Sohn auf Abiball totgeprügelt
Philipos Vater geht zurück an Tatort: „Wir sind lebenslänglich bestraft”
Bekommt die Familie jetzt endlich Gerechtigkeit?
Philipos (20) will eigentlich nur mit seiner Schwester ihren Abiball feiern – doch vor der Location in Bad Oeynhausen wird er zu Tode geprügelt. Das war im Sommer, jetzt startet der Prozess gegen den mutmaßlichen syrischen Haupttäter. Vor dem großen Tag treffen wir Philipos Vater am Tatort.
Stadt entfernt die Gedenkstätte für Philipos am Tatort
Es ist der Moment, auf den Philipos Vater Dimitris Tsanis ein halbes Jahr gewartet hat. Er wollte dem jungen Mann, der seinen Sohn auf dem Gewissen haben soll, beim Prozessauftakt in Bielefeld endlich in die Augen schauen. Aber daraus wurde nichts, denn der Syrer hat sich beim Reinkommen versteckt. „Ich war voller Wut. Es war auch Trauer, aber am meisten war es Wut. Ich wollte ihm in die Augen gucken”, erzählt der Vater im Gespräch mit RTL.
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Enttäuscht ist der Mann nicht nur vom Täter selbst, sondern auch von den Behörden. Nicht einmal am Tatort gibt es noch viel, das an seinen Sohn erinnert. „Im Auftrag von Bad Oeynhausen wurde alles entfernt. Weil das Bild vom Kurpark anscheinend gestört wurde. Ich hatte den Bürgermeister angeschrieben, damit vielleicht ein Gedenkstein hier gebaut wird. Kam keine Antwort zurück”, so Dimitris Tsanis weiter. Das ist nicht der einzige Vorwurf, den er den Behörden macht.
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Die Vorgeschichte: So soll Philipos gestorben sein
Der Prozessbeginn verlangt Philipos Familie nochmal alles ab. Sie hören bis ins kleinste Detail, was ihm in dieser einen Nacht passiert ist. Es ist der 23. Juni, als Philipos jüngere Schwester Chanel ihren Abiball im Kurpark von Bad Oeynhausen feiert. Gegen 1. 30 Uhr geht der 20-Jährige mit einem Freund vor die Tür. Plötzlich sollen die beiden angegriffen worden sein. Einer der Täter habe ihm schließlich so heftig gegen den Kopf getreten, dass er zwei Tage später im Krankenhaus verstirbt. „Das war eine grausame Tat und jede Sekunde, die vorbeigeht, habe ich das vor meinen Augen”, erzählt Dimitris Tsanis im RTL-Interview im Juni 2024.
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Die Polizei nimmt den 18-jährigen Tatverdächtigen fest. Er ist ein geflüchteter und polizeibekannter Syrer. Philipos Vater glaubt also, dass man den Tod von seinem Sohn verhindern hätten können: „Die müssen endlich mal zugeben, dass sie versagt haben. Und dass sie auch Mitschuld haben.“ Antworten sucht der Vater viele, vor allem aber vom mutmaßlichen Täter selbst. „Ich will wissen, warum er sowas Böses gemacht hat”, sagt sein Vater heute beim Prozessauftakt in Bielefeld. Einzig und allein das Gefühl, dass Philipos immer bei ihm sei, gebe ihm Kraft.