„Ich konnte mir das Ticket nicht leisten”Verein kauft Schwarzfahrer Nico (36) nach acht Tagen im Knast frei
Mit einem breiten Lächeln tritt er in die Freiheit.
Dank der Inititiative „Freiheitsfond” kann Schwarzfahrer Nico Schween die JVA Dortmund verlassen. Über eine Woche sitzt er im Gefängnis, weil er sein Zugticket nicht bezahlen kann. Die Initiative setzt sich für ihn ein und hat Erfolg.
Vor allem arme Menschen sind betroffen
Die Zuschauer klatschen, als Nico Schween am Montag (1. September) das Gefängnis verlässt. Winkend ruft er: „Ich bin frei!” Der 36-Jährige bedankt sich bei seinen Unterstützern – ohne die er immer noch im Knast sitzen würde. Nico Schween fährt schwarz und wird erwischt. Da er die Strafe nicht zahlen kann, muss er in Ersatzhaft: „Ich hatte mal ein Deutschlandticket. Dann habe ich die Lastschrift zurückgezogen, weil ich kein Geld hatte im Monat und dann wurde das Deutschlandticket sofort eingestellt”, berichtet er RTL.
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Schwarzfahren ist in Deutschland eine Straftat. Jeder, der ohne Ticket erwischt wird, muss mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe rechnen. Das möchte die Berliner Initiative „Freiheitsfonds” ändern. Sie setzen sich für Schwarzfahrer ein, kaufen bundesweit am Montag 101 Menschen frei. Vor allem Personen mit wenig Geld seien betroffen, schreibt die Initiative auf ihrer Internetseite. Die Betroffenen seien überwiegend arbeitslos (87%), ohne festen Wohnsitz (15%) und suizidgefährdet (15%). Jährlich kommen bis zu 9.000 Menschen wegen Schwarzfahrens in den Knast.
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Initiative fordert Gesetzesänderung
Leonhard Ihßen von der Initiative „Freiheitsfonds” spricht von einer riesigen sozialen Katastrophe. „Die verlieren nicht selten ihre Wohnung, während sie in Haft sind.” Die Initiative fordert deshalb: Schwarzfahren soll nur noch eine Ordnungswidrigkeit sein. Doch weder die Regierung noch die Verkehrsbetriebe sehen bisher eine Änderung vor. Schwarzfahrer würden jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe verursachen.
Nico Schween will das Risiko nicht mehr eingehen. Nach seiner Entlassung macht er sich auf den Weg zu seiner Freundin - auf legale Weise: „Ich werde mir gleich ein Ticket ziehen. Das ist das Schlauste, was ich machen kann”, sagt er. (ise)
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, Freiheitsfonds