Wie konnte das geschehen?Chirurg steckt sich bei OP versehentlich mit Krebs an

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Eine kleine Verletzung der Hand durch ein Skalpell soll zu der Übertragung geführt haben. (Symbolbild)
DPA/Oliver Berg

Was wie ein Szenario aus einem Horrorfilm klingt, ist tatsächlich so passiert!
Ein Chirurg hat sich während einer Operation mit dem Krebs seines Patienten infiziert. Der Patient, ein 32-jähriger Deutscher, litt an einem malignen fibrösen Histiozytom, einer sehr aggressiven Form von Krebs, der im Bauchraum wucherte.

Experten stellten fest: Es ist die gleiche Krebsart!

Während der Operation, bei der der Tumor entfernt werden sollte, verletzte sich der 53-jährige Chirurg beim Legen einer Drainage an der Handfläche. Die Wunde wurde sofort desinfiziert und verbunden. Der Fall wurde bereits 1996 im New England Journal Of Medicine beschrieben und wird derzeit in der Fachwelt wieder diskutiert.

Monate später bemerkte der Chirurg trotz aller Maßnahmen eine harte, verdächtige Schwellung an der Verletzungsstelle. Die Diagnose: malignes fibröses Histiozytom - der gleiche Krebs, an dem auch der Patient litt, der später seinem Krebsleiden erlag. Wie konnte die Übertragung passieren? Denn Krebs ist eigentlich nicht ansteckend.

Ein Expertenteam untersuchte den Fall wissenschaftlich. Sie verglichen die Krebszellen des Patienten und des Chirurgen unter dem Mikroskop und führten genetische Untersuchungen durch. Sie stellten fest, dass die Zellen identisch waren. Der Krebs war tatsächlich vom Patienten auf den Chirurgen übergesprungen.

Glücklicherweise konnte der Tumor des Chirurgen erfolgreich operiert werden, und zwei Jahre später gab es keine Anzeichen dafür, dass der Krebs zurückgekehrt war. Doch der Fall wirft bis heute Fragen auf.

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Immunsystem des Chirurgen der Grund?

„Das ist eine sehr, sehr seltene Geschichte”, sagt Präventivmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht zu dem Fall. Eine Infektion im eigentlichen Sinne sei es nicht gewesen. Vielmehr handele es sich um eine „ungewollte Transplantation”. Und normalerweise würde das Immunsystem feststellen, dass hier Zellen eingedrungen sind, die dort nicht hingehören.

„Es muss etwas im Immunsystem des Chirurgen gewesen sein, das zumindest in diesem Moment die Abwehrmechanismen schachmatt gesetzt hat. Ich vermute, dass die fehlende Teilungskontrolle, die Krebszellen ausmacht, dabei eine Rolle spielt.”

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Das allein könne es aber nicht gewesen sein, schränkt der Experte ein, denn dann gäbe es viel mehr solcher Krebsübertragungen. „Trotzdem muss diese Fähigkeit oder vielmehr der Verlust der Fähigkeit, Zellen zu kontrollieren, eine Rolle gespielt haben.”

Der Chirurg habe wahnsinniges Glück gehabt, dass die Übertragung an einer Stelle stattfand, wo die Wucherung nach fünf Monaten sichtbar wurde und operiert werden konnte.” Hätte er nichts gemacht, wäre er auch daran gestorben”, ist sich Specht sicher.