Beim Online-Gaming kennengelerntLiebesbetrügerin zockt Marcel (39) um 120.000 Euro ab – er bekam sie nie zu Gesicht

von Frank Vacik, Annabelle Strecker und Sebastian Stöckmann

Ihr erstes „Date” haben die beiden vor Gericht.
Obwohl er Mandy P. nur aus dem Internet kannte, überwies Marcel Q. (39) der 37-Jährigen immer wieder Geld und pumpte dafür sogar seine Mutter an. Satte 120.000 Euro Schulden soll Marcel Q. angehäuft haben. Am Amtsgericht Leipzig läuft seit Montag der Prozess gegen die mutmaßliche Liebesbetrügerin.

Erster Kontakt beim Online-Spiel „Final Fantasy 14”

Alles fängt mit dem Online-Spiel „Final Fantasy 14” an. Im Mai 2020 lernen sich Marcel Q. und Mandy P. beim Zocken kennen und haben ein gemeinsames Thema aus der Vergangenheit: Beide litten früher unter Mobbing.

„Ich habe ihr dann geschrieben, dass ich wahrscheinlich was für sie empfinde”, erinnert sich der 39-Jährige. „Sie schrieb dann nur zurück, sie fühle sich geehrt. Eine Woche später wollte sie dann zu mir kommen, aber ihr Auto sei kaputt.”

Für die vermeintliche Autoreparatur überweist Marcel Q. der Frau Geld – es ist der Anfang einer Serie von Zahlungen zwischen Mai 2020 und August 2021. Fast täglich lässt sich Mandy P. neue Geschichten einfallen, damit ihr Verehrer ihr Geld leiht.

Prozess in Leipzig: RTL konfrontiert Angeklagte mit den Vorwürfen

Mandy P. bestellt auch online wiederholt mit seinen Zugangsdaten. Insgesamt soll Marcel Q. wegen der 37-Jährigen 120.000 Euro verloren haben. Blind vor Liebe nahm er sogar Kredite auf.

Zu Gesicht bekommt Marcel Q. die Frau nie: Ein Treffen verhindert sie mit Ausreden, es gibt keine Videotelefonate. Und Mandy P. schickt ihm Fotos, die gar nicht sie selbst zeigen.

Vor Gericht muss sich Mandy P. wegen Betrugs in 182 Fällen verantworten. Als RTL sie mit den Vorwürfen konfrontiert, gibt sich die Angeklagte genauso kleinlaut wie wortkarg. „Ja”, Marcel Q. sei in sie verliebt gewesen, und „ja”, sie habe ihn schamlos ausgenutzt. Das Geld habe sie „ausgegeben”, wisse aber nicht mehr, wofür, erzählt die 37-Jährige.

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Liebesbetrügerin will Opfer das Geld angeblich zurückzahlen

Im Prozess kommt heraus, dass Mandy P. nicht einmal Single ist und zwei Kinder hat. Sie erklärt, die Lügen täten ihr sehr leid. „Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen”, sagt sie zu Marcel Q. auf dem Flur des Amtsgerichts. „Ich versuche, das alles zurückzuzahlen.”

Woher das Geld kommen soll, ist unklar – die 37-Jährige ist schon seit fast 20 Jahren arbeitslos. Wegen Betrugs drohen ihr mehrere Jahre Knast.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen