Mutter Oskana floh ohne Zustimmung ihres Mannes
Mein Kind muss zurück nach Israel - in den Krieg!
„Es war eine verzweifelte Entscheidung, weil ich unter Druck stand!”
Innerhalb der nächsten zwei Wochen muss Oksana aus Reutlingen in Baden-Württemberg ihre 14 Monate alte Tochter zurück zu ihrem Vater nach Israel bringen. Das hat das Oberlandesgericht Stuttgart entschieden. Denn das Kind gilt für die Richter als entführt, weil die 39-Jährige ohne Zustimmung ihres Mannes ausreiste. Oksana ist fassungslos: Ihr Mann habe sie betrogen, sich nicht um das Kind gekümmert. Er selbst sei Grieche und habe nur einen befristeten Arbeitsvertrag in Israel. Außerdem herrsche dort Krieg. Sie vermutet, dass es ihm um etwas ganz anderes gehe als die gemeinsame Tochter.
„Ich war noch nie in einem Land, in dem Krieg herrscht. Es war erschreckend!“
Oksana hat Angst. Angst um ihre Tochter und davor, dass bald ein Gerichtsvollzieher kommt, der das kleine Mädchen zurück nach Israel schickt. Deshalb möchte sie weder ihren Nachnamen noch den Namen ihres Kindes öffentlich nennen, wie sie RTL in einem Interview erzählt. Mehrfach bricht sie in Tränen aus. Sie ist „fassungslos” wie sie überhaupt in eine solche Situation geraten konnte. Sie als Deutsche und ihr Mann als Grieche hätten mit dem Nahostkonflikt doch eigentlich gar nichts zu tun, sagt sie. „Ich war noch nie in einem Land, in dem Krieg herrscht. Es war erschreckend“.
Ihren Mann lernt die heute 39-Jährige während des Studiums kennen. Er arbeitet zu diesem Zeitpunkt an einer Universität in Stuttgart als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Sie leben zunächst ein Jahr in den USA bevor er einen auf drei Jahre befristeten Arbeitsvertrag als Professor an der technischen Universität in Haifa bekommt. Sie folgt ihm nach Israel. Im März 2023 kommt ihre gemeinsame Tochter zur Welt - ein lange ersehntes Wunschkind. Aber schon kurz vor der Geburt, so schildert es Oksana, ändert sich ihr Leben dramatisch.
„Als ich schwanger war, ist er fremd gegangen“
Noch als sie schwanger gewesen sei, sei ihr Mann fremd gegangen. Immer wieder habe er sie beleidigt und erniedrigt, sagt sie. Als das Mädchen gerade mal einen Monat alt war, sei er ausgezogen. „Ich hatte niemanden, der mir hilft. Ich habe nächtelang geweint. Es war traurig”, erinnert sich Oksana. In Israel sei sie von ihrem Mann abhängig gewesen. Ihr Visum sei an sein Arbeitsvisum gebunden gewesen.
Sie habe sich voll auf ihre Tochter konzentriert und die schwierigen Umstände weitgehend ausgeblendet. Doch als der Krieg ausbricht, habe sich das geändert. „Ich hatte solche Angst um meine Tochter”, sagt Oksana.
„Die Straßen waren leer. Alle hatten Angst!”
„Es ist einfach grausam in einem Land zu leben, wo Krieg herrscht“, sagt sie. Sie erinnere sich an Schutzbunker, Sirenengeheul und Bomben. „Die Straßen waren leer. Alle Bürger hatten Angst vor diesen Terroristen“, erinnert sie sich an die Tage nach dem blutigen Terrorangriff der Hamas. In Haifa, wo sie lebt, habe ein Terrorist Menschen mit einer Axt angegriffen. Sie habe ihren Mann bekniet, Israel zu verlassen, erzählt sie. Doch er habe bleiben wollen. Um das Kind habe er sich ihrer Aussage nach ohnehin nie gekümmert. Er habe es zwar regelmäßig gesehen, ihr aber nie geholfen oder sie unterstützt. Sie habe schließlich keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich ins Flugzeug zu setzen und zurück nach Deutschland zu fliegen, „Es war eine verzweifelte Entscheidung, weil ich unter Druck stand“, so Oksana.
Bereits einen Tag später habe ihr Mann Anzeige wegen Kindesentführung erstattet und einen Antrag auf Rückführung gestellt. Oksana vermutet, dass er das aus Rache getan habe, weil sie Israel ohne seine Zustimmung verlassen habe. Sie fühle sich hilflos. „Es ist das erste Mal für mich, dass ich mit Gerichten und Rechtsanwälten zu tun hat“, sagt sie. Ihr Mann habe dagegen Geld und könne sich gleich mehrere Anwälte leisten.
Lese-Tipp: Drama beim Familiengericht.: Mutter entführt kleine Tochter (7) – das Kind braucht dringend Hilfe
„Ich verstehe nicht, wie man ein Kind in ein Kriegsgebiet zurückschicken kann!”
Doch die deutschen Gerichte haben ihm nun schon in zweiter Instanz Recht gegeben. Das Oberlandesgericht Stuttgart folgte mit der Entscheidung, dass Oksanas Tochter spätestens am 12. Juni zurück nach Israel muss, einem Urteil des Amtsgerichts Stuttgart. Es sei nicht nachgewiesen, dass die Sicherheitslage in Israel eine schwerwiegende Gefahr darstelle, sagten die Richter in ihrer Urteilsbegründung. Außerdem sei die Lage vor Ort auch schon angespannt gewesen, als sich das Paar 2020 entschieden hatte, in Israel zu leben.
Lese-Tipp: Unbekannter (51) will Jungen in sein Auto zerren - mutige Zeugen verhindern Entführung
Oksana kann das nicht nachvollziehen. „Ich habe nicht das Geld für Rechtsanwälte. Ich weiß nicht, wie ich mich verteidigen soll“, sagt sie zu RTL. Das Arbeitsvisum ihres Mannes laufe im Herbst 2025 aus und könne nicht ein weiteres Mal verlängert werden. Sie wisse daher nicht, weshalb er überhaupt darauf bestünde, dass das Mädchen zurück nach Israel soll. Wie es weitergehen soll, wisse sie nicht , sagt sie. „Mein größter Wunsch ist es, in Deutschland zu bleiben“ - und zwar mit ihrer Tochter.