Rakete absichtlich in Wohnung gefeuert

Bewährungsstrafe für Böller-Influencer von Berlin

Screenshot aus dem inzwischen gelöschten Video, das der Influencer ins Netz gestellt hatte
Screenshot aus dem inzwischen gelöschten Video, das der Influencer ins Netz gestellt hatte
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Statt billigen Internet-Ruhm zu kassieren, muss er für seine Tat bezahlen!
Zumindest ein bisschen. Der Böller-Influencer von Berlin kommt mit einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten davon. Das entschied das Landgericht Berlin.

Angeber-Video kursierte im Netz

Der Fall aus der Silvesternacht hatte bundesweit Empörung und Unverständnis hervorgerufen. Influencer Atallah Y. hatte gezielt eine Feuerwerksrakete in eine Wohnung in Berlin geschossen. Von seiner Aktion hatte der 23-Jährige ein Angeber-Video gemacht und in sozialen Medien veröffentlicht.

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Der Influencer (r), der eine Silvesterrakete in eine Wohnung geschossen hat, steht mit gefalteten Händen im Gerichtssaal neben seinem Rechtsanwalt.
Atallah Y. (r.) beim Prozess im Landgericht Berlin.
Annette Riedl/dpa

Mit dem Urteil blieb das Gericht unter der Forderung von Staatsanwalt Tobias Dettmer, der zwei Jahre gefordert hatte. Der nicht vorbestrafte Influencer hat sich aus Sicht des Landgerichts Berlin der Sachbeschädigung schuldig gemacht. Den angeklagten Vorwurf der versuchten schweren Brandstiftung und versuchten gefährlichen Körperverletzung sah es nicht bestätigt.

Der Influencer veröffentlichte nach der Tat ein Video auf seinem Instagram-Account mit mehr als 310.000 Followern. Die Aufnahme wurde mehr als sechs Millionen Mal binnen kurzer Zeit aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war sie gelöscht.

Video-Tipp: „Ich habe ihm gesagt, er soll sowas nie wieder machen“

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Opfer verzeiht dem Influencer die Tat

Der Influencer hatte vor Gericht sein Bedauern ausgedrückt und über seine Verteidiger erklärt, es handele sich um ein Versehen. Sein Mandant sei davon ausgegangen, dass das Feuerwerk in den Himmel gehe, so Anwalt Axel Czapp. Das sieht die Staatsanwaltschaft anders. „Dass man nicht weiß, was man tut, halte ich für lebensfremd und widerlegt“, sagte Dettmer. Der 23-Jährige habe in Kauf genommen, dass Menschen zu Schaden kommen.

Dass es nicht zu einem Feuer in der Wohnung in Berlin-Neukölln gekommen sei, sei ein Zufall gewesen. Wäre der Wohnungsinhaber nicht anwesend gewesen und hätte schnell reagiert, „hätte die Sache ganz anders ausgehen können“, so der Staatsanwalt.

Dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird, wird damit begründet, dass es zu keinen größeren Schäden kam. Der 23-Jährige habe sich entschuldigt und sei nicht vorbestraft. Zudem habe er versucht, sich selbst bei der Polizei zu melden. Das sei aber wegen Verständigungsproblemen gescheitert.

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Emir A., in dessen Schlafzimmer der Böller einschlug, hat dem jungen Mann aus dem Westjordanland die Tat übrigens verziehen. „Ich habe ihm gesagt, er soll sowas nie wieder machen“, für ihn sei die Sache erledigt, sagt er im Gespräch mit RTL.

Der 23-jährige Y. war am 4. Januar am Hauptstadtflughafen BER festgenommen worden, als er Deutschland verlassen wollte. Seitdem befand er sich wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. (uvo/dpa)