Juristin erklärt RTL ihre Motivation Experten fordern Gnade für Mörder-Kannibale Detlev G.

Detlef G. in einem RTL-Interview (Archivfoto, 2018)
Detlef G. in einem RTL-Interview (Archivfoto, 2018)
RTL
von Aaron Fischer und Ulrich Vonstein

Gnade für den Killer-Kannibalen?
Das fordern zumindest einige Juristen jetzt von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Der damalige Polizist hatte einen Freund umgebracht und möglicherweise Teile seiner Leiche gegessen. Dafür war Detlev G. nach mehreren Prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er sitzt seit elf Jahren im Gefängnis.

Detlef G. nicht behandeln „wie jeden anderen Mörder”

Jetzt streben fünf Juristen eine Wende in dem Fall an. Die Rechtsexperten aus Köln, Marburg, Leipzig und Potsdam haben laut „Leipziger Volkszeitung” Ende des vergangenen Jahres ein Gnadengesuch an Kretschmer geschickt. In dem Schreiben heiße es: „Es macht einen erheblichen Unterschied, ob ein Täter auf den Wunsch des Opfers hin agiert, oder ob er einen Menschen gegen dessen Willen aus dem Leben reißt.“

Elisa Hoven
Juristin Elisa Hoven.
privat

G. hat seinen Bekannten auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin ermordet. Für die fünf Rechtsexperten ein wichtiges Detail. Ihre Meinung: Es „kann nicht sein“, den ehemaligen Polizisten „wie jeden anderen Mörder“ zu bestrafen. Eine der Unterzeichnerinnen ist Elisa Hoven. Auf Nachfrage von RTL sagt die Juristin, dass G. ihr einen Brief geschrieben habe.

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Darin habe er sie gefragt, ob sie ihm erklären könne, warum er noch immer im Gefängnis sitze. „Daraufhin habe ich mich tiefer mit dem Fall beschäftigt und dazu entschlossen, ein Gnadenbesuch zu stellen“, so die Juristin. Sie habe G. im Gefängnis besucht, er sei „ein ruhiger und sympathischer Mann.“

Video: Interview mit einem Kannibalen

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„Mord darf nicht in jedem Fall lebenslang heißen”

Es ist nicht das erste Mal, dass über das Strafmaß gegen Detlev G. diskutiert wird. In zwei Prozessen hatte ihn das Landgericht Dresden zu etwas mehr als acht Jahren Haft verurteilt, ehe der Bundesgerichtshof entschied, dass G. ein Mörder ist und deswegen lebenslang ins Gefängnis muss. Hoven sieht das Urteil kritisch und fordert nicht weniger als eine Reform des Strafrechts. Man müsse die Tötungsdelikte darin reformieren. „Der Fall Detlev G. zeigt wieder einmal, dass wir Mord und Totschlag grundsätzlich anders abgrenzen müssen“. Gerichte müssten „mehr Spielräume“ bekommen, Mord dürfe nicht in jedem Fall lebenslang heißen, so Hoven.

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Sie und ihre Mitstreiter wollten Aufmerksamkeit für den Fall und „Recht für Herrn G.“ erwirken, sagte sie weiter. Hoven sei „optimistisch, dass er begnadigt wird.“ Eine Begnadigung wäre „ein gutes Zeichen“, findet sie. Ihr Wunsch: Kretschmer möge dem Gesuch stattgeben. „Wir hoffen, dass es zum Anlass genommen wird, eine Neuregelung der Tötungsdelikte zu erarbeiten.“

Keine Rückfallgefahr wegen Krebs-Behandlung?

Der Ekel-Mord aus einem abseitigen Milieu hatte im Jahr 2013 weit über Deutschland hinaus Entsetzen hervorgerufen. Kriminalpolizist Detlev G. träumte davon, eine Leiche zu zerstückeln. Auf einer Kannibalismus-Seite im Internet lernte er den Geschäftsmann Wojciech S. aus Hannover kennen, der schon in seiner Jugend die Phantasie hatte, sich „schlachten“ zu lassen. In einer Pension im Erzgebirge trafen sich die beiden Männer schließlich. Detlev G. tötete Wojciech S., zerstückelte ihn mit einer Kettensäge und vergrub ihn hinter dem Haus. Teile davon aß er.

Vorteilhaft könnte sich jetzt für G. auswirken, dass er nach RTL-Informationen an Prostatakrebs erkrankt ist. Durch die medikamentöse Behandlung habe der 67-Jährige kaum noch einen Sexualtrieb, eine Rückfallgefahr sei somit so gut wie ausgeschlossen.