Prozess in Leipzig

13-Jährige mehrfach in Pension missbraucht – ihr Vater verhinderte wohl weitere Taten

von Frank Vacik und Sebastian Stöckmann

Er versteckt sich feige hinter einem Aktenordner.
Emanuel Christian B. (37) soll zwei Kinder mehrfach sexuell missbraucht haben. Beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Leipzig räumt er die Taten ein.

37-Jähriger wegen schweren sexuellen Missbrauchs angeklagt

Missbrauchsprozess in Leipzig
RTL konfrontiert den Angeklagten mit den Vorwürfen, doch der 37-Jährige äußert sich nicht.
RTL

Emanuel Christian B. verdeckt sein Gesicht, als er am Mittwoch das Gericht betritt. RTL konfrontiert ihn mit den Vorwürfen, doch der 37-Jährige äußert sich nicht und geht wortlos weiter. Viel ist über B. nicht bekannt. Er soll aus Sachsen-Anhalt stammen und gelernter Haustechniker sein. In den sozialen Medien finden sich Hinweise darauf, dass B. auch bei einer Feuerwehr tätig ist.

Laut Gericht legt die Staatsanwaltschaft Emanuel Christian B. „fünf Tathandlungen zum Nachteil eines im Tatzeitraum 13 Jahre alten Mädchens zur Last”. Darunter sind unter anderem „zwei Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes und zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern ohne Körperkontakt mit dem Kind”.

Opfer über Social-Media-Plattform Omegle kennengelernt

Omegle
Die Video-Chat-Plattform Omegle ging Ende 2023 offline.
Omegle

B. und die damals 13-Jährige sollen sich im September 2021 über die Plattform Omegle kennengelernt und dann über Whatsapp ausführlich sexuelle Themen besprochen haben. Im November und Dezember desselben Jahres soll es in einer Pension in Leipzig zum Oral- beziehungsweise Geschlechtsverkehr gekommen sein. Der Angeklagte kannte laut Staatsanwaltschaft das Alter des Kindes. Zu einem dritten Treffen kam es nicht, weil der Vater des Mädchens von dem Kontakt erfuhr.

Lese-Tipp: Wie können wir unsere Kinder vor Missbrauch im Netz schützen?

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Prozess in Leipzig: Angeklagter soll weiteres Mädchen missbraucht haben

Ein weiteres minderjähriges Mädchen, dessen Alter das Gericht nicht nennt, soll Opfer von Emanuel Christian B. geworden sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in diesem Fall sexualisierten Missbrauch ohne Körperkontakt vor. Auch dieses Kind hatte B. über Omegle kennenglernt. Auf der Seite war es möglich, mit zufällig ausgewählten Usern per Video zu chatten. Ende 2023 ging die Omegle offline – unter anderem, weil Pädophile dort offensichtlich häufiger Kontakt zu Kindern suchten.

Missbrauchsopfer verlässt Gerichtssaal mit Tränen in den Augen

Die Öffentlichkeit ist für die gesamte Verhandlungsdauer vom Prozess ausgeschlossen. Das Gericht will so die heute 16-Jährige schützen, die durch die Taten psychisch stark belastet ist. Als sie am Mittwoch aussagt, ist ihr die Anspannung anzumerken. Eine lange Aussage wird ihr zum Glück erspart: Nach einem Deal mit dem Gericht gesteht der Angeklagte alle Taten. Als die 16-Jährige den Saal verlässt, hat sie Tränen in den Augen.

Ohne Geständnis hätten den Emanuel Christian B. laut dessen Verteidiger mindestens fünf Jahre Haft erwartet. Nun kommt er mit maximal viereinhalb Jahren davon. Für den Prozess sind drei weitere Verhandlungstage im November vorgesehen.