Er pfiff Spieler zu laut ins Ohr - Tinnitus
Gepfiffen bis zum Tinnitus? Ehrenamt-Schiri zahlt 2.500 Euro Schmerzensgeld
Über drei Jahre ist es nun her, dass Schiedsrichter Pierre Hackler einem Fußballspieler der Wiesbadener Kreisliga B zu laut ins Ohr pfiff. Laut dem ehrenamtlichen Schiedsrichter gab es eine Auseinandersetzung und Rudelbildung auf dem Platz, diese wollte der Schiri mit dem Pfiff schlichten und unterbinden. Allerdings sei er dabei zu nah an das Ohr eines Spielers gekommen. Weil er nach Ansicht des Gerichts fahrlässig gehandelt hatte, musste er 80 Sozialstunden ableisten – jetzt stand er erneut vor Gericht. Der geschädigte Spieler leidet seit dem Pfiff unter Tinnitus und hat nun zusätzlich noch Schmerzensgeld eingeklagt – mit Erfolg.
Schiri Hackler beißt in den sauren Apfel
Ursprünglich stand eine Summe von 5.000 Euro im Raum. Auf Anraten des Richters haben sich Hackler und der geschädigte Fußballspieler am Donnerstag auf eine Summe von 2.500 Euro geeinigt – sofern Hackler diese Summe in einem Zeitraum von zwei Jahren ordnungsgemäß in monatlichen Raten abzahlt: „Direkt einig waren wir uns nicht, ich wollte auf die Unschuld hingehen, aber wir haben dann hochgerechnet, was in den nächsten Prozesstagen passieren und das Ding langjährig werden könnte. Da hatte ich keinen Bock drauf – lieber kurz und schmerzlos“, sagt Hackler im RTL-Interview.
Hackler wurde seit Beginn des kuriosen Falls immer wieder darauf angesprochen. „Vereine und auch andere Schiedsrichter können sich das nicht erklären, die meisten waren immer positiv mir gegenüber eingestellt.“
Eine Belastung sei es für ihn aber in jedem Falle gewesen. Sich nun erneut mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen, sei für Hackler nicht ganz einfach gewesen. „Es ist nerven- und zeitaufreibend“, sagt er zu RTL am Rande des Prozesses im Landgericht Wiesbaden weiter.

Amateur-Schiri Hackler: Fußballverbände ließen mich im Stich
Bei diesem Prozess handelt es sich um einen Präzedenzfall, eine Situation wie diese gab es noch nie. Sowohl vom Hessischen als auch vom Deutschen Fußballverband fühlt er sich in der Angelegenheit im Stich gelassen, Unterstützung habe er keine bekommen. Generell sei es aber eine wichtige Angelegenheit. „Dann muss ja jeder Schiedsrichter Angst haben, zu pfeifen“, sagte er uns in einem Interview im Jahr 2020. Es gebe ohnehin schon einen Schiedsrichtermangel, Gerichtsprozesse wie diese machten das Amt zusätzlich noch unattraktiver für junge Menschen.
Der betroffene Spieler hatte RTL vor zwei Jahren erzählt, dass Schiedsrichter Hackler es mit seinem Pfiff drauf ankommen ließ: „Er ist auf mich zugekommen, und das werte ich als Absicht, ganz einfach. Aus so einer Distanz pfeift man nicht“, sagte er.

Hackler ist die Unparteiischen-Lust vergangen - hängt er die Pfeife an den Nagel?
Vor dem Prozess hatte Pierre Hackler angekündigt, sein Hobby sein zu lassen, sollte das Gericht nicht zu seinen Gunsten entscheiden. Nun ist er sich unsicher. „Irgendwie würde ich ja gerne weiterpfeifen, irgendwas sagt in mir aber auch: Wofür, wenn sowas passieren kann? Ich muss noch einmal darüber nachdenken“, sagt Hackler zu RTL. (ldo/kmü)