„Ich dachte, meine Seele hat sich von meinem Körper getrennt”
Albtraum nach Traumhochzeit! Ani (27) kämpft gegen lebensbedrohlichen Hirntumor

Von jetzt auf gleich wird Ani zur Furie!
Eigentlich ist sie ein netter Mensch, sagt Ani Purtseladze. Doch im Sommer 2024 wird die junge Frau immer wieder ohne Grund aggressiv. Sie schiebt es auf den Hochzeitsstress und die Ausbildung, die sie zu der Zeit viele Nerven kosten. Was jedoch da noch niemand weiß: Ein lebensbedrohlicher Tumor wächst in ihren Kopf.
Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Müdigkeit – alles nur wegen Stress?
In dem Leben von Ani Purtseladze (27) ist gerade viel los als sie und ihr Ehemann Nika feststellen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. „Ich habe mich komplett verändert“, erzählt Purtseladze im RTL-Gespräch. „Ich wurde aggressiver und aggressiver. Fünf Minuten war ich gut drauf, fünf Minuten später war ich richtig schlecht drauf.“
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Hinzu kommen starke Kopfschmerzen und eine endlose Erschöpfung. Die examinierte Krankenschwester aus Schleswig-Holstein schiebt das auf den Stress. Sie hat gerade eine Ausbildung zur Heilpraktikerin angefangen, außerdem steht die Hochzeit mit Nika an. „Ich dachte, vielleicht liegt es daran. Ich arbeite viel, ich studiere viel, ich lerne viel.“ Jetzt, ein halbes Jahr später, gesteht Purtseladze, sie habe sich vernachlässigt.
Die Besuche beim Hausarzt, die Blutabnahmen, die sie als Krankenschwester sowieso machen muss und auch die Nervenmessungen, die sie macht, als ihre Zehen plötzlich taub werden, zeigen nämlich alle keine Auffälligkeiten. Dabei ist die junge Frau nicht nur gestresst, sie ist schwer krank.
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Zu Hause hört Purtseladze plötzlich Stimmen!
Wie krank, zeigt sich allerdings erst im Januar 2025. Purtseladze backt gerade zu Hause, als sie mit einem Mal Stimmen hört – obwohl sie eigentlich allein zu Hause ist! „Ich dachte, meine Seele hat sich von meinem Körper getrennt“, sagt sie. Sie sei wie benebelt gewesen, habe nur noch verschwommen gesehen. „Ich habe mich hingesetzt und dann ist mein Kopf explodiert.“
Irgendwie schafft sie es noch, ihren Ehemann anzurufen, dann kann sie kein Wort mehr über die Lippen bringen. „Ich dachte, ich habe einen Schlaganfall.“ An die Fahrt mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus kann sie sich nicht mehr erinnern. Doch sie kann sich an die Diagnose erinnern, die ihr die Ärzte wenig später überbringen: ein Gehirntumor.
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Purtseladze – eine junge Frau Ende 20, Europameisterin im Karate – hat, wie sich später herausstellt, ein Glioblastom im vierten Stadium. Der Tumor misst etwa fünf Zentimeter, ist also etwas größer als ein Tischtennisball. Doch die Symptome, die sie hat, kommen von den vielen Wassereinlagerungen im Kopf, die der Krebs verursacht hat. Laut der Ärztekammer Nordrhein ist ein Glioblastom die häufigste, hirneigene Tumorart bei Erwachsenen und eigentlich nicht heilbar.
Der Tumor von Purtseladze könnte jedoch eine Ausnahme sein. Wie es auch in dem Befundschreiben heißt, das RTL vorliegt, hat sich ihr Tumor nämlich verkapselt. „Eigentlich ist ein Glioblastom wie ein Kleber“, erklärt die gebürtige Georgierin, die selbst auf einer neurologischen Station gearbeitet hat. „Er verklebt alles um sich herum.“ Doch ihren Tumor können die Ärzte komplett entfernen und bisher wurden keine Metastasen gefunden. Aktuell bekommt die junge Frau Bestrahlung und eine Chemotherapie. Wenn sie damit durch ist, will sie außerdem eine Immuntherapie machen.
„Ani, du wirst diese Person sein, die krebsfrei sein wird”
Denn Purtseladze will alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass der Krebs auch langfristig nicht zurückkommt. Ihr Mantra: Hoffnung, Dankbarkeit, Glaube. „Man darf niemals die Hoffnung verlieren. Man muss daran glauben, dass es dir gut gehen wird. Man muss an Gott glauben.“ Letzteres sei natürlich individuell, aber ihr würde ihr christlicher Glaube sehr helfen.
Der Tag als sie in der Küche zusammengebrochen sei, sei der schlimmste Tag ihres Lebens gewesen, gesteht Purtseladze. „Ich hatte Angst, einzuschlafen, weil ich dachte, ich werde nicht mehr aufwachen.“ Aber wenn man sich in solche Ängste hineinsteigere und glaube, alles sei schlecht, dann werde es einem auch schlecht gehen. Deshalb habe sie sich selbst einen Riegel vorgeschrieben. „Ich habe zu mir gesagt: Ani, du wirst diese Person sein, die krebsfrei sein wird. Du wirst sagen können, du hast ein Glioblastom besiegt.“

Eine Studienkollegin von Purtseladze sammelt für sie auf GoFundMe gerade etwas Geld, um sie bei den Therapien unterstützen zu können. „Mir bedeutet das so viel. Das machen so viele Menschen, weil sie wollen, dass du gesund bist. Das gibt mir Motivation, weiterzumachen“, Purtseladze. Sie schaue jeden Tag nach, wer gespendet habe und bedanke sich innerlich bei dem Menschen. „Ich nehme die Spenden und mein Leben nicht für selbstverständlich und ich hoffe, dass diese Menschen das Doppelte von dem zurückbekommen, was sie mir gegeben haben.“
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Sollte sie tatsächlich gesund werden, will Purtseladze unbedingt ihr Leben mit Nika genießen, vier Kinder haben und „etwas erschaffen, womit ich anderen Menschen helfen kann.“ Denn wenn sie nur einer Person helfen könne, hätte sie nicht umsonst gelebt.