US-Soldat in Mordprozess freigesprochen
Demonstranten fordern Gerechtigkeit für Micha – „Wir gehen bis zum Gehtnichtmehr“

Hunderte protestieren vor US-Stützpunkt!
Nach dem Prozess gegen einen US-Soldaten auf dem Militärflugplatz Spangdahlem (Rheinland-Pfalz), haben sich viele Menschen vor der US-Airbase versammelt. Sie alle fordern Gerechtigkeit für den getöteten Micha. Auch sein Vater ist vor Ort und völlig überwältigt von all der Anteilnahme. Seine Botschaft ist deutlich.

Spangdahlem: US-Soldat ersticht Micha auf Kirmes
Für das Militärgericht auf der US-amerikanischen Basis in Rheinland-Pfalz ist der Fall mit einem Freispruch für den angeklagten Soldaten abgeschlossen. Als der mit Micha auf der Säubrennerkirmes in Wittlich aneinandergerät, zieht er ein Messer und versetzt dem 28-Jährigen einen tödlichen Stich. Vielleicht sind es auch zwei gewesen, der Soldat beruft sich auf Erinnerungslücken.

Stundenlang berät das Gericht die Tat vom August 2023 und entscheidet dann: Freispruch! Ein zweiter US-Soldat sei im Vorfeld ohne Prozess durch eine außergerichtliche Maßnahme bestraft worden. Die Strafverfolgung wurde gemäß einem Zusatzabkommen zum Nato-Truppenstatut von den deutschen Behörden an die US-Militärjustiz abgegeben.

Für Michas Vater Michael Ovsjannikov ein unerträglicher Zustand: „Wir brauchen Gerechtigkeit. Wir gehen bis zum Gehtnichtmehr“, sagt er am Samstag während einer Demonstration zu RTL. „Ich und meine ganze Familie sind im Schock.“ An den Demonstrationen beteiligen sich auch viele, die Micha gar nicht gekannt haben. Ein Akt der Solidarität, der den Vater tief bewegt: „Die sind einfach gekommen“, erzählt er. Sie hätten gespürt, dass seinem Sohn Unrecht getan wurde.
Im Video: US-Soldat in Mordprozess freigesprochen
„Wir wollen einfach, dass wir gehört und gesehen werden”
„Wir können das nicht so stehen lassen“, fordert eine Demonstrantin. „Er war so ein wundervoller Mensch. Und das kann einfach nicht sein, dass ein Mörder draußen frei herumläuft. Wir wollen einfach, dass wir gehört und gesehen werden“, sagt sie. „Natürlich kämpfen wir auch in der Hoffnung, dass es irgendwo noch ein Stück weit Gerechtigkeit für uns geben könnte. Aber selbst wenn nicht. Hauptsache, wir haben ein Zeichen gesetzt“, gibt Freundin Katja T. an.
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Der Bürgermeister von Wittlich, Joachim Rodenkirchen (CDU), bedauert den Prozessverlauf. Es sei ein dramatisches Geschehen gewesen und letztlich blieben nun viele Fragen und Zweifel zurück. „Ich fühle da mit der Familie, die keine Antworten hat.“ Die Demonstranten halten noch bis in den Abend hinein eine Mahnwache. Dass sie in den nächsten Tagen verstummen, ist sehr unwahrscheinlich. „Viele Leute haben Micha gekannt und geliebt“, so sein Vater.