Fluppe weg! Wie sage ich jemandem in meinem Umfeld, dass er mit dem Rauchen aufhören soll?

Nichtraucherin ist angewidert von qualmender Zigarette.
Es stinkt und es ist ungesund! Doch wie bittet man jemandem in seinem Umfeld, sein Laster sein zu lassen?
Doucefleur
von Vera Dünnwald

Es stinkt mir!
Eigentlich möchte man nicht übergriffig sein oder einen erwachsenen Menschen bevormunden. Doch so langsam aber sicher geht einem das Gequalme des Partners oder der besten Freundin auf die Nerven. Und man sorgt sich um die Gesundheit. Was also tun?

Den richtigen Zeitpunkt für das Rauch-Gespräch finden

Seit Jahren bekommt ihr mit, wie euer Partner, eure beste Freundin oder eure Mutter raucht. An Zigarettenrauch seid ihr gewöhnt, an die Kippen-Pausen, die von eurem Umfeld regelmäßig eingelegt werden müssen, ebenso. Vielleicht hat die Person in eurem Umfeld schon mehrmals versucht, das Laster abzulegen. Bisher leider ohne Erfolg.

Ihr selbst raucht nicht und so langsam, aber sicher macht ihr euch Sorgen, dass das Quarzen bleibende gesundheitliche Schäden hinterlässt? Zeit, der Person ein für allemal ins Gewissen zu reden. Schließlich muss es ja irgendwer tun!

Aber Achtung, euch steht ein heikles Gespräch bevor! Wie ihr ein so sensibles Thema am besten angeht, hat uns die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview verraten: „Wichtig ist erst einmal, sich selbst zu fragen: Bin ich wirklich übergriffig? Oder habe ich in Wahrheit meine Grenzen, meine Bedürfnisse und meine Wünsche schon lange nach hinten gestellt, indem ich das Rauchen geduldet habe?

Denn wenn das Rauchverhalten des Partners die eigene Lebensqualität und Gesundheit beeinträchtigt, sei es unser gutes Recht, das Problem mit der Raucherei spätestens jetzt anzusprechen.

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Heikles Thema ansprechen? Nur SO macht es Sinn

Dafür solltet ihr wie folgt vorgehen:

  • Sucht euch Zeit für ein ruhiges Gespräch unter vier Augen.

  • Drückt eure Sorgen und Gefühle in Ich-Botschaften aus. Sprecht also aus eurer eigenen Perspektive und versucht, Anschuldigungen und Vorwürfe zu vermeiden. Beispiel: „Ich habe Angst, dass dir das Rauchen auf lange Sicht schaden könnte. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, mit dem Rauchen aufzuhören?”

Problem: Häufig werde eine erklärende beziehungsweise rechtfertigende Antwort folgen. Das Rauchen sei zum Beispiel Entspannung, Gewohnheit oder Stressbewältigung, worauf man ungern verzichten würde.

Wie also darauf antworten? Marquardts Empfehlung: Bleibt am Ball. „Bittet die Person dann, noch einmal über das Thema nachzudenken: ‘Ich möchte dich nicht bedrängen. Am Ende ist es deine Entscheidung. Ich will aber auch, dass du weißt, dass ich mir große Sorgen mache’“, so die Expertin.

Es sei gut möglich, dass die Person zunächst negativ reagiert oder sich unter Druck gesetzt fühlt. Daher sei es wichtig, ihr genug Zeit und Raum zu geben, um über das Gesagte nachzudenken. Wer mit dem Rauchen aufhören will, brauch nämlich eine klare Entscheidung und einen Willen, dass JETZT auch wirklich Schluss ist mit der Pieferei.

Marquardt erklärt: „Erst wenn dieser innere Wunsch gefasst wurde, wird die Person Hilfe und unterstützende Maßnahmen annehmen können. Vorher, ohne diese Entscheidung, könnt ihr euch den Mund fusselig reden.”

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Anti-Rauch-Maßnahmen - so könnt ihr helfen

Wenn das Gespräch jedoch Früchte trägt, dürft ihr auf dem Weg zum rauchfreien Leben selbstverständlich weitere unterstützende Maßnahmen anbieten:

  • Zeigt eurem Gegenüber, dass ihr für ihn da seid.

  • Bleibt verständnisvoll und führt euch immer wieder vor Augen: Mit dem Rauchen aufzuhören, ist schwer!

  • Seid daher nachsichtig, selbst wenn es zu einem „Rückfall” gekommen sein sollte.

  • Informiert euch über Anti-Rauch-Maßnahmen wie Akupunktur, Nikotinpflaster etc. und tragt die Ergebnisse an euer Gegenüber weiter.

  • Zieht, gemeinsam mit dem Gegenüber, ärztliche Beratung in Erwägung.

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Raucher forever? Was tun, wenn der Gegenüber hartnäckig bleibt

Wenn sich alle Ratschläge und Empfehlungen in Schall und Rauch auflösen, weil der Partner sich das Rauchen niemals abgewöhnen wird, bleibt (leider) nur noch eines: Man muss sich irgendwie arrangieren.

Laut der Expertin helfen diese Tipps, um seinem Gegenüber sein Laster zu lassen:

  • Sorgt dafür, dass es rauchfreie Räume gibt - für euch, dass ihr und eure Gesundheit nicht beeinträchtigt werden - aber auch gemeinsam.

  • Stellt vorwurfsfreie Fragen und versucht herauszufinden, wieso die Person überhaupt raucht. Gibt es ehrliche Gründe? Marquardt sagt: „Oft haben Menschen, die schon sehr lange rauchen, für sich gar nicht klar definiert, WARUM sie überhaupt rauchen. Natürlich gehen sie davon aus, dass sie süchtig sind. Möglicherweise erkennt der Gegenüber aber in einem solchen Moment, dass das Rauchen mittlerweile, zum jetzigen Zeitpunkt, gar keinen Sinn mehr ergibt.”

Vielleicht braucht es eine andere Form der Ansprache. Vielleicht hat man den falschen Zeitpunkt gewählt. Die Expertin erklärt, dass man durchaus mehrmals versuchen könne, das Gespräch zu suchen - vor allem, wenn wirklich viel Sorge mitschwingt.

Und sie gibt den Tipp: „Manche Menschen reagieren total gut auf Zahlen, Daten und Fakten. Vielleicht hilft beim heiklen Gespräch auch eine Statistik. Oder man verweist aufs Geld und rechnet einmal aus, wie viel man eigentlich im Monat, im Jahr etc. für Zigaretten ausgibt.”

Ansonsten bleibt nicht so viel übrig und es gelte die alte Psychologie-Weisheit: „Du kannst die anderen Menschen nicht verändern. Du kannst immer nur deine Reaktion auf ihr Verhalten verändern”, so die Expertin.

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