anhalten?

„Die Menschen, die das erleben, die denken, das hört nie mehr auf“, erklärt Janina Rogoll. Doch es kann helfen, zu wissen: „Tatsächlich können wir Angst aber nicht in der Intensität länger als eine halbe Stunde am Stück erleben.“

Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer?

Was man sagen kann, so die Psychologin: „Das liegt an den Hormonen.“ Doch schlussendlich sei diese Frage auch noch nicht geklärt. Dass Frauen Kinder auf die Welt bringen und in der Regel auch noch eine Zeit lang daheim bleiben, kann ein weiterer Grund sein. Denn: Die Sorgen wachsen möglicherweise ein bisschen mehr und andere Aspekte kommen hinzu als es bei Männern der Fall ist.

Was kann man tun, damit aus normalen Ängsten keine Angststörung wird?

Diplom-Psychologin Janina Rogoll empfiehlt: „Ich würde auf eine gesunde Work-Life-Balance achten.“ Dazu gehört, sich hin und wieder abzugrenzen und um sich selbst zu kümmern. Doch auch Bewegung und eine gesunde Ernährung seien wichtige Aspekte. (vho)