Amber Haigh verschwindet vor mehr als 20 Jahren spurlos...
Nach Fehlgeburten - hat ein Ehepaar eine Mutter (19) getötet, um an ihr Baby zu kommen?

„Als ihnen klar war, dass ihr Plan nicht aufgeht, haben sie sie umgebracht!”
Im Juni 2002 verschwindet die damals 19-Jährige Amber Haigh aus dem australischen Kingsvale. Ihr fünf Monate alter Sohn bleibt bei der Pflegefamilie, bei der die geistig behinderte Jugendliche zu dieser Zeit lebt. Lange gilt ihr Verschwinden als Cold Case, als ungeklärter Kriminalfall. Jetzt stehen ihre Pflegeeltern vor Gericht. Der ungeheuerliche Verdacht: Sie sollen Amber getötet haben, um das Sorgerecht für ihr Kind zu bekommen.
Mordprozess in Australien: Wurden die Pflegeeltern zu berechnenden Mördern?
Am Abend des 5. Juni 2002 hätten sie Amber noch zum Bahnhof gefahren. So lautet die Aussage von Robert Samuel Geeves (64) und seiner Frau Anne Margaret Geeves (63) vor Gericht. Danach wird die Jugendliche nie wieder gesehen. Am ersten Tag im Mordprozess bestreiten sie, etwas mit ihrem Tod zu tun zu haben, wie mehrere australische Medien über die Verhandlung berichten.
Das Paar selbst meldet die 19-Jährige damals als vermisst und nimmt scheinbar gutmütig ihren Sohn in Obhut. Robert und Anne Geeves sind nicht die offiziellen Pflegeeltern. Amber Haigh hat eine schwierige Kindheit. Sie wächst mit einem alkoholkranken Vater auf und zieht Ende der 1990er Jahre schließlich zu ihrer Großtante nach Kingsvale nahe der australischen Hauptstadt Canberra. Die Tante ist die Nachbarin der Geeves.
Mit dem Paar versteht sich das Mädchen so gut, dass es später bei ihnen wohnt. Zwischen Amber und Robert Samuel beginnt irgendwann eine heimliche sexuelle Beziehung. Er ist auch der Vater ihres Sohnes, wie der Guardian aus der Anklage zitiert.
Leiche bis heute nicht gefunden: Was ist mit Amber Haigh passiert?
Das Ehepaar hat zwar einen leiblichen Sohn, doch es will noch weitere Kinder. Nach drei Fehlgeburten und einer Totgeburt, davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, schmieden die Geeves den Plan, das Sorgerecht für Ambers Sohn zu bekommen.
In der Nachbarschaft sollen sie Gerüchte gestreut haben, die 19-Jährge sei selbstmordgefährdet und keine gute Mutter. „Als klar wurde, dass sie das gewünschte Ergebnis nicht so leicht erreichen wie gedacht (...) haben sie sie getötet”, zitiert die australische ABC das Eröffnungsplädoyer des Staatsanwalts Paul Kerr. Demnach sei ihnen klar geworden, dass Amber ihren Sohn nie freiwillig weggegeben hätte.
Kann das Gericht den Cold Case Amber Haigh lösen?
Das Ehepaar plädiert dagegen auf „unschuldig”. Seit Jahrzehnten sieht es sich als Opfer von „Lügen und Intrigen”, wie die ABC laut Aussage der Geeves berichtet. In der Kleinstadt hätte es viele Gerüchte um die angebliche Beziehung von Robert Samuel Geeves zu der viel jüngeren und geistig behinderten Frau gegeben. „Alles, was sie taten, wurde durch einen Nebel aus Misstrauen und Argwohn betrachtet“, sagt ihr Anwalt vor Gericht.
Der reine Indizienprozess wird am Obersten Gerichtshof in Wagga Wagga im australischen Bundesstaat New Sout Wales verhandelt. Er wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Auch Amber Haighs leibliche Mutter, Rosalind Wright, wird dabei sein. Sie hofft, dass das Schicksal ihrer Tochter nach mehr als 20 Jahren doch noch geklärt wird. (sbl)
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