„Menschen muslimischen Glaubens sind Teil unserer Gesellschaft“Extra freie Tage für Muslime? Wirbel in Schleswig-Holstein

Ein neuer Vertrag in Schleswig-Holstein sorgt für eine Debatte: Dürfen Muslime jetzt an Ramadan und Opferfest frei machen?
Dürfen Muslime in Schleswig-Holstein jetzt an Ramadan und Opferfest frei machen? (Symbolbild)
Carsten Rehder / picture-alliance / dpa

Neuer Vertrag sorgt für Debatte.
Schleswig-Holstein erlaubt künftig, dass Muslime an Ramadan und zum Opferfest freibekommen. Klingt nach Extra-Feiertagen. Doch was bedeutet der Vertrag mit dem Verband der Islamischen Kulturzentren wirklich?

Zwei Tage frei – aber kein zusätzlicher Feiertag

In Schleswig-Holstein gilt das Ramadan- und Opferfest als religiöser, aber nicht als gesetzlicher Feiertag. Jetzt sorgt ein Vertrag zwischen dem Land Schleswig-Holstein und dem Verband der Islamischen Kulturzentren Norddeutschland (VIKZ) für Aufregung. In der Pressemitteilung heißt es: „Der erste Tag des Ramadanfestes sowie der erste Tag des Opferfestes werden als islamische Feiertage gewürdigt. Im Sinne des Sonn- und Feiertagsgesetzes sowie des Schulgesetzes können Beamtinnen und Beamte, Beschäftigte sowie Schülerinnen und Schüler an diesen Tagen freigestellt werden.”

Bedeutet das zwei zusätzliche Feiertage für alle arbeitenden Muslime? Nein. Wer frei haben will, muss einen regulären Urlaubsantrag stellen – und der kann vom Arbeitgeber aus betrieblichen Gründen auch abgelehnt werden. Schüler dagegen dürfen an den Feiertagen entschuldigt zuhause bleiben.

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Ministerin spricht von „Anerkennung und Gleichbehandlung“

Der Schritt hat einzig und allein eine symbolische Wirkung. Kulturministerin Dorit Stenke erklärt: „Dieser Vertrag ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften. Menschen muslimischen Glaubens sind Teil unserer Gesellschaft. Das besiegeln wir mit diesem Vertrag.“ Auch Murat Pırıldar, Vorsitzender des VIKZ, spricht von einem „wichtigen Schritt“: „Wir freuen uns auf die Rolle, die wir als Vertragspartner des Landes übernehmen.“

Doch nicht alle begrüßen die Entscheidung. Bei Welt TV warnt Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter: „Das ist die grundsätzliche Schieflage in der deutschen Islamdebatte: Es kommen vor allem konservative Akteure zu Wort, während liberale Muslime kaum gehört werden.“ Zudem hätten Muslime ohnehin an christlichen Feiertagen frei.

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Eine ähnliche Regelung gibt es bereits in Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Berlin: Auch dort dürfen muslimische Schülerinnen und Schüler an Ramadan- und Opferfest zu Hause bleiben, Arbeitnehmer können Urlaub beantragen. Zusätzliche gesetzliche Feiertage gibt es nirgendwo in Deutschland. Insgesamt leben laut Statistischem Bundesamt rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland – das entspricht etwa 6,5 Prozent der Bevölkerung. In Schleswig-Holstein sind es rund 120.000. (nha)

Verwendete Quellen: Kulturministerium Schleswig-Holstein, Welt TV