Mögliche Wende in Fall der Menendez-BrüderIst ein jahrzehntealter Brief DER entscheidende Beweis?

von Nadine Becker und Johanna Kroke

Neue Beweise könnten ihre Freilassung bedeuten!
Aus Habgier sollen die Menendez-Brüder 1989 ihre Eltern erschossen haben, dafür sitzen sie lebenslang im Knast. Doch laut Lyle und Eric sei es eine Tat aus Notwehr gewesen. Ein Brief könnten jetzt DIE Wende in den bekannten True-Crime-Fall bringen.

Brüder wählen selbst den Notruf

Ihre Familie gehört in den 80er-Jahren zu den Superreichen in Hollywood. Vater José ist erfolgreich im Musik- und Filmbusiness, mit seiner Ehefrau Kitty und den beiden Söhnen bewohnt die Familie eine Villa in Beverly Hills. Nach Außen scheinen die Menendez ein Leben wie aus dem Bilderbuch zu führen. Doch am 20. August 1989 ändert sich alles. Gegen 22 Uhr werden Kitty und José vor ihrem Fernseher erschossen.

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Völlig hysterisch wählt der 21-jährige Lyle den Notruf. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnt: Er und sein jüngerer Bruder Eric stecken selbst hinter der Tat. Bis die Ermittler den Brüdern auf die Spur kommen, vergehen mehrere Monate, in denen die Geschwister die Lebensversicherung ihrer Eltern verprassen.

Motiv war Notwehr, nicht Habgier?

Vielleicht wäre nie jemand hinter die Tat der Brüder gekommen. Doch der psychisch labile Eric gesteht schließlich seinem Psychologen, dass er und sein Bruder die Eltern erschossen haben. Für die Staatsanwaltschaft ist das Motiv schnell klar: Die Brüder wollten an das Vermögen der Eltern kommen.

Ganz anders erklären die Brüder ihre Tat. Lyle und Eric behaupten aus Notwehr gehandelt zu haben. Sie wollten sich aus den Fängen ihres Vaters befreien. Sie hätten in Todesangst gelebt.

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Fahndungsbilder von Lyle und Erik Menendez.
35 Jahre nach der Tat fordern viele Menschen die Freilassung von Lyle und Erik Menendez.
DPA AP

Angeblich habe José Menendez seine beiden Söhne sexuell missbraucht, seine Frau soll davon gewusst haben. Laut den Brüdern sei Lyle als Kind und Eric bis kurz vor der Tatnacht von seinem Vater missbraucht worden sein. Ihrem Cousin Andy weihen die Jungen ein, wollen wissen, ob allen Kindern passiert, was sie erleben müssen.

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DER entscheidende Beweis nach 35 Jahren?

Laut des Gerichts gebe es keine Beweise für den Missbrauch, die Aussagen der Brüder seien nichts anderes als eine Lüge. Lyle und Eric werden zu lebenslanger Haft verurteilt. Rund 35 Jahre nach der Tat scheint nun genau der Beweis aufgetaucht zu sein, der dem Gericht damals fehlt: Ein sehr eindeutiger Brief, den die Brüder acht Monate vor der Tat an Andy geschrieben haben.

„Ich habe Angst. Er ist verrückt.” Mit diesen Worten wenden sich die Brüder vor der Tat an ihren Cousin.
„Ich habe Angst. Er ist verrückt.“ Mit diesen Worten wenden sich die Brüder vor der Tat an ihren Cousin.
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Gericht prüft neues Beweisstück

Derzeit wird die Glaubwürdigkeit des Briefs geprüft. Mit dem Schriftstück als Beweis sei auch ein neuer Prozess möglich. „Wir sind hier, um Ihnen zu sagen, dass wir eine moralische und ethische Verpflichtung haben, das, was uns präsentiert wird, zu überprüfen“, erklärt George Gascón, Bezirksanwalt von Los Angeles County bei einer Pressekonferenz.

Mittlerweile haben die Brüder auch prominente Unterstützung. Megastar Kim Kardashian schreibt auf Instagram: „Es ist Zeit, dass die Menendez Brüder freigelassen werden.“ Ende November soll es eine Anhörung geben, in der das Gericht dann entscheidet, ob die Beweise ausreichen und Lyle und Eric Menendez tatsächlich einen neuen Prozess bekommen – und damit vielleicht sogar ihre Freiheit.