Entnervter ZDF-Moderator Markus LanzAlice Weidel bringt Lanz mit gewagten Thesen auf die Palme

Moderator Markus Lanz und AfD-Chefin Alice Weidel (rechts)
Moderator Markus Lanz und AfD-Chefin Alice Weidel (rechts)
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Wer Markus Lanz um seinen Job beneidet, hat seine Sendung vom 6. März nicht gesehen…
Grund: AfD-Frontfrau Alice Weidel. Die schwang sich im ZDF zu einer Art Alleinunterhalterin auf und setzte gewagte Thesen in die Luft. So behauptete sie, der ukrainische Präsident Selenskyj wolle keinen Frieden. Den US-Vize-Präsidenten Vance nannte sie einen „unglaublich weisen Mann“. Nachfragen von Moderator Lanz ignorierte Weidel weitgehend.

Alice Weidel in der ZDF-Show: „Selenskyj will keinen Frieden”

Neben der Politikerin sind Justus Bender (Junge Union) und die Journalisten Sonja Álvarez (Wirtschaftswoche) und Johannes Winkel (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) eingeladen. Thema zu Beginn der Sendung: Der Eklat vom Weißen Haus, bei dem US-Präsident Donald Trump und sein Vize Vance Wolodymyr Selenskyj vor laufender Kamera abkanzelten wie einen Schuljungen. Das Verhalten der Amerikaner für Weidel offenbar völlig okay. J.D Vance ist für die Rechtspopulistin ein „unglaublich weiser Mann mit einer Vision für Amerika und für Europa“. Dass die USA sich nicht mehr an der Hilfe für die Ukraine beteiligen wollen, findet sie „legitim“. Dann unterstellt sie Selenskyj, er wolle keinen Frieden. Einwand Lanz: „Das hat er nicht gesagt.“ Darauf geht Weidel nicht ein.

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Sie fordert mehr oder weniger unverblümt, die Ukraine sollte gefälligst aufgeben. Friede sei möglich, das sei immer ein „Verhandlungsfriede.“ Es sei „verkürzt“ und „unseriös“, von „Diktatfrieden“ zu sprechen, so die AfD-Chefin. Dass die USA im Sinne Putins die Ukraine unter Druck setzen, interessiert sie offenbar nicht. Selenskyj wirft sie vor, „drei Jahre um die Häuser gezogen und gebettelt“ zu haben. Der ukrainische Präsident sei „eine tragische Figur“, weil er geglaubt habe, den Krieg gewinnen zu müssen. Sie findet: Er hätte „von Anfang an verhandeln müssen“, weil sein Land gegen Russland keine Chance habe.

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AfD-Behauptungen ohne Gegenargumente: „Das stimmt doch alles überhaupt nicht“

Markus Lanz findet, es handele sich um „eine zutiefst moralische Angelegenheit“, für ihn gehe es „um eine Schlacht zwischen Gut und Böse.“ Er wirft die rhetorische Frage auf, wer den Krieg angefangen habe. Weidel sagt, es sei „ein völkerrechtswidriger Krieg, den Russland angefangen hat.“ Sie findet: „Darum muss er jetzt beendet werden.“ Warum dies zu Lasten der überfallenen Ukraine und nach den Vorstellungen des Aggressors Russland und den Plänen der USA geschehen soll, sagt sie nicht.

Auch Lügen von Donald Trump wie jene, sein Vorgänger Joe Biden habe 2020 die Wahl gestohlen, oder falsche Angaben bei den US-Hilfen für die Ukraine, wischt sie ohne Gegenargument weg. „Sie haben gerade unterstellt, dass irgendwer Lügen in die Welt bringen will“, wirft Weidel dem Moderator vor. Und behauptet: „Das stimmt doch alles überhaupt nicht.“

Nach einigen weiteren Themen wie Schuldenbremse, Wirtschaft und EU waren 75 Minuten Sendezeit um, die Zuschauern, Gästen und dem Gastgeber viel Kraft gekostet haben. Lanz‘ Fazit ist nichts hinzuzufügen: „Wir sind am Ende, sowohl intellektuell als auch sonst.“