„Es ist fünf nach zwölf“Wie marode sind Deutschlands Brücken wirklich? Experte alarmiert!
Auf die Katastrophe folgt ein dringender Appell an die Politik!
Ein Teil der Carolabrücke in Dresden ist in der Nacht zum Mittwoch kurz nach 3 Uhr in die Elbe gestürzt. Die Ursache ist noch unklar. Das Unglück rückt nun den Zustand aller Brücken in Deutschland in den Fokus.
Große Sorge um Zustand der Brücken in Deutschland
Was ist, wenn es erneut einen Brückeneinsturz gibt – irgendwo in Deutschland, mitten am Tag mit einem katastrophalen Ausgang? Experten appellieren an die Politik, sie müsse jetzt reagieren. Viele Großbrücken seien in einem schlechten Zustand. „Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind“, sagt Brückenexperte Martin Mertens dem RND. Das seien wegen des regelrechten Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. „Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf“, warnt der Professor von der Hochschule Bochum.
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Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen des schlechten Zustands der Brücken eine „Investitionsoffensive Infrastruktur“. Den Kommunen fehlten die finanziellen Mittel für die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten, sagt Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebt.“
„Das ist eine politische Aufgabe und gesellschaftliche Verpflichtung“
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie pocht nach dem Teileinsturz darauf, der Sanierung von Brücken in Deutschland oberste Priorität einzuräumen. „Der Vorfall zeigt eindrücklich, wie hochsensibel unsere Verkehrsinfrastruktur ist und welchen wichtigen Part unsere Brücken übernehmen“, sagt Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem RND. Das Augenmerk auf diese Schlagadern müsse oberste Priorität haben. Das gelte nicht nur mit Blick auf den Vorfall in Dresden.
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Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden erläutert er, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. „Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird.“
Korrosion als mögliche Ursache
Ein etwa 100 Meter langes Stück der Carolabrücke, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führen, stürzte in die Elbe. Auch der Rest der Brücke gilt als einsturzgefährdet. Die Ursache ist noch unklar, die Polizei geht aber nicht von einer Fremdeinwirkung aus. Eine Anfangsvermutung sei, dass Korrosion einen wesentlichen Beitrag zum Einsturz geleistet habe, sagte Steffen Marx, Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden.
Die Brücke – eine der wichtigsten Verkehrsadern der Dresdner Innenstadt – galt schon lange als Sanierungsfall. In den vergangenen Jahren wurden Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, für das nächste Jahr war die Sanierung des nun eingestürzten Brückenzuges geplant. (dpa/gsc)






























































