„Name des mutmaßlichen Täters wurde mir anvertraut”Weiß ein anonymer Briefschreiber, wer Claudia Wilbert tötete?

„Ich möchte Sie bitten, dieses Schreiben und meine Informationen ernst zu nehmen.”
Es sind eindringliche Worte eines Unbekannten, niedergeschrieben in einem langen Brief. In diesem behauptet der Verfasser Unglaubliches: Er will den Namen des mutmaßlichen Mörders der damals 17-jährigen Claudia Wilbert kennen.
Unbekannter spricht von „Detailwissen zum Täter”
„Die Angelegenheit lastet sehr schwer auf mir”, schreibt der anonyme Autor des Briefes. Fünf Seiten hat er am Computer getippt, datiert auf den 7. Dezember 2023. Darin enthüllt er: Ein naher Verwandter von ihm habe „Detailwissen zum Täter und zum Tathergang”. Auf dessen Sterbebett habe dieser Verwandte dem Autor nicht nur Einzelheiten der Tat genannt, sondern auch den Namen des Mannes, der Claudia Wilbert 1979 getötet haben soll. Damals steigt die 17-Jährige in Rheinbach (NRW) zu einem unbekannten Mann ins Auto. Dann verliert sich ihre Spur. Kurz darauf entdecken Spaziergänger die Leiche der Jugendlichen an einem Wanderparkplatz – bis heute ist ihr Mörder nicht gefasst.
Der Unbekannte will das ändern. Ihm sei es wichtig, das Versprechen, das er seinem Angehörigen gegeben habe, einzulösen und zur Aufklärung des Falles beizutragen. Doch etwas halte ihn zurück.
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Ortskenntnisse und deaktivierte Türöffner
In seinem Brief beschreibt der anonyme Autor ausführlich, was sein Verwandter ihm anvertraut haben soll: Den Namen des Parkplatzes, in dessen Nähe Claudia Wilberts Leiche entdeckt worden sein soll, obwohl dieser öffentlich nicht bekannt gewesen sei (Wanderparkplatz „Wolkenbruch”). Wissen über eine Besonderheit des Fahrzeugs des mutmaßlichen Täters: „Das Auto des mutmaßlichen Täters hatte auf der Beifahrerseite einen deaktivierten bzw. ausgebauten Türöffner, d.h. der Beifahrer konnte die Tür von Innen nicht öffnen.”
Woher sein Verwandter diese Informationen gehabt haben will, kann der Verfasser nicht beantworten. Sein Angehöriger sei mit dem mutmaßlichen Täter befreundet gewesen − bis der Kontakt 1979, im Jahr von Claudia Wilberts Ermordung, abrupt abgebrochen sein soll. Der Unbekannte will sogar ein Foto von ihm besitzen.

Bedingung: Claudia Wilbert bei „Aktenzeichen XY ... Ungelöst”
Doch eine Frage empfinde der Verfasser des Briefes als „besonders drängend”: Hat die Polizei am Tatort DNA- oder anderen Spuren, die auf den Täter hinweisen, sicherstellen können? „Ich möchte niemanden zu Unrecht denunzieren”, erklärt er. Auch zum Schutz seiner weiteren Angehörigen melde er sich anonym. Seinen Brief schickt er dabei nicht nur an die Polizei Bonn, das Bayrische Landeskriminalamt, sondern auch an die Redaktion des Fernsehformats „Aktenzeichen XY... Ungelöst“. Dieses solle den Fall Claudia Wilbert in seiner Sendung thematisieren.
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„Bevor ich weitere Angaben zum Täter mache, muss ich aus Sorgfalt und Gewissensgründen durch Ihre Sendung sicherstellen, ob die mir geschilderten Umstände der Tat den polizeilich aktenkundig bekannten Tatsachen entsprechen.” Dann wolle der Unbekannt weitere Details enthüllen. Am 11. September 2024 ist es soweit: Die Sendung wird ausgestrahlt, der Cold Case Claudia Wilbert wird besprochen. Rund 160 Anrufer melden sich daraufhin mit Hinweisen. Doch der anonyme Briefschreiber bleibt verschollen.
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Polizei veröffentlicht mysteriösen Brief – kommt der Mörder jetzt doch noch vor Gericht?
Um den Mord an Claudia Wilbert doch noch aufzuklären, hat die Polizei Bonn deshalb jetzt den mysteriösen Brief im Fahndungsportal der Polizei NRW veröffentlicht. Die Beamten erhoffen sich so neue Hinweise − auf den Inhalt des Briefes oder auf den unbekannten Verfasser. Dieser hatte seinen Brief mit folgenden Worten beendet: „Bitte lasse Sie nicht unnötig Zeit vergehen, der Täter ist schon über siebzig Jahre alt.” Vielleicht kann Claudia Wilberts Mörder bald, nach über 45 Jahren, doch noch zur Verantwortung gezogen werden.