Tier wurde durch unvorsichtige Touristin angelockt
Löwen-Safari endet für RTL-Reporterin fast in Drama

Eine Safari in Afrika.
Das waren für mich Jeep-Fahrten im Sonnenuntergang. Links taucht eine Giraffe auf, rechts läuft ein Gnu vorbei. Keinen Gedanken hatte ich vorher daran verschwendet, dass die wilden Tiere, die ich einmal in ihrer natürlichen Umgebung sehen wollte, auch wirklich wilde Tiere sind, unberechenbar – und dass deshalb mein 40. Geburtstag auch fast mein letzter geworden wäre.
Einmal die „Big Five” sehen
Für meinen runden Geburtstag hatte ich mir was Besonderes überlegt: eine Reise nach Südafrika! So lange wollte ich schon mal dorthin. Freunde, die das Land schon oft besucht hatten, schwärmten total davon. Die Natur, diese Landschaft! Und, klar, „einmal die ‘Big Five’ sehen, wenn ihr schon mal da seid”, meinten sie. Die „Big Five”, die fünf berühmtesten Wildtiere in Afrika, das Highlight jeder Safari: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard.
Im offenen Jeep durch die Savanne
Also buchen mein Mann und ich eine Unterkunft in einem Naturreservat, etwa drei Autostunden von Kapstadt entfernt, um dort auf Safari zu gehen. Am Morgen meines Geburtstags startet die Tour sehr früh. Um 5.30 Uhr steigen wir zum Fahrer und dem Ranger, der die Safari leitet, in den offenen Jeep. Außer uns sind noch vier andere Touristen an Bord: ein jüngerer Mann, eine Mutter mit einer Tochter im Teenageralter und eine ältere Dame.
Eine halbe Stunde ruckelt der Jeep nun schon über die unbefestigten Straßen der Savanne, als der Wagen plötzlich hält und der Ranger uns auffordert, auszusteigen. Er führt uns über ein Feld. Bei jedem Schritt baumelt das Gewehr hin und her, das er über seiner Schulter trägt. Plötzlich taucht etwa zehn Meter entfernt von uns ein Leopard auf. Er liegt hechelnd auf dem Boden. „Er war gerade jagen”, sagt der Ranger, „und ruht sich aus”. Ein schönes Tier. Das gelbliche Fell, die für Leoparden so charakteristischen ringförmigen Flecken darauf. „Aber ist das nicht total gefährlich, dass wir so nah an ihm dran stehen?”, frage ich den Ranger. „Was, wenn er uns angreifen will?” Aber er beruhigt mich. Leoparden würden Konfrontationen eher meiden und sich zurückziehen, wenn sie sich bedroht fühlen.
Zurück am Jeep, fahren wir in ein Gebiet, um dort Elefanten zu beobachten. Obwohl sie so groß und so schwer sind, machen sie beim Gehen kaum Geräusche, bewegen sich fast vorsichtig durchs hohe Gras. Wer auch immer sich die Redewendung „wie ein Elefant im Porzellanladen” ausgedacht hat, hat die Tiere nie erlebt.
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Wir wollen Löwen sehen!
Unser Jeep zuckelt weiter. Vorbei an Nashörnern, die in der Entfernung an einem See stehen. Wir haben keine Zeit, um anzuhalten. Denn wir wollen heute Vormittag noch zu den Löwen! Es dauert eine Weile, bis der Ranger sie findet. Ein Rudel hat es sich am Ende eines langen, recht kurvigen Wegs gemütlich gemacht. Drei Tiere waren anscheinend gerade auf Jagd. Sie teilen sich ihre Beute, einen Affen, während wir ihnen aus ein paar Metern Entfernung vom Wagen aus zusehen.
Bevor wir am Morgen losgefahren sind, hat uns der Ranger ein paar sehr wichtige Verhaltensregeln für die Safari genannt. „Nie ohne Aufforderung das Fahrzeug verlassen”, war eine. „Keine wilden Bewegungen machen, um die Tiere nicht auf uns aufmerksam zu machen” und deshalb auch „nie im Jeep aufstehen!” eine andere.
„Absolut regungslos verhalten jetzt!”

Vielleicht hatte die ältere Dame das überhört. Vielleicht war es auch einfach ein Reflex, weil sie den Löwen, der in der Nähe unseres Wagens lag, nicht gut sehen konnte. Auf jeden Fall steht sie plötzlich einfach auf, macht mit ihrem Handy ein paar Fotos, klick, klick, klick, und setzt sich wieder hin. „Das war leider gar keine gute Idee”, sagt der Ranger sofort. Denn er ahnt, was gleich passieren wird. War der offene Jeep vorher für das Tier einfach nur ein großer Gegenstand, für den es sich nicht interessiert hat, nimmt es uns jetzt als potenzielle Beute wahr. Denn etwas darin hat sich bewegt. Und so erhebt sich der Löwe ganz langsam, ganz vorsichtig, von seinem Platz und geht geduckt in Richtung Jeep. Er ist jetzt auf der Jagd, nach uns.
„Absolut regungslos verhalten jetzt”, flüstert der Ranger, sein Gewehr im Anschlag. Mein Mann und ich sitzen in der letzten Reihe des Jeeps, unsere Blicke in Richtung Boden. Mir gehen fürchterliche Gedanken durch den Kopf. Wenn der Löwe angreift, dann sind wir hier hinten zuerst dran, überlege ich. Ich habe Bilder vor Augen von Videos, auf denen man sieht, wie die Tiere gezielt den Nacken ihrer Beute attackieren und sie dann wegziehen. Und ich denke: „Okay, das war’s dann also gleich.”
Wie lange wir da so im Jeep gekauert haben? Keine Ahnung. Wahrscheinlich waren es nur zehn, vielleicht 20 Sekunden. Aber natürlich kam es mir viel länger vor.
„Da fehlten nur noch zehn Zentimeter”
Der Löwe hat uns nicht angegriffen. Ein anderes Tier aus dem Rudel hat uns gerettet. Es wollte mit ihm spielen und hat ihn so von uns abgelenkt. Wir konnten unversehrt weiterfahren. Als wir in Sicherheit waren, sagte der Ranger, dass der Löwe neben mir am Jeep gestanden und geschnuppert habe. „Da fehlten nur noch zehn Zentimeter.” Er hatte alles durch den Seitenspiegel des Jeeps beobachtet. Im Notfall hätte er das Tier erschießen müssen.
Dieser Vorfall hat meine Sicht auf Safaris geändert und der tragische Tod des Unternehmers, der jetzt in Namibia von einem Löwen getötet wurde, hat die Erinnerung daran wieder hochgeholt. Klar sind solche Vorfälle die Seltenheit, weil Sicherheitsregeln gelten und weil erfahrene Ranger die Touren begleiten. Aber man darf sie nicht mit einem Ausflug in den Zoo verwechseln. Und ich glaube, so was in der Art habe ich getan.