Wie betroffene Kunden mitmachen könnenZalando-Mahngebühren nicht rechtmäßig? Verbraucherschützer bereiten Sammelklage vor

Jens Kalaene
Die Verbraucherzentrale Sachsen will gegen die Mahngebühren von Zalando vorgehen (Symbolbild)
deutsche presse agentur
von Aristotelis Zervos

Kassiert Zalando Mahngebühren, die nicht rechtmäßig sind?
Das behauptet die Verbraucherzentrale Sachsen – und will mit einer Sammelklage gegen den Versandhändler vorgehen. Was die Verbraucherschützer bemängeln und wie Zalando auf die Vorwürfe reagiert.

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Verbraucherzentrale will gegen 5,30 Euro Mahngebühren von Zalando vorgehen

Darum geht es den Verbraucherschützern: „Wer bei Zalando bestellt und nicht fristgemäß zahlt, bekommt mit der zweiten Mahnung 5,30 Euro Mahngebühren per E-Mail aufs Auge gedrückt. Viele zahlen diesen Betrag, schließlich haben sie die Zahlungsfrist versäumt und vertrauen darauf, dass sich einer der größten europäischen Versandhändler an geltendes Recht hält.“

„Wir halten diese Gebühren für unzulässig“, sagt Michael Hummel, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Sachsen. „Zum einen gibt es keine Regelungen in den AGB von Zalando, zum anderen dürfen nach der Rechtsprechung nur tatsächlich anfallende Kosten geltend gemacht werden.“ Und die seien bei E-Mail-Mahnungen verschwindend gering.“

Auch wenn es um einen eher geringen Betrag geht: Allein 2022 soll Zalando rund 261 Bestellungen abgewickelt haben. Wie Zalando auf RTL-Anfrage erklärt, liegt der Anteil der Kunden, die eine zweite Mahnung erhalten, im einstelligen Prozentbereich. Angenommen, der Anteil liegt bei fünf Prozent, würde Zalando rund 70 Millionen Euro Mahngebühren kassieren.

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„Oft kommen Unternehmen mit ihrer rechtswidrigen Praxis durch, denn Verbraucherinnen und Verbraucher streiten sich vor Gericht in der Regel nicht um 5,30 Euro“, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen ihr Vorgehen.

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So erklärt Zalando die Mahngebühren

Aber wie kommen bei Zalando die Mahngebühren überhaupt zustande und wann werden diese fällig? Auf Anfrage von RTL nimmt Zalando ausführlich Stellung:

„Beim Kauf auf Rechnung haben unsere Kund*innen 14 Tage Zeit, die gekauften Artikel zu bezahlen. Am elften Tag nach Versand der Bestellung schicken wir Kund*innen, die ihre Rechnung noch nicht bezahlt haben, eine kostenfreie Erinnerung per Mail, dass ihre Zahlung noch aussteht. Sind die 14 Tage ohne Zahlungseingang vergangen, erhalten Kund*innen eine erste Mahnung, die mit einer Gebühr von 1,80 EUR einhergeht. Sie haben dann wiederum sieben weitere Tage Zeit, den Gesamtbetrag inklusive der Mahnungsgebühr zu entrichten.

Falls wir 21 Tage nach Versand der Bestellung keinen Zahlungseingang verzeichnen können, erhalten Kund*innen eine zweite Mahnung. Diese zweite Mahnung geht mit einer Gebühr von 3,50 EUR einher und wird Kund*innen sowohl per Mail als auch per Post zugestellt. Im Anschluss haben Kund*innen weitere zehn Tage Zeit, den Gesamtbetrag inkl. der Mahnungsgebühren zu bezahlen.“

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Zalando betont, dass die überwiegende Mehrheit die gekauften Artikel fristgerecht bezahle.

Sammelklage gegen Zalando: Wie Betroffene mitmachen können

Mit der Sammelklage will die Verbraucherzentrale Sachsen eine neue Klagemöglichkeit nutzen, die erst seit Freitag den 13. Oktober 2023 in Kraft getreten ist.

Betroffene Zalando-Kunden können sich der Sammelklage einfach über die Online-Seite der Verbraucherzentrale Sachsen anschließen. Der Nachweis, dass die Mahngebühren erhoben und gezahlt wurden, genügt.

Dabei übernimmt die Verbraucherzentrale das Risiko und die Kosten der Sammelklage. Die Beteiligung an der Sammelklage ist für alle Betroffenen kostenfrei.