Paris nach spektakulärem Raub erschüttertSeit Jahren Warnungen vor Schwachstellen! Sicherheit des Louvre im Fokus

Seit Sonntagmorgen (19. Oktober) ist der Louvre geschlossen.
Seit Sonntagmorgen (19. Oktober) ist der Louvre geschlossen.
REUTERS

Der dreiste Einbruch im Louvre sorgt nicht nur in Frankreich für Aufregung!
Am Sonntagmorgen (19. Oktober) gelang es bislang unbekannten Tätern, Juwelen von unschätzbarem Wert aus dem weltberühmten Museum zu stehlen – mitten am helllichten Tag. Wie konnten die Diebe so unbemerkt zuschlagen? Und was steckt hinter diesem dreisten Coup?

Mit Hebebühne und Mitwissern?

Die Täter tarnen ihren Coup wie einen harmlosen Arbeitseinsatz. Sie parken einen Laster mit Hebebühne an der Seite des Museums, stellen Warnkegel auf und tragen Warnwesten. Zwei von ihnen steigen über die Bühne auf einen Balkon und zerstören ein Fenster mit einem Trennschleifer. Es ist Sonntagmorgen in Paris. Viele Menschen schlafen noch oder trinken gemütlich Café. So bleiben sie zunächst unbemerkt. Aber es gibt Spekulationen darüber, ob es Komplizen aus dem Museumspersonal gibt.

Dem tritt das Kulturministerium entgegen: „Dank der Professionalität und der schnellen Reaktion der Mitarbeiter des Louvre konnten die Täter in die Flucht geschlagen werden.“ Bei dieser Flucht bleibt auch die Krone der Kaiserin Eugénie zurück. Sie wird zurzeit untersucht. Die Täter fliehen auf Motorrollern.

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Streik vom Museumspersonal – wegen fehlender Sicherheit

Warnungen vor Schwachstellen bezüglich Sicherheit im Louvre gibt es seit Jahren. Schon beim Streik des Museumspersonals im Juni geht es nicht nur um Arbeitsbedingungen, sondern auch um mangelnden Schutz. Kulturministerin Rachida Dati kritisiert, dass man sich 40 Jahre lang nicht für die Sicherheit großer Museen interessiert habe.

Weiter sagt sie: „Vor zwei Jahren hat die Präsidentin des Louvre den Polizeipräfekten um eine Sicherheitsüberprüfung gebeten. Warum? Weil diese Museen an neue Formen der Kriminalität angepasst werden müssen. Heute handelt es sich um organisierte Kriminalität. Ist man also zu naiv gewesen im Umgang mit der Sicherheit? Diese Fragen müssen sich die Verantwortlichen jetzt stellen.

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Die Beute ist heiß – und unverkäuflich?

Die gestohlenen Juwelen aus dem Louvre gelten als praktisch unverkäuflich. Niemand wolle sich an den Juwelen die Finger verbrennen, so der Kunstdetektiv Arthur Brand. Experten rechnen damit, dass die Täter die Diamanten und Edelsteine wahrscheinlich aus den Schmuckstücken lösen und einzeln weiterverkaufen – dann sind sie für immer verschwunden. Dafür brauchen sie allerdings versierte Komplizen, sagen Fachleute.

Ein Signal an die ganze Welt

Der spektakuläre Raub im Louvre erinnert an deutsche Kunstdiebstähle: 2017 klauen Täter aus dem Berliner Bode-Museum eine 100-Kilo-Goldmünze im Wert von mehreren Millionen Euro. Zwei Jahre später rauben Kriminelle im Grünen Gewölbe Dresden 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten – Teile der Beute fehlen bis heute. Nach dem Vorfall richtet Dresden eine eigene Sicherheitsabteilung ein.

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Der Coup in Paris löst auch in Deutschland Alarm aus. Gero Dimter, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagt: „Dieser Museumsraub trifft nicht nur Frankreich ins Mark, sondern erschüttert die gesamte Museumswelt. Gerade wenn es ein Haus wie den Louvre trifft, müssen wir uns auf internationaler Ebene verständigen, was jetzt getan werden muss, um Museen weltweit vor dieser Form von zunehmender und immer professioneller werdender Kunstkriminalität zu schützen.”

Filmreife Vorlage

Der Louvre diente schon oft als Kulisse für spektakuläre Raubfilme. Am bekanntesten ist die Netflix-Serie „Lupin“ (seit 2021), in der Assane Diop eine Kette von Königin Marie-Antoinette stiehlt – verkleidet als Reinigungskraft. Realität und Fiktion treffen jetzt in Paris aufeinander. Wann der echte Louvre wieder öffnet, ist weiterhin unklar. (ypr)

Verwendete Quellen: dpa