Vater trauert um seine Tochter

Mordvorwurf gegen Arzt in Bayern

von Paulina Drabinski, Constantin Krüger und Ulrich Vonstein

Wurde Ronja umgebracht?
Mit dieser Frage beschäftigt sich aktuell die Staatsanwaltschaft im bayerischen Kelheim und hat jetzt Anklage erhoben. Neben dem Tod der jungen Krankenschwester Ronja H. wird ein weiterer Fall verhandelt.

Anwalt sieht Ermittlungs-Mängel

Ronjas Vater Tobias H. trauert um seine geliebte Tochter. „Sie hat einen einzigartigen Charakter gehabt. Fröhlich, lustig, sozial hilfsbereit, aufmunternd, agil. Sie war nicht zu bremsen“, erinnert er sich an sein Kind. Sie arbeitete als Krankenschwester in einem niederbayrischen Krankenhaus. Weil sie an diesem Abend unter starken Migräneanfällen gelitten haben soll, habe sie eine Kollegin gebeten, ihr einen intravenösen Zugang für Elektrolyte, also für Flüssigkeit, zu legen, berichtet Tobias H.

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Danach zieht sich die 23-Jährige in einen Schockraum zurück, wo sie sich ausruhen will. Dort wird sie am nächsten Morgen tot aufgefunden. In ihrem Blut findet man eine hohe Dosis Propofol und Ketamin, also Narkosemittel. Doch wie die Substanzen in ihren Körper geraten sind - bisher ungeklärt. Die Arbeit der Polizei soll nur schleppend vorangegangen sein. Der Vater vermutet, dass ein Arzt in der Klinik es ihr gespritzt und sie dann damit allein gelassen haben soll.

Arzt bestreitet Vorwürfe

H.‘s Anwalt Philipp Pruy kritisiert angebliche Mängel in den Ermittlungen. „Viele wichtige Zeugen“ seien zu spät angehört worden. Er wirft der Polizei „Ermittlungspannen“ vor, die sich „jetzt nur noch begrenzt wiedergutmachen lassen.”

Im Fall Ronja H. wirft die Staatsanwaltschaft dem Arzt „Aussetzung mit Todesfolge“ vor. Er soll aktiv gehandelt haben, was dazu geführt habe, dass Ronja einer lebensbedrohlichen Lage ausgesetzt wurde und infolgedessen starb. „Er hat mir meine Tochter, meinen Sonnenschein, wirklich mein Ein und Alles genommen und ich verstehe nicht einmal den Grund warum“, klagt der Vater der jungen Frau.

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Der beschuldigte Arzt steht zudem unter Mordverdacht. Er soll einem Patienten ohne medizinische Veranlassung ein Morphin verabreicht und den Mann dadurch getötet haben. Seit April sitzt er in Untersuchungshaft, streitet die Vorwürfe ab. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.