BBC-Kommentator John Hunt spricht erstmals öffentlich seit ihrem Tod

TV-Star redet täglich mit ermordeten Töchtern und Frau

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John Hunt mit Ehefrau Carol

„Ein Erbe der Liebe.“
Mit diesen schönen Worten beschreibt der britische Fernsehkommentator John Hunt seine Gefühle für seine ermordete Frau Carol und seine Töchter Louisa und Hannah. Ein Frauenhasser hat sie getötet, weil er nicht damit klarkam, dass Louise sich von ihm trennte. Jetzt spricht der bekannte Fernsehmann erstmals öffentlich über den Schicksalsschlag.

„Mädels, tut mir leid, dass ich nicht bei euch sein kann, ich bin gerade bei eurer Mama“

Sie zeigen auch ein bisher unveröffentlichtes Foto aus glücklichen Tagen. Hunt spricht in seinem Sender BBC, bei ihm ist seine Tochter Amy, die ihm als einziges Familienmitglied geblieben ist. Sie lebte zum Zeitpunkt der Morde nicht mehr in ihrem Elternhaus. Vater und Tochter berichten, wie sie mit dem Trauma leben, was ihnen hilft und warum sie sich jetzt öffentlich äußern. Fast ein ist es her, dass ein mörderischer Psychopath Carol, Louise und Hannah aus dem Leben riss.

Er spreche bis heute jeden Tag mit den dreien, sagt Hunt. „Von dem Moment an, in dem ich aufwache, sage ich jedem von ihnen guten Morgen.“ Wenn er am Abend die Augen schließe, spreche er zu ihnen. Seinen toten Töchtern sage er manchmal: „Mädels, tut mir leid, dass ich nicht bei euch sein kann, ich bin gerade bei eurer Mama.“ Die drei hätten ihm und Amy ein „Erbe der Liebe“ hinterlassen.

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„Ich möchte meiner Mutter, Hannah und Louise wieder Leben einhauchen”

Amy, die Schwester von Louisa und Hannah, erzählt in dem Interview, warum es ihr und ihrem Vater ein Anliegen sei, öffentlich über den Fall zu sprechen. In dem Moment, als der Mörder das Haus ihrer Familie verließ, „wurden meine Mutter, Hannah und Louise zu einer Statistik. Sie wurden zu Opfern von Kyle Clifford“, sagt sie. Für Amy inakzeptabel. „Ich möchte meiner Mutter, Hannah und Louise wieder Leben einhauchen und sie zu vollwertigen Menschen machen.“

Amy (l.) und John Hunt auf Gerichtsskizzen der Zeichnerin Elizabeth Cook
Amy (l.) und John Hunt auf Gerichtsskizzen der Zeichnerin Elizabeth Cook
picture alliance / empics | Elizabeth Cook

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Die Tat des Mörders habe sie völlig unvermutet getroffen, sagen Vater und Tochter und weisen anderslautende Bericht zurück. „Hatte wir irgendwelche Hinweise darauf, dass dieser Mann in der Lage war, meine Mutter zu erstechen, Louise zu fesseln, Louise zu vergewaltigen, Louise zu erschießen und Hannah zu erschießen? Absolut nicht“, stellt Amy klar.

„Was er meiner kleinen Schwester angetan hat, ist nicht weniger als teuflisch“

Clifford hatte sich im vergangenen Zugang zum Haus der Familie in der ruhigen Wohngegend von Bushey verschafft, indem er Hunts Ehefrau Carol vortäuschte, er wolle persönliche Sachen seiner Ex-Freundin zurückbringen. Dann erstach er die 61-Jährige. Als eine Stunde später seine 25 Jahre alte Ex-Freundin Louise das Haus betrat, fesselte und vergewaltigte er sie. Anschließend tötete er sie mit einer Armbrust. Als die 28 Jahre alte Schwester Hannah nach der Arbeit nach Hause kam, erschoss er auch sie.

Für seine Verbrechen wurde der Mörder im März zu lebenslanger Haft verurteilt. Richter Joel Bennathan nannte ihn in seiner Urteilsbegründung einen „eifersüchtigen, von Selbstmitleid zerfressener Mann, der Frauen zutiefst verachtet”. Amy sagte nach dem Urteil, der Mörder habe einen Platz in der Hölle verdient. „Das, was er meiner kleinen Schwester angetan hat, ist nicht weniger als teuflisch“, so die 31-Jährige. John Hunt bemühte eine ähnliche Metapher: „Die Schreie der Hölle, Kyle, ich kann sie jetzt hören. Sie werden dir den roten Teppich ausrollen.“

Hunt glaubt, dass Tochter Hannah sein Leben rettete

Beide zeichnen im BBC-Interview das Bild einer glücklichen Familie, die sich immer sehr nahegestanden habe. „Unser Leben war vollkommen glücklich – im Grunde überschwemmt davon“, sagt der Vater. Seine Tochter bestätigt: „Wir haben darüber gesprochen, wie viel Glück wir als Familie hatten, mit den Eltern, die wir hatten, und mit dem Leben, das wir hatten.“

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John Hunt ist sicher, dass er nur durch einen Zufall noch am Leben ist. Er glaubt, dass sein Tochter Hannah ihm indirekt das Leben gerettet habe. Sie habe kurz vor ihrer Ermordung noch einen Notruf absetzen können, in dem sie auf den Täter hinwies. Hunt ist davon überzeugt, dass Clifford vorhatte, auch ihn zu töten, sagt er in dem BBC-Interview.

Die Hunts beklagen in dem Gespräch die mediale Berichtserstattung nach Bekanntwerden der Morde. Es habe viele Gerüchte und Falschbehauptungen gegeben. So sei berichtet worden, dass John die Leichen seiner Lieben gefunden habe. Auch sei die Rede davon gewesen, dass Louise eine „kontrollierende und zwanghafte Beziehung“ zu ihrem späteren Mörder geführt habe. Beide weisen auch entscheiden zurück, dass es Anzeichen von Missbrauch und Frauenfeindlichkeit in seinem Verhalten gegeben habe.

Famile fand Louises Freund unreif und rücksichtslos

Die Beziehung Louises zu dem Mann sei „unkompliziert“ gewesen. Dennoch hätten ihre Schwestern und ihre Eltern Vorbehalte ihm gegenüber gehabt, weil sie ihn als „unreif“ und „rücksichtslos“ empfunden hätten. Er habe keine Kritik vertragen und sei konfliktscheu gewesen.

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Mörder Kyle Clifford
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Elizabeth Cook

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Vater und Tochter kritisieren auch Teil der juristischen Abwicklung der Morde. Ihrer Meinung nach sei das Verfahren langwierig gewesen, im Prozess seien Aspekte der Tat bekannt geworden, von denen sie als Angehörige zuvor nie etwas gehört hätten.

Zugleich betonen Amy und John Hunt aber auch, dass viele „unglaubliche Menschen“, sie unterstützt hätten. Er nennt Polizisten, Familienverbindungsbeamten, den Anwalt der Familie und den „mitfühlenden“ Richter. „Wir hatten großes Glück, diese Menschen unter diesen schrecklichen Umständen kennengelernt zu haben.“