Kosten für Sicherheitskonzepte nicht stemmbar

Volksfeste aus Angst vor Anschlägen abgesagt

von Julian Schlauch und Fabian Klein

Raubt uns der Terror jetzt Jahrmärkte und Traditions-Feste?
Nach den tödlichen Anschlägen der vergangenen Monate verpflichten die Bundesländer Veranstalter von Volksfesten zu verschärften Sicherheitskonzepten. Weitere Amokläufe sollen so verhindert werden, doch damit steigen auch die Kosten. Mehrere Veranstaltungen müssen abgesagt werden – zur großen Enttäuschung von Besuchern!

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Kirmes in Lage abgesagt

Mit dem Frühling beginnt in vielen Teilen Deutschlands die Volksfest-Saison, Veranstalter bauen Jahrmärkte mit bunten Attraktionen und Essensbuden auf – doch in diesem Jahr schwingt die Angst vor Terror mit: nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg oder der Amokfahrt von Mannheim gelten deutlich verschärfte Sicherheitskonzepte. Für viele Organisatoren eine finanziell nicht zu stemmende Herausforderung – die in zahlreichen Absagen endet.

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ARCHIV - 14.10.2022, Bremen: Die Fahrgeschäfte auf dem Freimarkt auf dem Bürgerweide leuchten mit bunten Lichtern und Reklameschriftzügen. Der Bremer Freimarkt ist eines der ältesten Volksfeste Deutschlands und das größte im Norden. (zu dpa "Schausteller: Volksfeste müssen in öffentlicher Hand bleiben") Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Aus Sorgen vor Anschlägen sagen Veranstalter Volksfeste in ganz Deutschland ab. (Symbolbild)
ssd tba cst, dpa, Sina Schuldt

So zum Beispiel in Lage (NRW), wo die traditionelle Frühjahreskirmes stattfinden sollte. „Also die Anschläge in den letzten Monaten haben uns gezeigt, dass insbesondere ein Veranstaltungsgelände gegen ein Befahren gesichert werden muss”, erklärt Bürgermeister Matthias Kalkreuter im RTL-Interview.

Man hätte mehr als 30 Fahrzeuge zur Absicherung der drei Veranstaltungsflächen gebraucht. Für den Veranstalter sei die Finanzierung dieses Konzepts nicht umsetzbar. Er habe sich daraufhin entschieden, den „Frühlingsmarkt hier in Lage mit der Kirmes abzusagen.”

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Veranstalter zieht den Staat in die Verantwortung

Veranstalter Adolf Steuer erklärt, dass die Kosten durch das neue Konzept von 6.000 Euro auf rund 30.000 Euro angestiegen wären. Für sein Unternehmen sei dies nicht zu stemmen, doch was nun? Von der Idee, künftig Eintrittsgeld für Volksfeste zu verlangen, sei Steuer „kein Freund.“ Er sieht den Staat in der Verantwortung: „Das können ja nicht die Schausteller machen. Der Staat muss das mit seiner Kraft und Macht gewährleisten.“

Seine Kirmes in Bielefeld kann übrigens stattfinden, dort gebe es nur einen Ein- und einen Ausgang, dementsprechend sei das verschärfte Konzept „relativ leicht zu stemmen.“

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Ganz anders sieht es in Berlin-Friedrichshagen aus: Das beliebte Bölschefest fällt aus, die Entscheidung sorgt für große Enttäuschung bei zahlreichen Familien. Die Straße könne nicht gegen „Angriffe von Personen mit Fahrzeugen“ gesichert werden, teilt Geschäftsführer Hans-Dieter Laubinger in einer Erklärung mit. „Wir können diese Verantwortung nicht tragen, weil uns bereits im Vorfeld bewusst ist, die Besucher und Teilnehmer nicht ausreichend schützen zu können.“