Eltern sollen Roqia (15) ermordet haben

„Meine Freundin hat draußen Liebe gesucht, weil sie zu Hause keine Liebe bekommen hat“

von Karl Wirz, Lydia Gleich und Konrad Rampelt

Sie war jung, sie wollte einfach nur leben – jetzt ist sie tot.
Es ist der Prozess eines der grausamsten Eltern-Morde der vergangenen Jahre. Roqia (15), die von ihren Mitschülern nur Ronja genannt wurde, wird im Juni 2024 leblos aus dem Rhein gezogen. Jetzt müssen sich ihre Eltern vor Gericht verantworten. Die Anklage: Mord aus niedrigen Beweggründen. Eine, die Roqia wie keine Zweite kannte, ist ihre beste Freundin Lona. Im Gespräch mit RTL kämpft sie mit den Tränen, als sie über den Tod ihrer Freundin spricht.

Prozess gegen Roqias Eltern – beste Freundin bricht in Tränen aus

„Meine Freundin hat draußen Liebe gesucht, weil sie zu Hause keine Liebe bekommen hat.“ Diese Worte von Ronjas bester Freundin gehen unter die Haut.
„Meine Freundin hat draußen Liebe gesucht, weil sie zu Hause keine Liebe bekommen hat.“ Diese Worte von Roqias bester Freundin gehen unter die Haut.
RTL

Lona steht am Grab ihrer besten Freundin – ohne Grabstein, ohne Namensschild. „Das macht mich einfach traurig zu sehen, dass meine Freundin gerade unterm Grab ist. Dass ich nichts unternehmen kann.” Der Schmerz sitzt tief. Tränen steigen ihr in die Augen. „Dass sie nicht mal ein Namensschild hat, finde ich auch sehr, sehr, sehr traurig.” Lona kann nicht fassen, dass Roqias eigene Eltern ihr das angetan haben, ihr Schmerz ist spürbar. Immer wieder ringt sie um Worte, versucht zu begreifen, was eigentlich nicht zu begreifen ist. „Ich frage mich einfach, wie ihr Vater ihr in die Augen schauen konnte, während er sie umgebracht hat.“

Ronja (15) wird leblos am Rhein in Worms entdeckt. Das Mädchen ist durch Ertrinken gestorben.
Roqia (15) wird leblos am Rhein in Worms entdeckt. Das Mädchen ist durch Ertrinken gestorben.
privat

Eltern wollten Kontrolle – und wurden zu Mördern

Die Anklage geht davon aus, dass Roqia Eltern mit ihrem Lebensstil nicht einverstanden waren. Sie schminkte sich, wollte Freunde treffen, so sein wie andere Teenager auch. Für Lona völlig normal: „Ich fand, sie wollte einfach leben, wie ich gesagt habe. Wie jedes normale Mädchen. Wie jeder normale Teenager. Was ein bisschen in die Welt schauen will und dass sie das leider nicht machen konnte.” Sie kann nicht verstehen, wie es so weit kommen konnte. „Okay, sie hat Fehler gemacht, aber machen doch alle. Aber bring sie nicht um!”

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Schläge, Einsperren – und schließlich Mord

Roqias Vater soll sie regelmäßig geschlagen haben. Später, als sie sich wehrte, habe er aufgehört. Doch dann kam die Mutter ins Spiel. Sie soll Lona zufolge nicht nur Roqia, sondern auch sie selbst eingesperrt haben. Lona beschreibt, was das mit ihrer Freundin gemacht habe. „So was wirkt bei einem Kind. Weil die war ja noch ein Kind. Also die Tochter kann ja psychisch krank werden wegen so was, wenn die in so einem Haus aufwächst.” Dann sei Roqia einfach umgebracht worden.

Eltern zerstören Ruf der Tochter – mit Lügen?

Als wäre das nicht genug, sollen Roqias Eltern nach der Tat sogar noch Lügen über ihre tote Tochter verbreitet haben. „Ihre Eltern verbreiten Gerüchte, dass sie mit einem 39-jährigen Mann geschlafen hat. Ich finde das sehr traurig, weil ihr macht den Ruf an eurer Tochter kaputt, die gestorben ist, die ihr ermordet habt.”

Lona ist fassungslos. Warum reden sie nicht wenigstens gut über ihr eigenes Kind? „Anstatt dass ihr was Gutes über eure Tochter sagt. Wenigstens so! Ich kann das wirklich nicht in Worte fassen.”

Trotz all des Schmerzes – Lona will sich den Eltern im Prozess stellen. „Ich will gucken, wie die mich angucken werden, ob sie traurig sind, weil man sieht ja einem Menschen an, ob er es bereut, was er gemacht hat.” Doch ihre Meinung über sie steht längst fest, Lona hofft auf eine harte Strafe. Vor allem der Vater soll für lange Zeit hinter Gitter. Lona: „Weil wenn er nach 15 Jahren rauskommt, wer weiß, vielleicht bringt er noch eine Tochter von ihm um.”

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Lona glaubt: Roqia hätte überlebt, wenn ihr Eltern ihr nur Liebe gegeben hätten. „Ich finde, meine Freundin hat draußen Liebe gesucht, weil sie zu Hause keine Liebe bekommen hat.” Stattdessen sei sie verachtet worden. Ihr Wunsch nach Freiheit wurde bestraft.

Heute (27. Februar) beginnt der Prozess. Das Urteil wird über das Schicksal der Eltern entscheiden – über Roqias Schicksal hat die Wahnsinnstat längst entschieden.