Auch in Deutschland auf dem VormarschDas macht die „Zombie-Droge” Fentanyl so gefährlich

von Nikolai Henn, Paulina Probst und Sebastian Stöckmann

Eigentlich soll es das Leiden von Krebspatienten lindern.
Doch das hochwirksame Schmerzmittel Fentanyl entwickelt sich immer mehr zur tödlichen Droge. Zehntausende Menschen sterben in den USA jährlich an den Folgen des Fentanyl-Konsums. Auch in Deutschland wird die künstliche Droge immer beliebter.

Vor allem junge Leute sind „verrückt” nach der Droge

Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist bekannt als Drogen-Hotspot. Abhängige konsumieren rund um die Uhr auf offener Straße – nicht zuletzt Heroin, Crack und Kokain. Derzeit besonders gefragt ist allerdings Fentanyl. „Ich würde schon sagen, dass Fentanyl die Oberhand gewonnen hat”, berichtet Nadja, die von Drogen abhängig ist. „Es hat einen richtigen Boom gemacht, finde ich.”

Fentanyl gibt es in flüssiger Form, als Pflaster oder als Pulver. Die Nachfrage sei in den vergangenen Monaten stark gestiegen, berichtet ein Dealer. Vor allem junge Leute zwischen 16 und 20 Jahren seien „verrückt danach”, erzählt er. „Und die bezahlen alles, was du willst.”

Fentanyl wirkt schneller als Heroin

Doch was reizt Drogenabhängige ausgerechnet an Fentanyl, das in Krankenhäusern als besonders starkes Schmerzmittel eingesetzt wird? Offenkundig übt die schnellere Wirkung eine besondere Anziehungskraft auf die Konsumenten aus. „Bei Heroin musst du zehnmal rauchen”, erklärt Peter, ebenfalls drogenabhängig. „Und bei Fentanyl rauchst du dreimal, und du hast den gleichen Effekt.”

Bei dauerhaftem Konsum können sich Muskeln versteifen, Betroffene machen beim Laufen eckige Bewegungen. Deshalb wird im Zusammenhang mit Fentanyl oft von einer „Zombie-Droge” gesprochen.
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Schon eine winzige Menge Fentanyl kann tödlich sein

Und: Schon eine winzige Menge kann tödlich sein. „Wenn die Dosis zu hoch ist, führt das dazu, dass die Leute eintrüben, bewusstlos werden und vor allem auch das Atmen einstellen”, berichtet Dr. Michael Schmidt. Er ist Allgemeinmediziner und Experte Suchtmedizin. „Dann kommt es zum Zurückfallen der Zunge, und dann ersticken die Leute, wenn man ihnen nicht hilft.”

Hilfe bekommen Abhängige in Konsumräumen. Hier können sie unter Aufsicht Drogen zu sich nehmen. So lassen sich viele Leben retten, vor allem bei der Einnahme von Fentanyl.