Brandschutzbeauftragter kommt mit Geldstrafe davon„Hatte Todesangst” – Kollege fackelt Gina auf Firmenfeier ab

von Bastian Schlüter, Jana Michel und Konrad Rampelt

Seine Aufgabe ist es eigentlich, für Sicherheit zu sorgen!
In vielen Firmen gibt es einen Brandschutzbeauftragten, auf den die Mitarbeiter vertrauen. Doch ausgerechnet der soll auf einer Firmenfeier in einem Dresdner Pflegeheim ein heftiges Inferno ausgelöst haben. Acht Menschen werden dabei teilweise schwer verletzt. Im Prozess kommt der Mann mit einer Geldstrafe davon.

Firmenfest in Dresden wird zum Albtraum

Darinka K.und Gina N. hatten mit schwersten Verbrennungen zu kämpfen.
Darinka K.und Gina N. hatten mit schwersten Verbrennungen zu kämpfen.
Crimespot

„Ich persönlich hatte Todesangst”, erzählt Gina N., eines der Opfer, unter Tränen im Gespräch mit RTL. Die Bilder ihrer Verletzungen sind bis heute erschreckend. Gina erleidet schwerste Verbrennungen, muss sogar mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden. Die Schmerzen seien unvorstellbar gewesen. Brandopfer Gina N. erinnert sich: „Zu meinem Vater habe ich gesagt, dass ich sterben möchte, weil das wirklich unheimliche Schmerzen waren. Das kann sich keiner vorstellen.“

Rückblick: Am Abend des 1. September 2022 sitzen Mitarbeitende der Pflegeeinrichtung bei einer gemütlichen Feier um eine Feuerstelle. Dann passiert etwas nicht nachvollziehbares: Der Brandschutzbeauftragte soll Ethanol ins Feuer gegossen habe – sogar zweimal!

Gina N.: „Dann gab es eine riesengroße Stichflamme und dann hat er nochmal reingegossen und dann ist das quasi wie explodiert. Wir saßen zwei bis drei Meter, jetzt nach meinem Befinden, so genau weiß ich es nicht, saßen wir daneben und dann kam die Feuerwalze halt voll auf uns zu.”

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Sieben Frauen und ein Mann werden teilweise schwer verletzt. Vorher haben sie bei einem Fest für die Mitarbeitenden des Pflegeheims noch gemütlich um eine Feuerstelle gesessen.
Sieben Frauen und ein Mann werden teilweise schwer verletzt. Vorher haben sie bei einem Fest für die Mitarbeitenden des Pflegeheims noch gemütlich um eine Feuerstelle gesessen.
XCITEPRESS

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Brandopfer aus Dresden fühlen sich allein gelassen

Auch Darinka K. wird bei dem Flammen-Inferno verletzt, das Verhalten des Feuerteufels habe sie tief erschüttert: „Er ist Brandschutzbeauftragter, also man geht eigentlich davon aus, man kann solchen Menschen vertrauen. Und das ging dann plötzlich alles so schnell. Er schüttete drauf, diese Flamme nach oben und er schüttete nochmal und er grinste mir so richtig dämlich dabei ins Gesicht.“

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Gina arbeitet noch immer in der Einrichtung. Alle Versuche, sich bei der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat um eine Versetzung des Beschuldigten in ein anderes Heim zu bemühen, seien bisher gescheitert. Von der Geschäftsführung heißt es auf Anfrage von RTL: „Sowohl professionelle Einzel- als auch Gruppengespräche wurden angeboten, um den Mitarbeitenden in dieser schwierigen Zeit beizustehen. Zusätzlich haben wir Maßnahmen ergriffen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern.”

Noch heute sind Darinka und Gina von Narben – körperlich wie seelisch – gezeichnet. Sie setzen alle Hoffnungen in den Gerichtsprozess, der Angeklagte muss sich am 2. Dezember wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Die beiden Frauen fordern Gerechtigkeit – und ein Ende des Albtraums, der an jenem Abend begann. Am Ende schickt das Gericht den Angeklagten nicht in den Knast, sondern verurteilt ihn wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe. Er muss 100 Sätze zu je 70 Euro zahlen.