Verliert sie jetzt sogar das Sorgerecht?
Polizei verhaftet Vierfach-Mama – weil ihr Sohn (10) allein nach Hause läuft

Vor den Augen ihrer Kinder klicken bei Brittany Patterson die Handschellen.
Der Grund dafür ist unfassbar: Ihr zehnjähriger Sohn Soren läuft allein nach Hause – mitten am Tag. Ein fataler Fehler in Fennin County, Georgia. Jetzt könnte die vierfache Mama sogar das Sorgerecht verlieren.
Sohn wird nach Hause gefahren, obwohl es ihm gut geht
„Es war für sie auf jeden Fall traumatisierend“, so beschreibt Brittany Patterson den Moment ihrer Verhaftung für ihre vier Kinder. Die Geschichte klingt wie ein schlimmer Traum: Nichtsahnend öffnet die Mutter am 30. Oktober die Tür. Kurz danach sitzt sie im Gefängnis, weil ihr Sohn Soren tagsüber etwa 1,6 Kilometer allein durch den Ort läuft.
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Zum Zeitpunkt des Vorfalls ist Patterson mit ihrem älteren Sohn beim Arzt und weiß nichts vom Alleingang ihres Sohnes. Ein Zeuge sieht den Jungen die Straße entlang spazieren und alarmiert die Polizei. Soren versichert ihnen, dass es ihm gut geht. Die Beamten fahren ihn aber trotzdem nach Hause. Sie versuchen, Patterson zu erreichen, die sitzt aber noch beim Arzt fest. Später tauchen plötzlich mehrere Streifenwagen bei der Familie auf. Videos der Bodycams zeigen, wie Mutter Brittany zwar ruhig bleibt, aber den Grund für ihre Verhaftung nicht nachvollziehen kann. Der Schock ist ihr ins Gesicht geschrieben.
Wird ihr jetzt das Sorgerecht entzogen?
Der Vorwurf gegen die Mutter aus Georgia ist hart. Sie soll „die körperliche Unversehrtheit ihres jugendlichen Sohnes absichtlich und wissentlich gefährdet haben“. Als wäre das nicht schon schlimm genug, muss sie jetzt auch um das Sorgerecht bangen. Dagegen geht sie vor und macht ihre Situation öffentlich. In einem Interview mit NBC sagt Brittany, sie sei wütend und frustriert über den Vorfall.

Die Behörden sollen der vierfachen Mutter einen Deal angeboten haben: Sie würden die Anklage fallen lassen, wenn sie das Handy ihres Sohnes zukünftig mit GPS tracken würde. Außerdem solle sie eine Sicherheitsperson als wissenden Teilnehmer und Vormund benennen, die auf die Kinder aufpasst, wenn Brittany das Haus verlässt. Ein absolutes No-Go für die Mutter, die ihren Kindern vertrauen und mögliche Gefahren selbst einschätzen will. „Müssen alle Eltern ihr Kind mit GPS ausstatten? Die Eltern müssen für ihre Kinder entscheiden, es sei denn, es ist unangemessen gefährlich“, hinterfragt Patterson im Gespräch mit NBC.
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Zwar kommt sie gegen eine Kaution von umgerechnet 477 Euro frei – doch sollte sie für schuldig erklärt werden, drohen Patterson laut Medienberichten bis zu ein Jahr Haft und eine Geldstrafe von etwa 950 Euro.
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Wie würde dieser Fall denn in Deutschland aussehen?
In Deutschland gilt die Aufsichtspflicht, allerdings wird sie vom Gesetzesgeber nur vage geregelt. Nach § 1626 Absatz 2 BGB ist bei der elterlichen Sorge „das wachsende Bedürfnis des Kindes nach selbstständigem Handeln“ im Rahmen des Entwicklungsstandes zu berücksichtigen. Für den Alltag bedeutet das: Eltern kennen den Entwicklungsstand ihres Kindes am besten. Sie selbst sollten abwägen, in welchen Situationen ihr Kind überfordert ist. Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (BKE) empfiehlt als grobe Orientierung, Kinder bis zum 3. Lebensjahr nicht unbeaufsichtigt zu lassen, ab dem 4. Lebensjahr nicht länger als zehn bis 30 Minuten allein zu lassen, wenn die Eltern in der Nähe sind. Alles darüber hinaus ist Abwägungssache der Eltern.
Dürfen Kinder in Deutschland allein reisen?
Kinder ab zwölf Jahren dürfen sogar allein mit dem Flugzeug innerhalb Deutschlands oder der Bahn reisen. Ein zehnjähriger Junge, der zu einer normalen Tageszeit in Deutschland an einer Straße entlang nach Hause läuft, würde also vermutlich nicht von der Polizei angesprochen werden. Sollte ein Zeuge sich Sorgen machen und der Junge trotz fehlender Gefahrensituation nach Hause gefahren werden, hätte das also keine Konsequenzen für die Eltern. Selbst wenn die Polizei vorher vergeblich versuchen würde, die Eltern telefonisch zu erreichen, ist auch das nicht direkt ein Grund für eine Anklage wegen verletzter Aufsichtspflicht.