Verbraucherzentralen schlagen Alarm
Droht bald ein „Ämter-Chaos“ durch die Wohngeldreform?

Hohe Heizkosten und steigende Lebensmittelpreise setzen Mieterinnen und Mieter zunehmend unter Druck. Deshalb soll ab dem 1. Januar 2023 für Menschen mit einem geringen Einkommen das Wohngeld steigen. Doch statt einer pünktlichen Entlastungszahlung, droht zum Jahreswechsel ein regelrechtes „Ämter-Chaos“, warnt die oberste Verbraucherschützerin.
Die Anzahl der Bürger mit Wohngeldanspruch steigt
Aus Bürgersicht ist die Wohngelderhöhung eine sinnvolle Maßnahme, um vor allem Geringverdiener zu entlasten. Behörden dürften die Wohngeld-Reform deutlich kritischer sehen. Die Ausweitung des Wohngeldes und der Heizkostenzuschüsse für niedrige Einkommensgruppen könnte zu einer enormen Überlastung der Ämter führen. Das prophezeit Deutschlands oberste Verbraucherschützerin Ramona Pop.
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Da nun eine deutlich höhere Zahl an Bürgern Anspruch auf Wohngeld hat, warnt Pop vor Verzögerungen: „Da droht zum Jahresanfang ein Ämter-Chaos, so dass Menschen wochen- oder sogar monatelang auf die Bearbeitung und Auszahlung warten müssten“, erklärte die 45-Jährige der „Welt“.
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Was beinhaltet die Wohngeld-Reform überhaupt?
Das Wohngeld ist quasi als staatlicher Zuschuss zur Miete für Geringverdiener zu verstehen. Dazu zählen beispielsweise Haushalte, die zwar keine Sozialleistungen beziehen, monatlich aber dennoch wenig Geld zur Verfügung haben. Deshalb sollen ab Januar mehr Haushalte in Deutschland durch die neue Reform entlastet werden.
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Das Wohngeld wird demnach um durchschnittlich 190 Euro im Monat aufgestockt. Das Beschloss der Bundestag in der vergangenen Woche. Von dem neuen Wohngeld könnten nach Regierungsangaben zwei Millionen Haushalte profitieren – das sind 1,4 Millionen mehr als bisher. Einziger Knackpunkt: Der Bundesrat muss der Reform Ende November noch zustimmen.
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Sie sind gefragt: Reicht die Wohngeldreform in der derzeitigen Krise aus?
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Immer mehr Menschen geraten finanziell unter Druck

Theoretisch könnte sich das Startdatum des reformierten Wohngeldes noch verschieben, sollte der Bundesrat sein Veto einlegen. Allerdings erkennt Ramona Pop nicht zuletzt durch die steigenden Energiepreise eine erhöhte Finanznot unter den Bürgern. Der ehemaligen Berliner Wirtschaftssenatorin Pop zufolge ist die Nachfrage nach Energierechtsberatung in den Verbraucherzentralen vor dem Hintergrund der Energiepreiskrise bereits stark gestiegen.
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„Wir rechnen für das laufende Jahr mit knapp 300.000 Energieberatungen“, sagte Pop. Das seien 61 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort werden regelrecht überrannt», sagte Pop. „Wir merken, dass die Menschen deutlich mehr Druck haben.“ Am finanziellen Druck der Bürger wird sich aber nur wenig ändern, sollte tatsächlich ein „Ämter-Chaos“ eintreten. Schließlich rechnen die Behörden in Kürze mit einer Flut von Anträgen. (dpa. rdr)
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