Mutter (36) und zwei Söhne zu Haftstrafen verurteiltSie hatten sein Gesaufe und die Prügel satt - Teenie-Brüder ermorden Eifel-Arzt

Mit der Tötung wollten sie jahrelanger häuslicher Gewalt ein Ende setzen.
Am 30. Dezember 2022 verschwindet der Arzt und Familienvater Steffen B. aus Gerolstein spurlos. Ein halbes Jahr später finden Ermittler seine Leiche. Der ungeheuerliche Verdacht sollte sich bewahrheiten: Seine eigene Lebensgefährtin Julia L., ihr Sohn Mike W. und dessen Halbbruder Steven L. haben ihn ermordet! Jetzt ist das Urteil gegen das Trio gefallen.

Mordopfer soll Familie drangsaliert haben

Zwei der drei Angeklagten werden zu hohen Haftstrafen verurteilt . Die beiden jungen Angeklagten bekamen Jugendstrafen wegen Mordes: Der 18-jährige Mike muss neun Jahre ins Gefängnis, der 17-Jährige sechs Jahre, wie der Vorsitzende Richter Günther Köhler am Landgericht Trier verkündete. Die frühere Lebensgefährtin des Opfers erhielt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten - wegen unterlassener Hilfeleistung und Brandstiftung. Julia L. ist die Mutter des 18-Jährigen, der 17-Jährige ist dessen Halbbruder.

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Die beiden Jugendlichen wurden wegen gemeinschaftlichen Mordes an einem Arzt aus der Eifel zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
dpa-Bildfunk

Der 53 Jahre alte Orthopäde, der in einem Krankenhaus in Daun arbeitete, habe in seiner Freizeit „Alkohol im Übermaß” getrunken, sagte der Richter. Dann sei es zu verbalen Attacken und körperlichen Übergriffen gekommen - im gemeinsamen Wohnhaus in Gerolstein (Kreis Vulkaneifel), sagte Köhler.

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Alkohol machte Arzt aggressiv

So auch am Tatabend. Nach einem Streit mit der Ex hätten die Jugendlichen die spontane Entscheidung getroffen, „weitere Übergriffe zu verhindern”, indem sie den Arzt töteten. Sie hätten das Opfer von hinten mit einem Baseballschläger und Schraubenschlüssel attackiert und dann mit einem um den Hals gezogenen Kabelbinder erdrosselt.

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Julia L. hat den Anfang der Tat mitbekommen, ist dann aber ins Kinderzimmer zu den drei Kleinkindern gegangen, die sie mit dem Opfer hat. Sie hat die Jugendlichen von der Tat nicht abgehalten und auch keine Erste Hilfe geleistet, sagte Köhler.

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Vorsitzender Richter Günther Köhler.
Harald Tittel/dpa

Nach der Tat haben die Angeklagten die Leiche in einem Waldstück bei Rockeskyll vergraben. Anschließend setzten sie das Auto, in dem der Tote transportiert wurde, in Brand. Mit dem Urteil folgte das Gericht bei den jungen Männern weitgehend den Forderungen der Staatsanwaltschaft.

Nicht aber bei der 36-Jährigen: Da hatte der Oberstaatsanwalt siebeneinhalb Jahre Haft wegen gemeinschaftlichen Totschlags gefordert. Alle drei Angeklagten haben sich im Prozess eingelassen, aber in jeweils verschiedenen Versionen. Die angeklagte Krankenschwester und der Arzt waren seit Sommer 2023 getrennt. Stefan B. hatte aber weiter im Haus gewohnt.

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„Eine Löwenmama, die einfach zuckersüß ist“

Julia L. . wird von den Menschen als eine sehr liebevolle und geduldige Mutter beschrieben. „Eine Löwenmama, die einfach zuckersüß ist“, beschreibt jemand die Frau. Das Urteil wird mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Sie war eigentlich total herzlich. Eine Mutter mit Herz, die ihre Kinder geliebt hat“, sagt eine Bekannte. Über den Toten hingegen hat sie nichts Positives zu sagen. „Wie soll ich sagen? Er war einfach ein…“, sagt sie vielsagend, ohne den Satz zu beenden.

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Die Lebensgefährtin (M) eines Gerolsteiner Arztes wird von Justizbediensteten zur Anklagebank geführt (Archiv)
Harald Tittel/dpa

Steffen B. war Oberarzt in Daun. Dort galt er als geschätzter Kollege. Eine ehemalige Patientin findet: „Er war als Arzt sehr gut.“ Auch das Menschliche habe bei ihm gestimmt. „Es tut mir in der Seele weh, dass es den Mann nicht mehr gibt“, sagt sie.

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Nachbar aus dem Wohnort zeichnen ein anderes Bild. Sie berichten von Streitigkeiten, lautstarken Diskussionen, Schreien und eskalierenden Szenen. „Ein Choleriker“, der „gern mal getrunken hat“, so ein Nachbar. Er habe seine Kinder gedemütigt, besonders der Stiefsohn habe unter ihm zu leiden gehabt. Die Polizei sei regelmäßig zu dem Haus gerufen worden.

Der Orthopäde war am 30. Dezember 2022 zuletzt an seiner Arbeitsstelle gesehen worden und galt lange als vermisst. Im Juni 2023 hatte ein Spaziergänger einen Teil der sterblichen Überreste im Wald entdeckt. (alk; dpa)