Bei -5 Grad: "Entsetzlich warm"Weihnachten in der Antarktis: So feiern die Forscher auf der Neumayer-Station III

Weihnachten am anderen Ende der Welt. Ein 46-köpfiges Team ist zur Zeit auf der Forschungsstation, die vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven betrieben wird. Und da wird natürlich auch Weihnachten gefeiert – auch wenn die Forscher kurz vorm Fest noch nicht wirklich in Stimmung sind.
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Weihnachten im Sommer
Der Kälterekord an der Station liegt bei minus 50,2 Grad Celsius im antarktischen Winter, gemessen am 8. Juli 2010. Davon sind die aktuellen Temperaturen weit entfernt – im Moment ist Sommer in der Antarktis. Auch deswegen ist für die kälteerprobten Forscher bis kurz vor Heiligabend noch keine richtige Weihnachtsstimmung aufgekommen. „Ich habe mir Lebkuchengewürz von Zuhause mitgebracht, habe aber kein einziges Mal damit gebacken“, sagt Stationsleiterin Aurelia Hölzer. Schließlich fehle im antarktischen Sommer die typische Dunkelheit der Adventszeit. „Hier ist es Tag und Nacht hell“, so die 44-Jährige. Für Heiligabend seien minus fünf Grad Celsius vorausgesagt - „entsetzlich warm“, sagt sie und ergänzt im RTL-Interview: „Wir haben sehr warme Sachen, Ausrüstung und Bekleidung und da sind -5 Grad ziemlich warm, da kommt man schon ins Schwitzen!“. Auch Kerzen seien aus Brandschutzgründen nicht erlaubt.
Das Feiertags-Festmahl
Selbst am Südpol wird es an Heiligabend einen deutschen Klassiker zu essen geben: Fränkische Gänsebrust mit Rotkohl und Knödel. Der Koch und die Köchin werden zusätzlich ein veganes Gericht für das Team anbieten, sagt die Stationsleiterin. Denn mehrere Mitarbeiter sind Vegetarier oder Veganer. Für die gibt es Curry mit Reis und Gemüse. Und für alle vorab eine vegane Tomatensuppe.
Geschenke per Schiff
Weihnachten wird erst so richtig an Heiligabend eingeläutet: „Dann stellen wir zwei Plastikbäume auf und schmücken sie auch: Einen fürs Wohnzimmer und einen fürs Esszimmer“, erzählt Hölzer. Obwohl ein Versorgungsschiff nur einmal im Jahr vorbeikommt, muss das Team nicht auf Geschenke aus der Heimat verzichten: „Meine Familie hat schon im September 2021 die Geschenke für dieses Weihnachten verpackt, die dann mit in die Seekisten kamen“, berichte Hölzer. Die Pakete kamen schon im Januar an. Da muss man geduldig sein. Außerdem wird gewichtelt: Die Präsente bastelten die Bewohnerinnen und Bewohner der Station Neumayer III selbst. Pinguin- und Schneeflocken-Motive waren dabei besonders beliebt.
Forschung auf der Neumayer-Station III
Seit 2009 dient die Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis an der Küste des östlichen Weddell-Meeres als Basis für die deutsche Antarktisforschung. Die Neumayer-Station III empfängt unter anderem Wettersatellitenbilder. Um Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck und Wind nicht nur am Boden zu erfassen, werden täglich Radiosonden an einem Wetterballon gestartet. Weitere Sonden messen zudem die Verteilung von Ozon in der Atmosphäre.
Mehr über die Arbeit im ewigen Eis und das Leben auf der Station, erfahren Sie im Video zum 10-jährigen Jubiläum der Station.
63 Tage Polarnacht im ewigen Eis
Extreme Kälte, tobende Stürme und im Winter kommt die Sonne für 63 Tage nicht mehr über den Horizont – es herrscht Polarnacht. Die Antarktis ist ein gefährlicher und faszinierender Ort zugleich. Jedes Jahr zwischen Februar und November überwintern nur neun Forscher auf der Neumayer-Station III unter Extrembedingungen und das hat sogar Auswirkungen auf ihre Gehirne.
Welche Erkenntnisse es dazu aus der Wissenschaft gibt, sehen Sie im Video.