Queerfeindlicher CDU-Nachwuchs in Osnabrück?SPD-Trans-Frau soll von Mitgliedern der Jungen Union transfeindlich attackiert worden sein

"Progress Pride"-Fahne
Die "Progress Pride"-Fahne an einem Haus. Sie steht auch für Transsexuelle.
RTL Nord

Beschimpft und verspottet worden sein soll eine Trans-Frau aus Osnabrück. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge ist das SPD-Mitglied am Abend der niedersächsischen Landtagswahl von Mitgliedern der Jungen Union verbal transfeindlich angegriffen worden. „Es gibt eine Beleidigungsanzeige gegen die Gruppe von der Trans-Frau“, bestätigt Matthias Bekermann von der Polizei Osnabrück.

Rechtsradikale und queerfeindliche Tendenzen bei Mitgliedern der Jungen Union?

Gegen 21 Uhr sollen mehrere mutmaßliche Mitglieder der Jungen Union, die Nachwuchsorganisation der CDU, die Trans-Frau in der Osnabrücker Innenstadt parallel zu den Wahlparties angesprochen und beleidigt haben und außerdem rechtsextreme Chöre angestimmt haben. Der neuen Osnabrücker Zeitung gegenüber berichtet das SPD-Mitglied anonym, dass sie beim alten Namen, also ihrem Männernamen, angesprochen und verspottet worden sein soll. Im Anschluss habe die Gruppe betrunkener Männer sich um sie und ihre Begleitung gestellt und mit queerfeindlichen Beleidigungen überschüttet. Aus Angst vor weiteren Anfeindungen möchte die Trans-Frau anonym bleiben.

Der verbale Angriff folgt auf eine Reihe von transfeindlichen Übergriffen in der Region. Erst im August endete ein transphober Angriff auf einen Transmann in Münster tödlich. Wenige Wochen später wird eine Trans-Frau in der Bremer Straßenbahn bei einem brutalen Angriff schwer verletzt.

Vorsitzender der Jungen Union ist schockiert

„Ich bin fassungslos und schockiert. Es hat mich wütend gemacht, was da vorgefallen sein soll“, beteuert Florian Schwab, Vorsitzender der Jungen Union Osnabrück gegenüber RTL. „Das ist nicht meine Junge Union“, verspricht er und möchte zur Aufklärung des Vorfalls beitragen. Durch die SPD-Vorsitzende Melora Felsch hat er von dem Vorfall erfahren. „Wir versuchen den Sachverhalt aufzuklären und die Polizei zu unterstützen, weil wir uns von jeglichem homophoben Gedankengut distanzieren“, sagt er auf RTL-Anfrage.

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Mitglieder der Jungen Union als Beteiligte identifiziert

Aktuell führt Florian Schwab Gespräche mit einigen Parteimitgliedern, die als beteiligte der Gruppe identifiziert werden konnten. Bis zu zehn Männer sollen es gewesen sein. „Das ist insofern richtig, dass diese Zahl an dem Platz gestanden hat. Von einzelnen Personen soll es dann zu diesen Beleidigungen gekommen sein“, schildert er. „Es gibt Parteikollegen, die sich als Beteiligte gemeldet haben. Eine Person aus diesem Kreis hat einen Entschuldigungsbrief an die betroffene Person verfasst“, führt er fort. Er habe die Betroffenen aufgefordert, sich bei der Polizei zu melden.

SPD sieht "Angriff auf fundamentale Werte des Zusammenlebens"

Die SPD-Vorsitzenden Melora Felsch und Manuel Gava geben ein schriftliches Statement zu den Vorfällen heraus. Sie prangern die Transfeindlichkeit an und betonen, dass sich so etwas nicht wiederholen darf. „Ein solcher verbaler Angriff ist nicht nur ein schreckliches Ereignis für die betroffene Person, sondern hier werden fundamentale Werte unseres Zusammenlebens angegriffen“, erklären sie. Auch das die Täter die erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen haben sollen, entsetzt sie. Wir wissen alle, in welcher dunklen Tradition sich diese Strophe befindet. Gerade mit den Stimmergebnis der AfD bei der Niedersachsenwahl müssen wir uns als demokratische Parteien eindeutig und scharf gegen Rechtsradikalismus abgrenzen“, fordern sie.

Bei der Landtagswahl in Niedersachsen hatte die AfD viele Stimmen gewonnen, die CDU musste eine Niederlage wegstecken.

Polizei: Täter sollen sich selber melden

„Auf politischer Ebene hat es Gespräche zwischen den zwei betroffenen Parteien gegeben“, sagt Matthias Bekermann von der Polizei Osnabrück im Gespräch mit RTL. Demnach sollen sich die Parteien darauf geeinigt haben, dass die mutmaßlichen Täter aus Reihen der Jungen Union proaktiv auf die Ermittler zugehen. „Man möchte den Tätern so ermöglichen, sich selbst mit der Polizei in Verbindung zu setzen“, erklärt Matthias Bekermann das Vorgehen, parallel würde aber weiter ermittelt werden. (cta)