Co-Pilot alleine und ohnmächtig

Minutenlang geistert Lufthansa-Maschine in 10.000 Metern Höhe ohne Pilot

Bis auf Weiteres bleiben Flugzeuge bei der Lufthansa knapp.
Die Lufthansa-Maschine muss wegen eines medizinischen Notfalls im Cockpit notlanden (Symbolbild).
Sven Hoppe/dpa

Wie ernst die Situation im Cockpit tatsächlich war, wird vielen Passagieren erst jetzt klar!
Im Februar 2024 spielen sich dramatische Minuten auf dem Lufthansa-Flug LH-1140 von Frankfurt am Main nach Sevilla in Spanien ab. Kurz nachdem der Pilot das Cockpit verlässt, um auf Toilette zu gehen, bricht sein Copilot zusammen – und der Airbus A321-200 mit 199 Passagieren ist führerlos.

Pilot geht zur Toilette, wenige Sekunden später wird Copilot ohnmächtig

Die Maschine startete am Samstagmorgen ohne größere Zwischenfälle. Doch um 10.31 Uhr ändert sich das: „Der Kapitän verlässt das Cockpit für eine Toilettenpause. Zuvor gab es ein Gespräch mit dem Copiloten über Wetter und Flugzeugbetrieb, ohne Auffälligkeiten“, heißt es in einem nun veröffentlichten Abschlussbericht der spanischen Flugunfalluntersuchungsbehörde CIAIAC. Wie üblich übernimmt der Copilot das Steuer.

Doch nur eine Minute später erleidet der 38-Jährige eine „plötzliche und schwere medizinische Beeinträchtigung“. Er wird ohnmächtig, sackt mit seinem Körper teilweise auf der Schaltfläche. In den nächsten 46 Sekunden betätigt er unabsichtlich verschiedene Schalter und Pedale, darunter unter anderem die Deaktivierung eines Flugsteuerungsrechners, was Warnmeldungen auslöst. Doch zum Glück bleiben der Autopilot und das automatische Schubsystem aktiv, halten das Flugzeug stabil auf Kurs.

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Lufthansa-Maschine muss notlanden – „Copilot ist blass, schwitzt und zeigt auffällige Bewegungen“

Dennoch wird die Flugsicherung aufmerksam, spricht den Copiloten immer wieder an, doch die Funksprüche bleiben unbeantwortet. Der Voice-Recorder verzeichnet lediglich „verdächtige Geräusche“.

Um 10.39 Uhr kehrt auch der Pilot zurück. Gleich fünfmal betätigt er den Sicherheitscode, der eine Klingel im Cockpit auslöst und woraufhin eigentlich die Tür von innen geöffnet werden kann. Doch niemand reagiert: Der Copilot, der sich alleine im Cockpit befindet, ist noch immer ohnmächtig. Auch eine Flugbegleiterin versucht erfolglos, Kontakt zu ihm herzustellen. Schließlich gibt der Kapitän den Notfallcode ein. „Kurz vor Ablauf des Timers öffnet der Copilot, der teilweise wieder zu sich kommt, die Tür manuell“, heißt es im Bericht.

„Der Kapitän übernimmt das Cockpit. Der Copilot ist blass, schwitzt und zeigt auffällige Bewegungen“, heißt es im Bericht weiter. „Er wird in der Bordküche von der Crew und einem mitreisenden Arzt erstversorgt und kehrt nicht mehr ins Cockpit zurück.“ Der Lufthansa-Pilot entscheidet sich für eine Notlandung. 18 Minuten später landet die Maschine mit 205 Menschen an Bord in Madrid. Dort kommt der 38-jährige Copilot ins Krankenhaus.

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Nach medizinischem Notfall im Cockpit – Flugsicherheitsbehörde warnt

„Die neurologische Erkrankung, die den Anfall verursachte, war bei vorherigen medizinischen Untersuchungen nicht erkennbar, da sie symptomlos verlief“, heißt es im Abschlussbericht. „Die plötzliche und schwere Handlungsunfähigkeit trat so unerwartet auf, dass der Copilot keine Möglichkeit hatte, die Crew zu warnen.“ Während der zehnminütigen Abwesenheit habe dennoch keine Gefahr für die Passagiere im Airbus bestanden. Das Flugzeug flog „mit aktiviertem Autopiloten, aber ohne aktive Überwachung durch einen Piloten“.

Dennoch warnt die spanische Flugsicherheit: „Die Anwesenheit von zwei Personen im Cockpit ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor, um eine schnelle Reaktion bei einer plötzlichen Handlungsunfähigkeit zu ermöglichen“, heißt es in dem Bericht. „Die Lufthansa hatte zum Zeitpunkt des Vorfalls keine Vorschrift, dass bei Abwesenheit eines Piloten eine weitere Person im Cockpit anwesend sein muss. Der Betreiber hatte nach eigener Risikobewertung darauf verzichtet, da kein Sicherheitsgewinn gesehen wurde. Die Untersuchung empfiehlt, diese Praxis zu überdenken und die Risiken neu zu bewerten.“ (jow)