Liebe gegen rechte Regeln
Rechtsextremer Politiker verlässt Partei, weil er Trans-Model liebt

Eine Liebe voller Gegensätze. Eigentlich.
Er hetzte jahrelang gegen die LGBTQ-Community. Doch jetzt wendet sich sein Leben komplett. Der polnische Politiker Dawid Szóstak tritt aus seiner rechtsextremen Partei aus – weil er das Trans-Model Michalina Manios liebt.
Politiker verliebt sich in Topmodel-Kandidatin
Dawid Szóstak war Parteichef der rechtsextremen Partei „Konfederacja” in Katowice (Polen). Er beschreibt sich in den sozialen Netzwerken mit den Worten: „Katholik. Pole. Nationalist.” Doch alles ändert sich, als er Michalina Manios über eine Onlineplattform kennenlernt, ein Model, das 2011 in der polnischen Ausgabe von Top Model berühmt geworden ist.
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„Mir gefielen die Fotos, die Michalina gepostet hat. Sie strahlten viel Energie und Weiblichkeit aus“, erzählt der 38-Jährige der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Aus einem Chat wird ein Treffen, aus Sympathie wird Liebe.
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Ihr Kampf um die eigene Identität
Michalina wird intersexuell geboren, also sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen körperlichen Geschlechtsmerkmalen, wächst aber als Junge auf – und fühlt sich gefangen. „Funktionell entwickelte ich mich als Frau, aber leider wurde mir eine männliche Identität zugewiesen, keine andere. Mein Körper und Geist entwickelten sich in Richtung Weiblichkeit, nur meine Geschlechtsorgane nicht”, erzählt sie in einer TV-Show. Mit 18 Jahren setzt sie vor Gericht durch, als Frau anerkannt zu werden. Zum Kennenlernen mit Dawid Szóstak sagt die 36-Jährige: „Alles geschah ganz natürlich. Wir wurden ein Paar. Wir haben Respekt und Verständnis füreinander.”
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Bruch mit der rechtsextremen Szene
Für die Liebe geht der Politiker auf Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit. Denn seine Partei gilt als extrem queerfeindlich. 2019 formulierte Parteichef Sławomir Mentzen die Ziele der Bewegung so: „Wir stehen auf gegen Juden, Homosexuelle, Abtreibung, Steuern und auch die Europäische Union!” Doch Dawid Szóstak sagt nun: „Jetzt möchte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren.” und das ist für ihn Michalina. Deswegen tritt er aus der Partei aus. „Wir respektieren Tradition, wir sind beide religiös, aber wir sind auch unvoreingenommen. Ich wollte nicht, dass mein Privatleben meine politischen Aktivitäten beeinflusst”, erzählt er der Gazeta Wyborcza.

Ein Symbol für seinen radikalen Bruch liefert der 38-Jährige in den sozialen Netzwerken. Denn seine Selbstbeschreibung hat er bereits geändert. Hinter „Katholik. Pole. Nationalist.” steht jetzt auch: „Glücklich verliebt.” (nha)
Verwendete Quellen: Gazeta Wyborcza, Instagram